Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
Sekunde verfestigte sich der Eindruck, dass der Kerl gar nicht so besonders gut war, sondern bisher einfach nur Glück gehabt hatte.
Die Spur führte immer weiter um den kleinen Hügel herum, und jetzt schien es ihm, als wollte die Zielperson im Bogen wieder zum Haus zurück. Das ergab überhaupt keinen Sinn, es sei denn, er war ein Feigling und war zu dem Entschluss gelangt, sich der Polizei zu stellen, damit er wenigstens am Leben blieb. McClury lächelte. Sollte er das mal glauben.
Da hörte er das Geräusch herabfallender Steine und sah aus dem Augenwinkel ein paar kleine Felsbrocken am Fuß des Hügels im Schnee landen. Sie waren durch irgendetwas losgetreten worden. McClury wirbelte herum und ging in die Knie. Er schaute nach oben, zur Spitze der kleinen Steilklippe. Dort kauerte ein dunkler Schatten.
Ein Schuss hallte durch den Wald.
McClury hatte das Gefühl, als hätte ihn ein Baseballschläger am Arm erwischt. Er riss die Mossberg hoch, als eine zweite Kugel in seiner Schulter einschlug und seinen rechten Arm lähmte. Blut spritzte in den Schnee.
Die Schrotflinte landete vor seinen Füßen. Er spürte, wie er anfing zu schwanken, und streckte den unverletzten Arm aus,
stützte sich mit der flachen Hand gegen einen Baum. Bis zum heutigen Tag hatte er noch nie eine Kugel abbekommen, und das war jetzt schon die dritte. Er hätte beinahe angefangen zu lachen. McClury hörte, wie hinter ihm noch mehr Steine herabfielen. Die Zielperson kam den felsigen Abhang heruntergeklettert. Der Drecksack hatte ihn hier heruntergelockt, damit er wieder nach oben klettern und den Vorteil der höheren Position für sich nutzen konnte.
Schnee knirschte.
Eine Stimme in seinem Rücken ertönte: »Ich werde dir jetzt ein paar Fragen stellen.«
McClurys Antwort fiel kurz aus. »Leck mich.«
»Also, das war jetzt aber nicht besonders höflich.«
»Ich sage gar nichts.«
»Ich werde dich trotzdem fragen, und du wirst mir antworten. «
Die Mossberg lag direkt vor McClury, höchstens einen Meter von seiner freien Hand entfernt. Aber die Hand ließ sich nicht bewegen.
»Du wirst so oder so sterben. Aber wenn du meine Fragen aufrichtig beantwortest, dann darfst du sterben, ohne zu schreien.«
McClury glaubte ihm. Aus Erfahrung wusste er, dass jeder Mensch unter Folter anfing zu reden. Die Schrotflinte war so nahe und hätte doch einen Kilometer weit entfernt sein können. Wenn er sie mit der anderen Hand zu erreichen versuchte, dann würde er einfach nach vorn in den Schnee kippen und die Waffe unter sich begraben. Vielleicht konnte er sich ja dann zur Seite wälzen, aber sicher nicht, bevor die Zielperson ihn endgültig erledigt hatte. Sein gestreckter Arm hatte bereits angefangen zu zittern. Er wusste nicht, wie lange er sich noch aufrecht halten konnte.
»Ich habe nur meine Arbeit gemacht«, keuchte er.
»Dann hättest du sie besser machen sollen.«
McClury nickte. Da konnte man dem Arschloch nicht widersprechen. Er ließ sich nach vorn fallen, direkt auf die Schrotflinte.
Eine Sekunde lang fummelte er unter seiner Brust herum.
Der Schuss aus der Schrotflinte blies dem Amerikaner den halben Schädel weg. Eine Mischung aus Gehirnmasse und Blut ergoss sich in den Schnee. Das Blut dampfte. Victor schüttelte den Kopf. Es schneite. Victor durchsuchte die Leiche, entdeckte aber nichts Brauchbares. Nur die Fußspuren des Attentäters waren klar und deutlich im Schnee zu erkennen, und er folgte ihnen zurück bis zu seinem brennenden Chalet. Er ging geduckt, weil er wusste, dass die Polizisten immer noch in der Gegend sein mussten. Die Spur führte bis zu der kleinen Erhebung, von der aus der Attentäter die Hintertür ins Visier genommen hatte. Im Schnee lagen ein paar Messingpatronenhülsen.
Dann teilte sich die Spur, führte zu seinem einstigen Wohnhaus, aber auch weiter nach Norden. Victor folgte den Schritten, die vom Chalet wegführten. Die Abdrücke wurden deutlicher, tiefer. Hier war der Attentäter schneller gegangen. Bevor er seine Stiefel ausgezogen hatte.
Die Spur führte mehr oder weniger geradeaus, nur gelegentlich wich sie ein paar Bäumen aus. Nach zehn Minuten stand Victor am Fuß eines Felsüberhangs. Hier waren keine Fußspuren mehr zu erkennen, dafür aber Schnee am Fuß des steilen Abhangs, verrutschte Steine, bloßgelegte Erde. Victor arbeitete sich den Hang hinauf, hielt sich unterwegs immer wieder an Bäumen fest. Er hörte seine pfeifenden Lungen. Sein heiserer Atem wurde immer lauter, je
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