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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Er wusste, dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnten, doch er beobachtete die beiden schattenhaften Gestalten, die sich von der dunklen Luke abhoben.
    Nadifs Gesicht tauchte in den schmalen grünen Lichtschein hinter dem Funkgerät und Phillips hörte, wie – klick, klick, klick – Patronen aus dem Magazin auf die kleine Plastikablage hinter dem Steuerrad gedrückt wurden. Ghadi fand eine mit grüner Spitze, und noch eine. Er löste sein eigenes Magazin aus seiner Waffe, zog ein paar Patronen heraus und ersetzte sie durch die beiden Leuchtspurgeschosse. Er führte das Magazin wieder ein und ließ es einrasten.
    Phillips schloss die Augen. Sie zankten sich wieder, aber nicht mehr so hitzig. Phillips schloss nicht aus, dass sie ihn erschießen würden. Er verhielt sich ganz still. Wenn jetzt jemand nach ihm griff und ihn hochzerrte, wäre das sein Ende, dachte er. Es blieben ihm mehrere endlose Sekunden, in denen er dem Geräusch des einrastenden Magazins nachhorchen konnte. Dann bewegte sich Erasto. Er kam ihm in der Dunkelheit sehr nahe und Phillips hörte, wie der Pirat auf die Ducht kletterte.
    Keine Hand griff nach ihm. Niemand drückte ihm einen Gewehrlauf an den Kopf. Phillips atmete auf. Noch war es nicht so weit.
    Ghadi griff nach dem Mikrofon, schaltete die Rauschsperre an und aus, um Aufmerksamkeit zu erregen, und sprach in einem Singsang aus schnellen, ineinanderfließenden Silben auf Somali, das sich anhörte wie eine Koboldsprache. Phillips schnappte mehrmals den Namen Abduwali auf, doch der Zerstörer antwortete nicht. Da neigte er den Kopf etwas, schaute wieder nach achtern und durch die Luke nach oben. Phillips sah, wie sich Nadif aufrichtete. Seine Silhouette hob sich dunkel gegen die fast undurchdringliche Nacht ab. Er konnte die Umrisse der AK mit ihrem gebogenen Magazin erkennen.
    Mit einem leisen Knacken entsicherte Nadif die Waffe und hielt sich mit einer Hand fest. Er schwang die AK durch das Backbordfenster und zielte nach vorne oben. Mit lautem metallischem Krachen löste sich ein Schuss. Das Bootsinnere wurde dadurch ganz kurz hell erleuchtet, wie durch einen Blitzschlag.
    Aus der Luke beobachtete Erasto, wie ein einsames grünes Leuchtspurgeschoss gen Himmel flog und in großem Bogen über das Schiff zog. Es erreichte die tief hängenden schwarzen Wolken und verglühte irgendwo im Norden als blassgrüne Sternschnuppe. Das Geschoss hatte am Ruderhaus der Bainbridge vorbeifliegen sollen.
    „Das müssen sie gesehen haben“, grunzte Erasto. „Bestimmt haben sie das gesehen. Dann wissen sie jetzt, dass sie antworten sollen.“
    Phillips konnte kein Wort verstehen, aber jedenfalls wirkten sie nicht aufgeregt, sondern eher ruhig und sachlich.
    Nadif blieb in der Luke stehen, mit dem Gewehr in der Hand. Er sprach abgehackt, angespannt und zornig. „Abduwali ist ein Scheißkerl, “ sagte er. „Ein Arschloch und eine Schwuchtel.“
    Phillips sah, wie Nadif sich durch die Luke duckte. Er erkannte seine Umrisse als Schatten vor schwarzem Hintergrund.
    „Fick dich, fick dich, du Stück Scheiße.“
    Im TOC trafen Berichte über einen abgefeuerten Schuss ein. Die Leuchtkugel war gesehen und von Zorro 1 und 2 gemeldet worden. Die Scharfschützen-Beobachter auf der Boxer bestätigten. Die Resonanz des Schusses durch die hohle Glasfaserwand des Rettungsboots wurde vom passiven Sonar des U-Boots aufgefangen und verbal über eine Unterwasser-Kommunikationsschaltung bestätigt. Als die Informationen hereinkamen, war Greg Wilson voll auf die Kommandoschirme konzentriert. Er bat um eine Wiederholung der Aufnahmen des Schusses von ScanEagle. Prompt lief die Anzeige eines Monitors rückwärts, hielt an und wurde erneut abgespielt. Eine einzelne Zielperson kam aus der Luke, hob ihre Waffe und feuerte einhändig einen Schuss ab, der über den Zerstörer hinwegging. Wilson sah, wie der Mann sich aus der Luke schwang, um die Flugbahn der Leuchtkugel zu verfolgen.
    „Bravo“, sagte einer der Twidgets.
    „Was soll das?“, grunzte Costello.
    „Sie geben uns ein Signal“, meinte Wilson ruhig.
    „Sie haben zwei Schachteln mit Leuchtkugeln auf dem Boot. Und Rauch.“
    Wilson wusste, selbst wenn Phillips ihnen zeigen würde, wo die Leuchtraketen waren, würden die Somalis nicht wissen, wie man sie handhabte.
    „Gefahr im Verzug“, sagte Wilson.
    Von der anderen Seite der Offiziersmesse her nickte Frank Costello. „Finde ich auch.“
    Wilson griff sich das Motorola-2600-Funkgerät aus der Ladestation und

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