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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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waren an modernsten Waffen ausgebildet, kannten sich mit Computern aus, waren technisch versiert und konnten mit den Medien umgehen. Sie kämpften nicht für ein Land oder eine Region, ja, eigentlich noch nicht einmal für einen Glauben. Sunniten und Schiiten kämpften für eine Idee.
    Sie kämpften für die Umgestaltung dieses Planeten: zu einer Welt, einem Volk unter islamischer Vorherrschaft und dem Willen Gottes. Um das zu erreichen, setzten die neuen Dschihadis jedes Mittel ein, ganz gleich wie blutig, ruchlos oder grausam. Frauen und Kinder waren für sie ebenso Freiwild wie feindliche Schiffe, Züge und Flugzeuge. Diese Männer taten das Werk Allahs. Die Zeit war reif, dem Mahdi den Weg zu bereiten – dem Propheten Gottes. Sie kämpften, um die Endzeit einzuläuten, wie es im Koran vorhergesagt wurde.
    Aus den staubigen Ebenen Afghanistans, vorbei an abgewrackten sowjetischen Panzern und den bleichen Knochen russischer Soldaten, galoppierte der Dschihad heran.

DER HELD AUS DER HÖHLE DES LÖWEN
    ETWA 1982 ENTSCHIED SICH OSAMA BIN LADEN, polygam zu leben – wie sein Vater. Er kaufte ein kleines Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen, circa eineinhalb Kilometer vom Haus seiner Mutter entfernt, und beschloss, es mit drei neuen Familien zu füllen. Wie er Freunden erzählte, wollte er damit zeigen, dass die Vielehe eine durch und durch islamische Lebensweise war und, da vom Propheten selbst praktiziert, für alle Beteiligten ein faires und gerechtes Arrangement.
    Bei seiner zweiten Frau fiel die Wahl überraschend auf die sieben Jahre ältere Tochter einer wohlhabenden Familie aus Dschidda, die an der Frauenfakultät der König-Abdulaziz-Universität in Kinderpsychologie promoviert hatte. Schon bald umwarb und heiratete er eine weitere hoch gebildete Dame, die seine dritte Ehefrau werden sollte. Sie hatte ebenfalls einen Doktortitel, allerdings in Arabistik. Osamas dritte Frau wurde Umm Khalid genannt. Sie bezog die dritte Wohnung und schenkte ihm einen Sohn und drei Töchter. Osamas vierte Frau kam aus Mekka und entstammte der angesehenen Familie Gialani. Nach der Hochzeitsfeier zog sie ebenfalls in das Haus und gebar ihm drei Kinder. Endlich bekam sie auch einen Sohn und trug den Titel Umm Ali.
    Osama arbeitete im Familienunternehmen. Seine Pflichten in der Zentrale der Bin Laden Group in Dschidda beanspruchten ihn aber nicht übermäßig. Bald betätigte er sich als Gastgeber für durchreisende Werber, die frisch aus dem Krieg in Afghanistan kamen und Mittel für den Kampf beschaffen wollten.
    Manche waren raue Soldaten, die es bei dem zartgliedrigen, stillen bin Laden nicht lange hielt. Andere waren höflich, nahmen seine Gastfreundschaft an und erzählten ihm faszinierende Geschichten über den Kampf gegen die Russen. Sie brauchten Geld, um Waffen zu kaufen, und merkten bald, dass der junge Millionär freigiebig Schecks ausstellte. Genauso wertvoll waren für sie aber die Kontakte in die höchsten Kreise der arabischen Gesellschaft, die er für sie herstellte.
    Später behauptete bin Laden – und bastelte damit an seinem eigenen Mythos –, er sei am Tag nach dem Einmarsch der Sowjets nach Afghanistan gereist. Das stimmt nicht. Anfang der 1980er-Jahre war er damit beschäftigt, eine Kinderschar zu erziehen, ihren Unterricht durch Hauslehrer überwachen zu lassen und in den Zelten den Gastgeber zu spielen, die die Firma seiner Familie zu religiösen Anlässen wie dem Hadsch aufstellte. Erst nach den erfolgreichen Bombenanschlägen in Beirut beschloss bin Laden, sich am Heiligen Krieg zu beteiligen, der damals in Afghanistan begann.
    Trotz Beirut – oder vielleicht gerade deswegen – steckten die Vereinigten Staaten inzwischen viel Geld in den Krieg in Afghanistan. Die Hauptroute, über die US-Mittel und Waffen dorthin gelangten, war der pakistanische Geheimdienst ISI (Inter Service Intelligence). Pakistan wurde zur Verrechnungszentrale für amerikanisches Geld und der ISI zur zentralen Schaltstelle der Macht unter den aus Afghanen zusammengesetzten Gruppen, die tatsächlich gegen die sowjetischen Invasoren in den Kampf zogen.
    Die Saudis wollten unbedingt eigene direkte Kanäle zu den Mudschaheddin einrichten. Osama erzählte verschiedene Geschichten über seinen Weg zum ruhmreichen Dschihadi, doch richtig in Schwung kam die Entwicklung wohl erst, als er wieder Kontakt zu seinem alten Lehrer Ahmed Badib aufnahm. Badib hatte seine Stelle an der Al-Faqr-Universität aufgegeben, war zum saudischen Geheimdienst

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