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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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konnte – erst gegen Ägypten und dann gegen die ganze Welt.
    Um das zu erreichen, wollte Sawahiri Azzam aus dem Verkehr ziehen – wenn möglich politisch, zur Not aber auch physisch. Der Arzt setzte ein Gerücht in die Welt, dass Osama sich zur Gründung von al-Qaida entschlossen habe, weil Azzams Organisation, das Dienstbüro, von der Central Intelligence Agency unterwandert sei. In Peschawar, wo jeder eine Waffe trug und eine explosive Atmosphäre herrschte, wog dieser von Sawahiri verbreitete Verdacht weitaus schwerer als bloßer Tratsch. Die Strömungen um Osama waren komplex. Auch der saudische Geheimdienstchef Prinz Turki wollte Azzam ausgeschaltet wissen. Abdallah Azzam war Palästinenser und hatte erst im Jahr zuvor an der Gründung der Terrororganisation Hamas mitgewirkt. Der saudische Geheimdienst befürchtete stets, dass Azzams Loyalität letztlich nicht Osama oder dem Königreich Saudi-Arabien galt, sondern Palästina. Man argwöhnte, eine von Azzam geführte al-Qaida würde junge saudische Soldaten in die Kreise der Muslimbrüderschaft ziehen – der gleichen Männer, die Anwar al-Sadat ermordet hatten. Saudi-Arabien hatte das Attentat auf König Faisal noch nicht verwunden und wollte keine Probleme im eigenen Land.
    Der saudische Prinz Turki wusste, dass es in Afghanistan Bürgerkrieg geben würde. Gerade als sich strahlend der Sieg abzeichnete, wendeten sich mehrere Gruppen afghanischer Aufständischer gegeneinander. Die Saudis wünschten sich eine Organisation, die ihre Interessen vertrat, wenn Afghanistan entweder geteilt oder nach dem Abzug der Sowjets zur Räson gebracht würde. Prinz Turki wollte al-Qaida von einem Mann geführt wissen, den er für willfährig hielt. Turki kannte bin Laden gut genug, um zu wissen, dass er leicht zu beeinflussen war. Nicht auf der Rechnung hatte der Prinz allerdings, dass sich inzwischen ein anderer an Osama herangemacht hatte und die Fäden zog – einer, der ihm manipulativ in nichts nachstand.
    In der Hitze des Sommers setzte Sawahiri seinen Rivalen Azzam verstärkt unter Druck, diesmal mit der Anschuldigung, er habe Geld des Dienstbüros für eigene Zwecke veruntreut. Die Vorwürfe waren falsch, doch al-Takiyyah erlaubte Sawahiri, beliebig Lügen zu erzählen. Der Skandal um die angebliche Unterschlagung erschütterte Peschawar und die Lage verschärfte sich, als Sawahiri in der ganzen Stadt Plakate aufhängen ließ, die forderten, dass Azzam vor Gericht gestellt werden solle.
    Die persönliche Feindschaft zwischen den beiden Männern spitzte sich zu, als Sawahiri Abdallah Azzam aus den Leitungsgremien mehrerer Moscheen und Krankenhäuser ausschließen ließ und eine üble Rufmordkampagne startete.
    Abdallah Azzam war hochgebildet und politisch versiert, doch er begriff nicht, welche Kräfte da gegen ihn wirkten. Dass er Aiman Sawahiri unterschätzte, sollte ihn teuer zu stehen kommen.
    Am 17. August 1988 hob vom Luftstützpunkt Bahawalpur 450 Kilometer südlich der Hauptstadt Islamabad eine C-130-Maschine ab, in der der pakistanische Präsident Zia ul-Haq saß. Das Radar der Bodenkontrolle verfolgte, wie das Flugzeug unvermittelt in den Sturzflug überging, fast senkrecht auf dem Boden auftraf und explodierte. Nicht nur Pakistans Präsident war sofort tot, sondern auch der amerikanische Botschafter Arnold Raphel, der Stabschef der pakistanischen Streitkräfte und mehrere Dutzend weiterer hochrangiger pakistanischer Offiziere. Es gab keine Überlebenden.
    Ganz Pakistan war fassungslos und stand am Rande einer Revolution.
    Die öffentlichen Zusammenfassungen zweier streng geheimer Untersuchungen wiesen auf ein verhängnisvolles Versagen des Hydrauliksystems der Maschine hin. Das klang sehr unwahrscheinlich, da sich die C-130 jahrzehntelang als extrem zuverlässiges und solides Flugzeug bewährt hatte – selbst im Kampf. Doch niemand wollte von einem Bombenanschlag sprechen.
    Die pakistanischen Ermittler hatten vage angedeutet, die Maschine könne abgestürzt sein, weil die Piloten „außer Gefecht gesetzt“ waren.
    Wer Präsident Zia ul-Haq getötet hatte, wird womöglich nie geklärt, doch der Chef des pakistanischen Geheimdienstes, General Hamid Gul, war überzeugt, dass hinter dem Absturz eine „Verschwörung unter Beteiligung einer ausländischen Macht“ stand.
    Fast 30 Jahre später räumten amerikanische Geheimdienstangehörige vertraulich ein, dass vermutlich die Sowjetunion dahintergesteckt habe. Es war die Revanche des KGB für neun Jahre

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