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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gepanzerter Schulter fest, und die Stahlplatten protestierten knarrend wegen der Kraft seines Griffs. Marcus knirschte mit den Zähnen und versuchte, die Beschädigung der Eisdecke auf ein Minimum zu begrenzen, während er die Erde um sie teilte, als wäre sie Wasser. Er hielt eine enge Kugel freien Raums um sie herum offen, so klein, dass Sha gezwungen war, sich fast bis zum Boden zu bücken. Marcus war sich der heißen, keuchenden Atemzüge des Cane, die ihm über den Nacken glitten, nur zu bewusst.
    »Nur die Ruhe«, sagte er, »es ist alles gut.«
    Sha knurrte. »Wie lange wird es dauern, Khral zu erreichen?«
    Marcus schüttelte den Kopf. »Das kommt auf den Boden zwischen hier und da an. Wenn es Erde ist, dauert es nur einen Augenblick. Wenn er viel Gestein enthält, wird es schwieriger.«
    »Dann fang an.«
    »Das habe ich schon.«
    Sha stieß in der dunklen Enge ein nachdenkliches Grollen aus. »Aber wir bewegen uns nicht.«
    »Nein«, sagte Marcus, »aber die Erde um uns herum, und sie trägt uns mit sich.« Er sog einen zitternden Atemzug ein. Seit fünfzehn Jahren hatte er keinen Tunnel mehr gewirkt und mittlerweile vergessen, wie belastend es war. Oder vielleicht wurde er auch einfach nur alt. »Ich muss mich konzentrieren.«
    Statt irgendeine zustimmende Antwort zu geben, schwieg Sha einfach.
    Bei den Krähen, wie gut es war, mit einem Fachmann zusammenzuarbeiten!
    Der Boden zwischen ihrem Eintrittspunkt und Khrals Schiff war mit großen Findlingen durchsetzt, höchstwahrscheinlich den Hinterlassenschaften eines längst verschwundenen Gletschers, die vom Eis befreit in der anschließenden Tauzeit im Schlick versunken waren. Marcus umging sie. Direkt durch einen hindurchzugehen wäre zwar möglich gewesen, aber auf Stein einzuwirken war eine ganze Stufe schwieriger als Erdwirken. Obwohl sich so die Strecke verdoppelte, die sie mittels Tunnelwirken zurücklegen mussten, kam Marcus zu dem Schluss, dass es dennoch vorteilhafter war, was die verbrauchte Energie anging – aber die Zeit machte ihm Sorgen. Sie brauchten beinahe zwanzig Minuten, um ihr Ziel zu erreichen, was noch innerhalb des Zeitfensters lag, das er zur Sicherheit eingeplant hatte, aber nur knapp.
    Es war unmöglich, das Schiff selbst durch die verwirrende Eisschicht auf der Erdoberfläche zu spüren, aber es war leicht, den Druck seines Gewichts wahrzunehmen, der durch das Eis weitergeleitet wurde und auf dem Boden lastete. Marcus führte den Tunnel zum Heck des Schiffs und begann, langsam nach oben zu stoßen. Die Temperatur in der kleinen Luftblase fiel plötzlich ab, und die Erde ihrer gewölbten Oberseite wich kaltem, schmutzigem Eis.
    Sie konnten es sich nicht leisten, einfach durchs Eis zu brechen. Wenn Eis brach, konnte das laute, peitschenknallartige Geräusche verursachen. Sha machte sich an die Arbeit. Er zog ein Werkzeug aus einer Scheide an seinem Gürtel, eine gekrümmte, halbmondförmige Klinge, deren Griff zwischen den Spitzen des Mondes hing, so dass dessen Krümmung an den Fingerknöcheln des Trägers entlang verlief. Die Klinge hatte Sägezähne, und der Cane machte sich mit weit ausholenden, reißenden Arm- und Schulterbewegungen an die Arbeit. Er brauchte weniger als eine Minute, um ein Loch ins Eis zu schneiden, das groß genug für ihn war, und als der Eisklotz hereinfiel, wurde der schwarz gefärbte Rumpf eines Canimschiffs darüber sichtbar.
    Während der Cane das seltsame Messer sorgfältig wieder verwahrte, stand Marcus auf, legte eine Hand auf die hölzernen Planken und rief seinen Holzelementar, Etan. Als sein Elementar in den Schiffsrumpf schoss, spürte er, wie seine eigenen Sinne sich durch die Aufbauten ausbreiteten. Die Hölzer standen natürlich alle unter Spannung, und überall gab es Anzeichen für kürzlich erfolgtes, ausgedehntes Elementarwirken. Hervorragend. Zwischen all diesen Arbeitsspuren würden ein paar sanftere Berührungen gar nicht auffallen.
    Marcus flüsterte Etan leise etwas zu, nahm seine Willenskraft zusammen und sah gleich darauf, wie die Planken des Rumpfs aneinanderrückten und Falten warfen wie ein Mund, der sich plötzlich öffnete. Sha beobachtete das mit zusammengekniffenen Augen, nickte dann ein Mal und glitt durch die Öffnung. Marcus wartete ein paar Atemzüge lang, so dass Sha Zeit haben würde, ihn vor etwaigen Schwierigkeiten zu warnen. Als keine derartige Warnung erfolgte, hievte er sich selbst ins Schiff und fand sich in den tiefen Schatten des Frachtraums im Heck

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