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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gehörten jeder einzelne Ritter Ferrum an Bord und zwei von Demos’ kampfstärksten Seeleuten. Sie nahmen Fidelias ex Cursori und die Spieren für die Kreuzigung mit.
    »Kaum zu glauben«, sagte Max leise. »Ich meine … Valiar Marcus.«
    »Menschen lügen, mein Junge«, sagte Demos. »Besonders darüber, wer sie sind.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Max, immer noch leise, »ich bin nur … überrascht, das ist alles. Er war immer so verlässlich.«
    »Das hast du dir nur eingebildet«, sagte Demos ruhig. »Er war, was er war. Du bist der, der ihn verlässlich gemacht hat.«
    Max warf Tavi einen Blick zu. »Hauptmann, bist du dir sicher, dass du …«
    Tavi verzog das Gesicht und sagte: »Max, er hat meinen Großvater verraten, nachdem er ihm geschworen hatte, ihm zu dienen. Er hat, als er noch an der Akademie gelehrt hat, seine eigene Schülerin den Aquitanias zur Folterung überlassen. Er ist der einzige noch lebende ältere Kursor überhaupt, der Kalarus’ Blutkrähen Einzelheiten über die Organisation hätte verraten können. Ich bin persönlich Zeuge geworden, wie er ein halbes Dutzend Legionares getötet hat, die in der Zweiten Schlacht von Calderon die Wälle verteidigt haben, und der Plan, bei dessen Ausführung er geholfen hat, hat Hunderte mehr das Leben gekostet. Für jedes einzelne dieser Verbrechen hat er die Todesstrafe verdient – und in Kriegszeiten eine standrechtliche Hinrichtung.«
    Max runzelte die Stirn und sah Tavi nicht an. »Wissen wir, ob er irgendetwas getan hat, seit er die Identität des Valiar Marcus angenommen hat?«
    »Es spielt keine Rolle, was er seitdem getan hat, Max«, antwortete Tavi und hielt seinen Tonfall beherrscht und rein sachlich. »Er hat sich des Verrats schuldig gemacht. Es gibt zahllose Verbrechen, bei denen ein Erster Fürst sich entschließen kann, Milde walten zu lassen. Und es gibt eines, bei dem er das unter keinen Umständen darf.«
    »Aber …«
    Crassus mischte sich ein, ohne den Protest seines Bruders zu beachten. »Er hat Recht, Max. Du weißt, dass er Recht hat.«
    Demos verschränkte die Arme und nickte Max zu. »Sei froh, dass der Kerl überhaupt noch etwas Gutes getan hat, bevor er gefasst wurde. Aber das gibt den Familien der Toten ihre verlorenen Lieben nicht zurück. Der Mann hat sich entschlossen zu morden. Er hat eine Grenze überschritten. Er wusste, dass ihn das vielleicht eines Tages das Leben kosten würde.« Er nickte in Richtung des Wachtrupps. »Fidelias weiß das. Er weiß, dass Octavian in der Sache keine Wahl hat. Er hat seinen Frieden damit gemacht.«
    »Woher willst du das nur wissen?«, fragte Max.
    Demos zuckte mit den Schultern. »Als Magnus ihn entdeckt hat, hat Fidelias den alten Mann nicht getötet. Er hätte es mühelos tun können, und soweit er wusste, hätte er damit sein Geheimnis wahren können. Er hätte versuchen können zu fliehen, bevor die Schlacht vorüber war. Das hat er nicht getan.«
    Tavi lauschte alledem ohne besondere Aufmerksamkeit. Marcus, ein Verräter. Marcus, der ihm erst vor ein paar Tagen das Leben gerettet und dabei sein eigenes aufs Spiel gesetzt hatte. Marcus, der sein Bestes getan hatte, Mitglieder von Tavis Familie zu ermorden.
    Nicht Marcus , sagte er zu sich selbst, Fidelias. Es gab keinen Marcus. Es hatte nie einen Marcus gegeben.
    Da waren zu viele Lügen. Sie begannen, ihm Kopfschmerzen zu bereiten. Die Sonne erschien ihm zu hell.
    »Sobald der Hinrichtungstrupp wieder an Bord ist, brich bitte auf, Kapitän«, sagte Tavi. »Ich bin in meiner Kajüte.« Er wandte sich ab, bevor irgendjemand ihm bestätigend antworten konnte, und kehrte mit gesenktem Kopf in seine Kajüte zurück. Die Vorhänge waren schon zugezogen, so dass der Raum recht dunkel war, und er ließ sich auf sein Bett sinken und zitterte nach dem Kampf vor Adrenalin.
    Er war erst ein paar Augenblicke da, als die Tür sich öffnete und Kitai eintrat. Sie kam schnellen Schritts durch den kleinen Raum, und Tavi spürte den sanften Druck eines Luftwirkens um sie herum einsetzen, so dass ihr Gespräch unbelauscht bleiben konnte.
    »Warum benimmst du dich wie ein Dummkopf?«, fragte sie.
    Tavi öffnete die Augen und sah sie an. Sie stand breitbeinig in selbstbewusster Haltung über ihn gebeugt. » Chala , haben die Marat ein Wort für ›diplomatisch‹?«
    Ihre grünen Augen begannen beinahe zu leuchten, als ihr Zorn wuchs, dessen Hitze Tavi gegen sich pressen und in sich selbst kochen fühlen konnte. »Das ist nicht der rechte

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