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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Zeitpunkt für Scherze.«
    Tavi sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Dir ist nicht recht, was mit M… mit Fidelias geschieht.«
    »Ich kenne Fidelias nicht«, antwortete sie. »Ich kenne Marcus. Er hat das nicht verdient.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist er des Verrats schuldig, und das Gesetz ist eindeutig.«
    »Gesetz«, sagte Kitai und spuckte aufs Deck, als ob dem Wort ein schlechter Geschmack anhaftete. »Er kämpft schon seit Jahren loyal für dich.«
    »Er hat mich jahrelang belogen «, antwortete Tavi, und beträchtliche Hitze brannte in seiner eigenen Antwort. »Er hat das Vertrauen des Reichs missbraucht. Er hat Unschuldige ermordet, Cives und treue Freie.«
    »Und auf dem Schlachtfeld unzählige Male sein Leben mit uns aufs Spiel gesetzt«, blaffte Kitai.
    Tavi schoss vom Bett hoch, während seine Stimme unwillkürlich zu einem dröhnenden Brüllen anschwoll, das so laut war, dass es ihn Sterne sehen ließ: » ER HAT VERSUCHT , MEINE FAMILIE UMZUBRINGEN !«
    Sie standen beide einen Moment lang da. Tavi atmete schwer. Kitai musterte ihn von oben bis unten und zog dann langsam eine Augenbraue hoch. »Natürlich. Dein Urteil ist offensichtlich unparteiisch, Hoheit.«
    Tavi öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, und zwang sich dann innezuhalten. Er setzte sich wieder auf die Koje, atmete weiter schwer und blieb eine volle Minute lang so sitzen. Dann schaute er wieder zu Kitai auf und sagte: »Ja. Er hat mich persönlich verletzt. Aber das hat er vielen Leuten angetan. Selbst wenn das Gesetz keine Hinrichtung vorschreiben würde, wäre es eine Form der Gerechtigkeit, denjenigen, denen er Unrecht zugefügt hat, zu gestatten, ein Urteil über ihn zu fällen.«
    »Nein«, sagte Kitai. »Das wäre eine unnötig bürokratische Form der Rache.« Sie hielt inne und setzte dann mit einem schwachen Hauch trockenen Humors hinzu: »Was, wenn ich es so recht bedenke, ohnehin eine zutreffende Beschreibung des aleranischen Rechts ist.«
    Tavi rieb sich mit einer Hand die Stirn. »Es musste sein. Wenn er geflohen wäre, hätte ich ihn davonkommen lassen können. Aber er ist nicht geflohen.«
    »Also verschwendest du ihn lieber.«
    Tavi runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
    »Er wusste, was ihm zustoßen würde, wenn er blieb«, sagte Kitai, »deshalb wollte er dieses Ergebnis.«
    »Er wollte sterben?«
    Kitai runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich glaube … er wollte einen Ausgleich. Ordnung. Er wusste, dass die Dinge, die er getan hatte, falsch waren. Sich einem Urteil zu unterwerfen, der Rechtsprechung, war …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mich an das aleranische Wort nicht erinnern.«
    »Wiedergutmachung«, sagte Tavi bedächtig. »Er wollte gestehen. Er wusste, dass ihm seine Verbrechen nicht vergeben werden würden, aber dadurch, dass er sich entschlossen hat, so zu handeln …«
    »… hat er den Eindruck gewonnen, dass alles seine Ordnung hat«, sagte Kitai. »Ein Gefühl des Friedens. Er schafft in Gedanken ein beständiges Reich und bezahlt eine gerechte Strafe für die Dinge, die er getan hat.« Kitai griff in eine Tasche und warf ihm verstohlen etwas zu.
    Tavi fing es auf. Es war ein Chitindreieck, das so lang wie sein längster Finger war – die Spitze der Sense eines Vordritters.
    »Die Dinge haben sich geändert, mein Aleraner. Die Vord sind hier, und sie werden uns alle töten. Es ist Wahnsinn, ihnen die Mühe abzunehmen.« Sie trat vor und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Und er hat dir das Leben gerettet, Chala . Dafür stehe ich in seiner Schuld.«
    »Bei den Krähen«, seufzte Tavi, sank wieder in sich zusammen und starrte grübelnd das Deck an.
    Kitai kam lautlos herüber, um sich neben ihn aufs Bett zu setzen. Sie legte ihm das Handgelenk an die Stirn. Ihre Haut fühlte sich angenehm kühl an.
    »Du hast Fieber, Chala «, sagte sie leise. »Du hältst das Wetterwirken schon zu lange durch.«
    Tavi knirschte mit den Zähnen. »Das muss ich. Lange dauert es ja nicht mehr. Wir sollten Phrygia bis zum Morgen erreichen.«
    »Du hast mir erzählt, dass Sextus das auch getan hat«, sagte sie. »Sich gezwungen hat, das zu tun, was er als seine Pflicht betrachtete – obwohl es ihn die Gesundheit gekostet und das Reich in Gefahr gebracht hat, seinen Ersten Fürsten zu verlieren.« Sie ließ die Hand seinen Arm hinuntergleiten, um ihre Finger mit seinen zu verschränken. »Du hast gesagt, es wäre kurzsichtig von ihm gewesen. Töricht.«
    »Er hat es

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