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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sah Ehren, wie Zugpferde in Panik gerieten, ausbrachen und zu fliehen versuchten. Die Vord brachten sie zur Strecke und rissen sie in Fetzen. Ein glückloser Fuhrmann stand auf der Ladefläche seines Wagens, als sein Pferd durchging. Die Vord machten keinen Unterschied zwischen ihm und seinem Zugtier. Ein halbes Dutzend Menschen wurde von den Wagen gezerrt. Mehrere kleinere Fangschreckenkrieger huschten ganz unter den Wagen hindurch, stürzten sich auf die Flüchtlinge, die im Innern der Wagenburg versammelt waren, und vergossen noch mehr aleranisches Blut, bevor sie zu Fall gebracht werden konnten.
    Die ganze Zeit über wurden die Trommeln immer lauter.
    Ehren riss sich einen Ärmel vom Hemd ab und benutzte ihn, um schnell das Bein seines Fuhrmanns zu verbinden, der eine heftig blutende Wunde davongetragen hatte. Andere Männer waren gefallen. Die Schreie verängstigter Kinder klangen schrill durch die Luft. Ehren hob den zerbrochenen Schaft eines Speers auf und benutzte ihn als Keule, schlug nach Köpfen und Augen, obwohl er wusste, dass die Waffe allenfalls als milde Abschreckung taugte. Die Vord packten den Wagen neben seinem eigenen, schleiften ihn aus dem Kreis und öffneten so eine Lücke in der schwachen Verteidigungsstellung. Ehren schrie vor Angst und Empörung auf, während ein losgelöster, ruhiger Teil seines Verstands bemerkte, dass sein restliches Leben nur noch Sekunden dauern würde, wenn die Vord erst einmal in den Kreis eingedrungen waren.
    Und dann begann der Boden zu beben.
    Das laute Brüllen eines Tieres wurde von einem tiefen Grollen zu einem schrillen Schrei. Ehren wirbelte gerade noch rechtzeitig den Kopf herum, um zu sehen, wie ein riesiger schwarzer Gargant die Vord rammte, die den Wagenkreis angriffen. Das Tier war ein Monstrum, sogar für seine Art: Der höchste Punkt seines gewölbten Rückens ragte mindestens zwölf Fuß über den Boden auf. Sein massiger, recht gedrungener Körper erinnerte vage an seinen Verwandten, den gemeinen Dachs, aber sein dicker Hals und breiter Kopf unterschieden ihn deutlich von dem viel kleineren Tier, besonders, wenn man bedachte, dass drei Fuß lange Hauer, die leicht nach oben gekrümmt waren, aus dem Kiefer des Garganten hervorragten.
    Dieses spezielle Tier war ein schlachterprobter alter Recke, in dessen Fell weiße Streifen anzeigten, wo die Haut Narben davongetragen hatte – ein erfahrener Kämpfer. Die schnellsten Vord huschten dem Garganten aus dem Weg. Die Langsameren und weniger vom Glück Begünstigten kamen nicht rechtzeitig davon, und die stampfenden Tatzen und die schiere Masse des Garganten zermalmten sie zu einer ekelerregenden, gallertartigen Paste.
    Auf dem gewaltigen Rücken des Garganten saß der hünenhafteste Marat, den Ehren je gesehen hatte. Seine breiten Schultern waren so von Muskeln überwölbt, dass er fast verwachsen wirkte. Seine ausgeblichene rote aleranische Tunika sah aus, als wären die Ärmel davon abgeschnitten worden, um Platz für Arme zu schaffen, die einen größeren Umfang als Ehrens Oberschenkel hatten, und ein schwerer, geflochtener Zopf aus demselben Stoff hielt das lange Haar des Marat aus dem Gesicht zurück. In der rechten Hand trug er eine langstielige Keule, und vor Ehrens Augen beugte der Marat sich weit über die Seite des Garganten und hielt sich dabei an einem geflochtenen Lederriemen fest, um nicht abzustürzen, während er die Füße an der Flanke des Garganten abstützte wie ein Mann, der an einem Seil eine Klippe hinabklettert. Die Keule schwang in elegantem Bogen durch die Luft und verdrehte einem Fangschreckenkrieger wortwörtlich den Kopf, so dass er ihm von den chitingepanzerten Schultern flog.
    »Guten Tag!«, brüllte der Marat fröhlich mit breitem Akzent auf Aleranisch, schmetterte mit einem Keulenschwung einen springenden Fangschreckenkrieger aus der Luft, bevor dieser ihn auch nur berühren konnte, und zog sich dann mit Leichtigkeit wieder auf den Rücken des Garganten. Er rief etwas und stieß den Garganten mit dem Griff seiner Keule an, und das Tier brüllte erneut und schlug mit den krallenbesetzten Tatzen noch ein Vord von den Wagen weg.
    Ehren starrte wie betäubt hin.
    Der riesige schwarze Gargant und sein Reiter waren nicht allein gekommen.
    Es waren mindestens tausend der großen Geschöpfe in Sicht, und weitere kamen die Dammstraße aus dem Calderon-Tal entlang. Jedes trug einen oder mehrere Maratreiter. Sie zerfetzten die Vord, die durch die aleranischen Reihen gedrungen waren,

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