Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
doch«, sagte Isana, »befolgst du es nicht richtig, wenn du sie außer Acht lässt.«
    »So ist es«, sagte die Vordkönigin. »Es sind hier … schwer fassbare Faktoren im Spiel. Dinge, die deine Art unberechenbar machen.« Die Stimme der Königin nahm den quengelnden Ton eines schmollenden Kinds an. »Riva hätte ihnen das Rückgrat brechen sollen. Aber sie haben meiner Beobachtung nach verbissener gekämpft als zu jedem anderen Zeitpunkt.«
    »Und ihre Entschlossenheit wird nur noch wachsen«, sagte Isana. »Nicht schrumpfen.«
    »Das ist unvernünftig«, sagte die Königin.
    »Aber wahr.«
    Die Königin starrte Isana missmutig an. »Ich werde dir gestatten, das Abendessensritual in angemessener Form durchzuführen. Dir wird Wasser in Gefäßen gebracht werden. Du darfst Salz und Wasser benutzen, um die Werkzeuge zu reinigen. Du hast eine Stunde. Bereite drei Gedecke vor.«
    Sie wandte sich brüsk ab und schritt zu der kroatsch überzogenen Kuppel hinüber, die sie benutzte, um ihren Geschöpfen Befehle zu erteilen.
    Die Wachsspinnen begannen, Besteck, Teller und Becher hereinzutragen. Isana war sich sicher, dass die Wasserbecken und das Salz nicht lange auf sich warten lassen würden.
    Sie seufzte, krempelte sich die Ärmel auf und fragte sich dabei, wie viele Erste Fürstinnen von Alera wohl als Spülmagd für eine Armee von Invasoren hatten herhalten müssen.
    Etwas über eine Stunde später erschien Fürstin Invidia zum ersten Mal nach der Schlacht von Riva, um mit ihnen zu Abend zu essen.
    Isana starrte die andere Frau entsetzt an. Invidia hatte Verbrennungen erlitten. Ganz entsetzliche. Obwohl Teile ihres Gesichts und ihres Halses die neue rosige Haut aufwiesen, die anzeigte, dass Fleisch durch Wasserwirken geheilt worden war, bildeten sie nur einen Kontrast zu den dicken Narben an den Stellen, die so verbrannt waren, dass es die Fähigkeiten jedes Heilers überstiegen hätte, sie wieder ganz zu machen. Invidia hatte als eine der großen Schönheiten von Alera gegolten. Man konnte noch den schwachen Abglanz dieser Schönheit erahnen, aber er machte die Narben in ihrem Gesicht, die zerlaufenem Wachs glichen, nur umso fürchterlicher. Eines ihrer Augen war am äußeren Winkel so herabgezogen, als wäre das Fleisch geschmolzen und etwas abwärts geflossen, bevor es wieder fest geworden war. Ihre Lippen waren zu einem ständigen hämischen Grinsen verzogen. Ihr Haar war so gut wie verschwunden und hatte von Brandnarben überzogener Haut und kurzrasierten Stoppeln Platz gemacht. Die Kreatur auf ihrer Brust wies ähnliche Narben auf, pulsierte aber immer noch und regte sich von Zeit zu Zeit.
    »Guten Abend, Isana«, sagte Invidia. Die Worte klangen ein klein wenig undeutlich, so als hätte sie etwas zu viel Wein getrunken. »Es ist mir wie immer ein Vergnügen, dich zu sehen.«
    »Bei den großen Elementaren«, hauchte Isana. »Invidia … Was ist geschehen?«
    In den Augen der ehemaligen Hohen Fürstin blitzte etwas Befriedigtes und Hässliches auf. »Eine Scheidung.«
    Isana erschauerte.
    Invidia hob ihren Löffel auf und betrachtete ihn nachdenklich. Dann tat sie dasselbe mit ihrem Teller. Sie sah Isana an und zog eine Augenbraue hoch, bevor sie sich der Königin zuwandte. »Also hat sie dich wohl überzeugt, Vernunft anzunehmen?«
    »Ich habe beschlossen zu experimentieren«, antwortete die Königin, »in der Annahme, dass ich dadurch zusätzliche Einsichten über die Aleraner gewinnen könnte.«
    Invidias Augen richteten sich wieder auf Isana, und ihre Lippen lösten sich von ihren Zähnen. »Ich verstehe. Allerdings scheint es doch recht sinnlos zu sein, dass du das Experiment fortsetzt. Abendessen werden bald Geschichte sein. Genauso wie Teller und Besteck.«
    »Ein Teil meiner Pflicht meiner Art gegenüber besteht darin, von den Wesen zu lernen, an deren Stelle wir treten, und ihre Stärken in mich aufzunehmen«, antwortete die Königin. »Die gefühlsmäßigen Bindungen zwischen gleichartigen Blutlinien scheinen die Grundlage eines umfassenderen Gefühls der Verbundenheit innerhalb der Art zu sein. Die Erforschung ist gerechtfertigt.«
    Isana spürte eine plötzliche Regung bei der Königin, als sie sprach – ein kurzes Aufblitzen von Kummer und Reue, so schmal und kalt wie eine frostüberzogene Nadel. Isana schaute nicht zu Invidia hoch, aber in ihren Wasserwirkersinnen änderte sich nichts an dem brodelnden Kessel aus Schmerz, Angst und Hass, aus dem Invidias Gegenwart bestand.
    Die frühere Hohe

Weitere Kostenlose Bücher