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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Brust erklang ein anerkennendes Grollen.
    »Die armen toten Narren«, knurrte Varg. »Das war eine gut versenkte Klinge, das muss man Khral schon lassen.«
    »Blut«, sagte Tavi plötzlich.
    Die beiden Canim musterten ihn.
    »Was, wenn ich einen Blutpreis für die toten Erzeuger zahle? Das Gewicht ihres Bluts?«
    Marok kniff wieder die Augen zusammen. »Interessant.«
    Varg brummte. »Ein Cane wiegt in Blut doppelt so viel wie ein Aleraner, Gadara . Wir könnten dich völlig ausbluten lassen, und du hättest uns doch nur ein Viertel zurückgezahlt.«
    »Was, wenn es langsam geschehen würde?«, antwortete Tavi. »Immer ein kleines bisschen auf einmal? Und wenn das Blut, sagen wir, Meister Marok anvertraut würde, damit er es zum Schutz und zum Nutzen der Familien der beiden toten Erzeuger verwenden kann?«
    »Interessant«, sagte Marok wieder.
    Varg dachte einen Moment lang nach. »Mir fällt nichts im Kodex ein, was dagegen spräche.«
    »Nichts im Kodex«, sagte Marok. »Aber es wäre ein gefährlicher Präzedenzfall. Andere würden sich vielleicht darauf berufen, um zu töten und sich auf diese Weise den Konsequenzen zu entziehen.«
    Tavi bleckte die Zähne. »Nicht wenn die Seite, der Schaden zugefügt worden ist, den Aderlass vornimmt.«
    Marok stieß ein harsches Bellen von einem Canimlachen aus.
    Vargs Kiefer öffneten sich zu einem Lächeln. »Ja. Der Brauch könnte sich durchsetzen.« Er legte den Kopf schief und musterte Tavi. »Würdest du mir die Klinge anvertrauen, Gadara ?«
    »Wenn mir irgendetwas zustoßen sollte, wäre dein Volk erledigt«, sagte Tavi nüchtern. »Wir würden sie alle töten. Oder die Vord würden alle töten. Und es würde nie mehr solch eine Gelegenheit für uns kommen, gegenseitigen Respekt aufzubauen.«
    Varg beobachtete Marok, während Tavi sprach. Dann breitete er eine Pfotenhand aus, als hätte er dem älteren Cane gerade etwas bewiesen.
    Marok nickte langsam. »Als von den Blutsprechern ausgesandter Beobachter werde ich diese Zahlung als Angebot von Ehre und Wiedergutmachung werten – und ich werde dafür sorgen, dass die Erzeuger erfahren, dass sie dem Kodex gemäß beschlossen ist. Wartet hier.«
    Marok kehrte in das schwarze Zelt zurück. Als er wieder herauskam, hielt er eine aus einer Art Elfenbein bestehende Phiole hoch, die für einen Cane recht klein sein musste. In Tavis Augen hatte sie eher die Größe einer Feldflasche. Marok reichte Varg das Behältnis.
    Varg nahm es mit einer neuerlichen, tieferen Verbeugung entgegen und tauschte so mit Marok die Rolle, was den erwiesenen Respekt betraf. Der alte Cane sagte: »Aus dem linken Arm.«
    Tavi stählte sich, während er den Ärmel seiner Tunika bis über den Ellenbogen hochschob und Varg den Arm hinstreckte.
    Der Kriegsführer zog seinen Dolch, einen aleranischen Gladius, der früher Tavi gehört hatte. Varg trug ihn bei sich, um ihn zu benutzen, wenn er ein Messer mit scharfer Schneide benötigte. Mit raschen, sicheren Bewegungen zog er einen langen, oberflächlichen Schnitt diagonal über Tavis Unterarm. Tavi biss die Zähne zusammen, reagierte aber sonst nicht auf den Schmerz der Verletzung. Er ließ den Arm hängen, und Varg bückte sich, um die Phiole unter seine Fingerspitzen zu halten und das Blut aufzufangen, als es floss. Sie begann sich langsam zu füllen.
    Der Eingang des schwarzen Zelts flog wieder auf, und ein vierschrötiger Cane in einem Mantel aus hellem Leder kam mit gebleckten Reißzähnen und angelegten Ohren herausgestürmt. »Marok«, knurrte er. »Du hörst sofort auf, mit dem Feind zu schachern!«
    »Nhar«, sagte Marok, »geh ins Zelt zurück.«
    Nhar stürzte sich vor Wut kochend auf Marok. »Das kannst du nicht tun! Du kannst uns nicht an diese Geschöpfe binden! Du kannst die Leben der Gefallenen nicht entehren!«
    Marok musterte den anderen Ritualisten einen Moment lang und sagte dann: »Wie lauteten ihre Namen, Nhar?«
    Der andere Cane geriet ins Stocken. »Was?«
    »Ihre Namen«, sagte Marok im selben sanften Tonfall wie bisher. »Du kennst doch sicher die Namen dieser Erzeuger, deren Andenken du so leidenschaftlich verteidigst.«
    Nhar stand zähneknirschend da. »Du«, stammelte er. »Du.«
    »Ahmark und Chag«, sagte Meister Marok. Und ohne Vorwarnung holte er mit einer Hand aus und versetzte Nhar mit dem Handrücken einen Hieb auf die Schnauzenspitze. Der andere Cane taumelte ebenso vor schierer Überraschung wie vor Schmerz zurück und stürzte zu Boden. Das Blut in dem Beutel an

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