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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zusammen im Lager umher, während ihre jeweiligen Landsleute sich abrackerten, um nach einem anstrengenden Tagesmarsch im Regen die Verteidigungswälle des Lagers aufzuwerfen, während die Nacht rasch hereinbrach.
    »Heute Nacht dürfte es interessant werden«, brummte Varg.
    »Ich dachte, die Freie Aleranische Legion hätte so etwas schon viele Male getan«, sagte Tavi.
    Varg knurrte verneinend. »Nasaug hat die Buchstaben des Kodex schon damit ausgereizt, dass er Erzeuger im Kämpfen ausgebildet hat. Aber Dämonen in ein Kriegerlager zu holen? Er wäre gezwungen gewesen, einige seiner eigenen Offiziere zu töten, um seine Stellung zu behalten.« Varg musterte mit zusammengekniffenen Augen einen Trupp aleranischer Pioniere, die Erdwirken einsetzten, um den Stein zu erweichen, so dass sie Palisadenpfähle hineinrammen konnten.
    Tavi sah ihnen einen Moment lang zu und dachte nach. »Dahinter steckte noch mehr, oder?«
    Varg neigte leicht den Kopf. »Man kann einer Seele nicht einfach sagen, dass sie frei ist, Tavar. Freiheit muss man sich selbst schaffen. Es war wichtig, dass die Sklaven sich selbst ihre Freiheit schufen. Nasaug hat ihnen Berater gestellt. Alles andere haben sie allein geleistet.«
    Tavi schaute zu Varg hoch. »Wirst du heute Nacht gezwungen sein, einige deiner Offiziere zu töten?«
    Varg schwieg einen Moment lang. Dann zuckte er die Achseln. »Möglich. Aber ich halte es für unwahrscheinlich.«
    »Warum?«
    »Weil der Widerstand auf Tradition beruhen würde. Tradition braucht eine Welt, um zu existieren. Und die Welt ist zerstört worden. Meine Welt. Auch deine. Sogar, wenn wir die Vord morgen schlagen könnten, würde sich daran nichts ändern.«
    Tavi runzelte die Stirn. »Glaubst du das wirklich?«
    Varg wippte bejahend mit den Ohren. »Wir bewegen uns in unerforschten Gewässern, Tavar. Und der Sturm hat sich noch nicht gelegt. Sollten wir immer noch am Leben sein, wenn er vorüber ist, werden wir uns an unbekannten Gestaden wiederfinden.«
    Tavi seufzte. »Ja. Und dann?«
    Varg zuckte mit den Schultern. »Wir sind Feinde, Tavar. Was tun Feinde?«
    Tavi dachte einen Moment darüber nach. Dann sagte er: »Ich weiß nur, was sie in der alten Welt getan haben.«
    Varg blieb stocksteif stehen. Er musterte Tavi mehrere Sekunden lang, schüttelte dann die Ohren und ging weiter. »Es ist verschwendeter Atem, jetzt darüber zu reden.«
    Tavi nickte. »Erst den heutigen Tag überleben. Sich dann dem morgigen stellen.«
    Varg wippte zustimmend mit den Ohren. Sie waren beim Reden auf die Canimseite des Lagers hinübergewechselt. Varg machte bei einem großen schwarzen Zelt Halt. Ein seltsamer Geruch nach Weihrauch und der Gestank von verfaulendem Fleisch lag in der Luft. Aus dem Innern des Zelts ertönten in einem langsamen, widerhallenden Rhythmus die dumpfen Schläge einer bauchigen Trommel. Tiefe Stimmen hatten in der knurrenden Sprache der Wolfskrieger einen Sprechgesang angestimmt.
    Varg blieb stehen und zog sein Schwert mit dem gedehnten, langsamen Schaben von Stahl über Messing. Dann schleuderte er es mit der Spitze voran in die Erde vor dem Zelt. Es drang mit einem dumpfen Laut in den Boden, und das übersprudelnde Flüstern seines Wippens zog sich mehrere Sekunden lang hin.
    Die Stimmen im Zelt brachen ihren Sprechgesang ab.
    »Ich bin in der Sache der toten Erzeuger in Antillus hier«, rief Varg.
    Es ertönte leises Stimmengemurmel. Dann sprachen ein Dutzend von ihnen in zerfasertem Gleichklang: »Ihr Blut ruft nach Gerechtigkeit.«
    »Einverstanden«, sagte Varg in sehr hartem Ton. »Welchen guten Rat haben die Blutsprecher, um solcher Gerechtigkeit eine Form zu verleihen?«
    Eine weitere schnelle, gemurmelte Besprechung folgte. Dann antworteten sie wieder gemeinsam: »Blut um Blut, Leben um Leben, Tod um Tod.«
    Varg schlug ungeduldig mit dem Schwanz. »Und wenn ich das nicht tue?«
    Diesmal antworteten sie alle zugleich: »Ruf die Erzeuger an, ruf die Krieger an, ruf nach Kraft, um uns zu führen.«
    »Dann soll Meister Khral herauskommen und es geschehen sehen.«
    Im Zelt herrschte lange Schweigen.
    Tavi zog eine Augenbraue hoch und warf Varg einen Blick zu. Der große Cane wirkte entschlossen. »Meister Khral spricht für die Blutsprecher und für die Erzeuger! Das versichert er mir schon seit vielen Monaten! Lasst ihn herauskommen.«
    Abermals Schweigen.
    »Dann lasst jemanden von Ehre und Erfahrung herauskommen, um es zu bezeugen. Lasst Meister Marok vortreten.«
    Beinahe bevor Varg

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