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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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dahintergekommen bist?«
    »Ich habe einen Großteil meines Lebens ohne die Unterstützung jeglichen Elementarwirkens verbracht«, sagte Tavi. »Vielleicht hat es etwas damit zu tun.«
    »So gut wie sicher«, sagte Alera. »Es ist nur sehr wenigen deiner Leute bewusst, wie viel Elementarwirken ohne ihr Wissen abläuft.«
    »Wirklich?«, fragte Tavi.
    »Gewiss. Wie sollten sie es auch wissen? Wasserwirker zum Beispiel gewinnen eine Empfindsamkeit anderen gegenüber, die Teil ihres innersten Wesens wird. Sie haben, wenn überhaupt, nur wenige Erinnerungen daran, wie es war, ohne diesen Sinn zu leben. Fast jeder in Alera hat in irgendeiner Form bis zu einem gewissen Grade erweiterte Sinneswahrnehmungen. Wenn diese Leute plötzlich aus welchem Grund auch immer den Zugriff auf ihre Elementare verlieren würden, wären sie vermutlich recht orientierungslos. Ich gehe davon aus, dass es in etwa so wäre, als würde man ein Auge verlieren.«
    Tavi zuckte bei der Vorstellung zusammen. »Mir fällt auf«, sagte er, »dass du meine Frage nicht beantwortet hast.«
    Alera lächelte. »Habe ich das nicht?«
    Tavi musterte sie einen Moment lang. Dann sagte er: »Du willst sagen, dass ich wirke, ohne es zu bemerken?«
    »Ohne es zu spüren«, verbesserte Alera. »Du hast mir deutlich gemacht, was du erreichen wolltest, und ich bin darangegangen, es im Rahmen meiner Möglichkeiten herbeizuführen. Aber die Anstrengung dazu kommt immer noch von dir, so wie bei jedem anderen Elementarwirken. Es ist ein stetiger, allmählicher Vorgang, dessen Verlauf du nicht spürst. Du wirst dir seiner erst bewusst, wenn körperliche Beschwerden dich zu belasten beginnen.« Sie seufzte. »Das hat Sextus umgebracht. Nicht so sehr, weil er sich überanstrengt hat – obwohl er auch das getan hat –, sondern eher, weil er unzutreffenderweise die Symptome seiner Vergiftung als Teil dieses Vorgangs abgetan hat.«
    Tavi setzte sich auf und musterte Alera genauer. Sie hielt die Hände vor sich, in den jeweils gegenüberliegenden Ärmel ihres nebelgleichen Kleids geschoben. Ein weiterer Teil des Gewands war als Kapuze über ihren Kopf gezogen. Ihre Augen wirkten eingefallen. Zum ersten Mal, seit Tavi erlebt hatte, wie sich die große Elementarin manifestierte, sah sie nicht wie eine junge Frau aus.
    »Das Wetterwirken«, sagte er, »war auch für dich eine Belastung. Es treibt deine … deine Auflösung voran, nicht wahr?«
    »Es war für ganz Alera eine Belastung, junger Gaius«, antwortete sie mit gesenkter Stimme. »Du hast die Ordnung der Natur in kaum jemals dagewesenem Maße auf den Kopf gestellt – und das auch noch beinahe zeitgleich mit dem Ausbruch zweier Feuerberge. Du und dein Volk, ihr werdet die Auswirkungen dieser paar Tage noch jahrhundertelang zu spüren bekommen.«
    »Das hoffe ich aufrichtig«, sagte Tavi.
    Die große Elementarin warf ihm einen Blick zu und lächelte kurz. »Ah, das ist es also. Manchmal denke ich, dass man, wenn man die Sprösslinge des Hauses Gaius aufschneiden würde, in ihren Adern nicht auf Blut, sondern auf gut gekühlten Pragmatismus stoßen würde.«
    »Ich glaube, ich habe heute reichlich Gegenbeweise geliefert.«
    »So?«, antwortete sie.
    »Und wieder«, sagte er, »hast du es vermieden, meine Frage zu beantworten.«
    Ihr Lächeln wurde kurz breiter. »Habe ich das?«
    »Eine höchst lästige Angewohnheit«, sagte er. »Mein Großvater muss sie von dir übernommen haben.«
    »Das hat er sehr schnell gelernt«, räumte sie ein. »Sextus war geradezu besessen von der Vorstellung, sich so geheimnisvoll wie nur irgend möglich zu geben, was seine Fähigkeiten im Elementarwirken anging. Er hätte seine Untergebenen nur schulterzuckend angesehen, wenn sie sich darüber gewundert hätten, wie so ein unvorstellbar später Frosteinbruch und anhaltender Wind über eine Strecke von mehreren tausend Meilen überhaupt möglich sind.«
    »Wobei das eigentlich jeder mit der Begabung eines Hohen Fürsten bewirken könnte«, murmelte Tavi, »wenn er auf jemanden wie dich zurückgreifen darf, der seine Kraft genau am rechten Ort und zur rechten Zeit einsetzen kann, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, ganz gleich, wie weit verstreut diese Orte sein mögen.«
    »Ich nehme an, die Söhne des Hauses Gaius wollten nicht, dass diese Vorstellung sich weiter verbreitet«, sagte sie, »aus der Befürchtung heraus, dass all die Leute mit dem Talent eines Hohen Fürsten sich sofort daranmachen würden, selbst solche Helfer zu

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