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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ergreifst, dich und besonders deine Augen zu schützen, können sogar vergleichsweise kleine Mengen von Staubkörnern dich blenden oder deinen Flug auf andere Weise zu einem … tödlich lehrreichen Ende bringen. Fähigen Fliegern fällt es so leicht, den Schild zu schaffen, dass sie nicht einmal bewusst darüber nachdenken müssen.«
    Die Sterne hatten begonnen zu verblassen. Vielleicht zog ein Unwetter auf. Er hätte sich Sorgen gemacht, dass es regnen könnte, wenn er nicht schon in einer Höhle gewesen wäre – was ihn wieder auf die Frage brachte, wo die verdammten Sterne überhaupt hergekommen waren.
    »Au«, sagte Tavi. Sein Kopf pochte, als die Sterne völlig verschwanden und er sich plötzlich daran erinnerte, wo er war und was er tat. »Aua.«
    »Ich glaube kaum, dass du sterben wirst, mein Kind«, sagte Alera ruhig. »Lass uns die Übung wiederholen.«
    In Tavis Kopf hämmerte es. Er setzte sich auf, und der pulsierende Druck ließ ein wenig nach. Er hatte sich den Kopf an einem hängenden Eiszapfen gestoßen, der am Ansatz beinahe einen Umfang von drei Fuß aufwies, und das Ding war härter als Stein gewesen. Er schaute sich um und sah die Höhle verschwommen vor sich. Sie wurde von einem schwachen Leuchten erhellt, das aus dem kreisförmigen Teich von dreißig Fuß Durchmesser in ihrer Mitte ausging, in dem das Wasser bis fast auf Fußbodenhöhe reichte. Licht und Schatten tanzten und wogten durch die Eishöhle, vom Wasser in verschiedenfarbige Streifen gespalten.
    Eis ächzte und knarrte ringsum. Der Boden der Höhle schwankte und wankte in stetiger Bewegung, obwohl die Größe des Eisschiffs um sie und über ihnen dafür sorgte, dass er sich weit sanfter wiegte als das Deck jedes anderen Schiffs.
    »Vielleicht sollten wir das hier nicht als Höhle bezeichnen«, sagte Tavi nachdenklich. »Es ist eigentlich eher ein Frachtraum.«
    »Soweit ich weiß«, sagte Alera, »ist die Besatzung eines Schiffs sich in aller Regel bewusst, dass es einen Frachtraum gibt. Dieser Ort hier aber ist niemandem außer dir, mir und Kitai bekannt.«
    Tavi versuchte, einen Teil des Dröhnens aus seinen Ohren zu verscheuchen, und schaute zu seiner Lehrerin auf. Alera schien eine hochgewachsene junge Frau zu sein. Trotz der Kälte trug sie nur ein leichtes Gewand, das auf den ersten Blick aus grauer Seide zu bestehen schien. Auf den zweiten Blick erkannte man dann aber, dass das Kleid aus Nebelschwaden, die dunkel wie Gewitterwolken waren, gefertigt war. In ihren Augen wirbelten ständig Farbstreifen herum, die endlos durch jeden nur vorstellbaren Farbton kreisten. Ihr Haar hatte die Farbe reifen Weizens und war lang, ihre Füße nackt, und sie war unmenschlich schön.
    Was auch angemessen war, wie Tavi vermutete, denn Alera war überhaupt kein Mensch. Sie war die Manifestation eines Elementars, vielleicht des größten Elementars von ganz Carna. Tavi wusste nicht, wie alt sie war, aber sie sprach von Gaius Primus, dem ursprünglichen Reichsgründer, als hätte sie sich erst gestern mit ihm unterhalten. Sie hatte nie vorgeführt, über welche Art von Macht sie verfügte, aber angesichts der Umstände war Tavi zu dem Schluss gekommen, dass es wahrscheinlich klüger war, sie zuvorkommend und mit höflichem Respekt zu behandeln, als sie dazu zu bewegen, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
    Alera sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Sollen wir die Übung wiederholen?«
    Tavi stand stöhnend auf und klopfte sich feinen, zarten Schnee von den Kleidern. Es lag mehr als ein Fuß Pulverschnee auf dem Boden. Alera sagte, sie hätte ihn dorthin fallen lassen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass er seine Ausbildung überlebte.
    »Nur einen Augenblick«, sagte Tavi. »Fliegen ist schwer.«
    »Im Gegenteil, Fliegen ist ziemlich einfach«, sagte Alera. Ihr Mund hatte sich zu einem amüsierten Lächeln verzogen. »Die Landung zu überleben allerdings weniger.«
    Tavi dachte eine Sekunde darüber nach, beschloss aber dann, sie lieber nicht finster anzustarren. Er seufzte, schloss die Augen und konzentrierte sich aufs Windwirken.
    Obwohl die Luft der Höhle keine unterscheidbaren, verkörperten Elementare wie die Windmähnen oder Cirrus, den Elementar der Gräfin Calderon, enthielt, platzte sie dennoch vor Elementaren aus allen Nähten. Jeder Einzelne war klitzeklein, ein Winzling, der kaum über nennenswerte Kraft verfügte, aber vom Willen und von der Macht eines Windwirkers geeint verfügten sie über gewaltige

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