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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Federkiel.
    Isana überflog das Dokument und lächelte. »Wenn du ohnehin schon wusstest, wie ich antworten würde, warum hast du dann nicht ohne mich die nötigen Schritte eingeleitet?«
    »Weil ich nicht die Erste Fürstin bin«, sagte Veradis. »Ich habe keine Vollmacht, die Gelder der Liga zu verteilen.«
    Irgendetwas am Tonfall der jungen Frau oder vielleicht an ihrer Körperhaltung weckte Isanas Argwohn. Sie hatte einen ähnlichen instinktiven Verdacht verspürt, wann immer Tavi als Kind die Wahrheit vor ihr verheimlicht hatte. Als sehr kleines Kind. Je älter Tavi geworden war, desto besser war es ihm gelungen, solchen Entdeckungen zu entgehen. Veradis konnte ihm im Umgehen der Wahrheit einfach nicht das Wasser reichen.
    Isana räusperte sich und sah Veradis schief an.
    Veradis’ Augen funkelten, und wenn ihre Wangen nicht rot anliefen, so vermutlich nur deshalb, weil die jüngere Frau auf ihr Elementarwirken zurückgriff, um das zu verhindern. »Da allerdings Leben auf dem Spiel standen, Herrin, habe ich tatsächlich Kreditbriefe an die passenden Auftragnehmer ausgegeben, so dass sie schon mal loslegen konnten, angefangen mit den schlimmsten Lagern.«
    Isana unterzeichnete das Dokument und lächelte. »Ist das nicht dasselbe, wie es ohne mich zu tun?«
    Veradis nahm ihr das Schriftstück wieder ab, pustete sanft auf die Tinte, um sie zu trocknen, und sagte in befriedigtem Ton: »Jetzt nicht mehr.«
    Isanas Ohren taten plötzlich weh, und sie sah stirnrunzelnd wieder aus dem Fenster. Sie waren im Sinkflug. Binnen einer Minute klopfte es höflich an Isanas Fenster, und ein junger Mann in glänzender, neu gefertigter Stahlrüstung winkte ihr von außen zu. Sie kurbelte das Fenster herunter, so dass heulend ein kalter Luftstoß und das Rauschen der Windsäulen, die die Kutsche in der Luft hielten, hereinfuhren.
    »Hoheit«, rief der junge Offizier und presste höflich die Faust aufs Herz, »wir sind gleich da.«
    »Danke, Terius«, rief Isana zurück. »Wärst du bitte so gut, dafür zu sorgen, dass ein Bote zu meinem Bruder geschickt wird, sobald wir gelandet sind?«
    Terius salutierte erneut. »Natürlich, Herrin. Vergiss nicht, dich sicher anzuschnallen.«
    Isana lächelte ihn an und schloss das Kutschenfenster, und der junge Offizier drehte bei und entfernte sich nach oben, um an seinen Platz an der Spitze der Formation zurückzukehren. Das plötzliche Fehlen des Rauschens ließ das Innere der Kutsche zu still erscheinen.
    Nach einem Moment des Schweigens, den sie damit verbrachte, ihr vom Wind zerzaustes Haar zu richten, sagte Veradis: »Weißt du, es ist durchaus möglich, dass er es weiß.«
    Isana zog eine Augenbraue hoch. »Hm?«
    »Aquitanius«, sagte Veradis. »Er weiß vielleicht von den Befestigungsanlagen, die dein Bruder seit einiger Zeit errichten lässt, und vielleicht auch, warum du heute hergekommen bist.«
    »Warum sagst du das?«
    »Ich habe heute Morgen gesehen, wie einer von Terius’ Männern in Senator Valerius’ Zelt gegangen ist.«
    Valerius , dachte Isana. Ein widerwärtiger Mann. Ich bin wirklich froh, dass Bernard es für nötig gehalten hat, ihm die Nase zu brechen und ihm zwei Zähne auszuschlagen.
    »Tatsächlich?«, fragte Isana laut. Sie dachte einen Moment lang nach und zuckte dann mit den Schultern. »Es spielt eigentlich keine Rolle, ob er davon weiß. Er kann sagen, was er will, und auf dem Kopf tragen, was ihm gefällt – aber er ist nicht der Erste Fürst und wird es auch nie sein.«
    Veradis schüttelte den Kopf. »Ich … Herrin …« Sie rang die Hände. »Irgendjemand muss die Führung übernehmen.«
    »Und jemand wird das auch tun«, sagte Isana. »Der rechtmäßige Erste Fürst, Gaius Octavian.«
    Veradis senkte den Blick. »Wenn«, sagte sie sehr leise, »er noch am Leben ist.«
    Isana faltete die Hände im Schoß und sah nach draußen, während das Tal unten größer zu werden begann, die Farben leuchtender. »Er ist am Leben, Veradis.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Isana starrte aus dem Fenster und runzelte leicht die Stirn. »Ich … Ich weiß nicht warum«, sagte sie am Ende. »Aber ich bin überzeugt davon. Es fühlt sich für mich so an als ob … als ob es beinahe Zeit zum Abendessen ist und er gleich vom Schafe hüten hereinkommen wird.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht wortwörtlich natürlich, aber die Empfindung ist dieselbe, das Gefühl.«
    Veradis musterte Isana aus ruhigen, ernsten Augen und sagte nichts.
    »Er kommt nach Hause«, sagte

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