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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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seinen Pflichten.
    »Das gilt auch für euch andere«, sagte Bernard zu seinem Kommandostab auf dem Turmdach. »Seht zu, dass ihr etwas in den Magen bekommt, und sucht euch einen Winkel, um ein Nickerchen zu halten.«
    Amara wartete, bis alle gegangen waren, bevor sie sagte: »Du hast es geschafft.«
    Bernard knurrte und schüttelte den Kopf. »Alles, was wir geschafft haben, ist, dass sie uns jetzt ernst nehmen. Bis heute hatten die Vord nie viel Taktik zu bieten. Sie haben einfach immer mehr Krieger auf jedes Hindernis geworfen.« Er rieb sich mit dem Zeigefinger ein Auge. »Heute haben sie versucht, uns in die Flanke zu fallen. Morgen …« Er hob die Schultern. »Sie haben sich zurückgezogen, weil irgendjemand da drüben erst einmal nachdenken und sich eine Möglichkeit einfallen lassen will, um uns in die Knie zu zwingen. Wenn wir das nächste Mal auf sie treffen, haben sie sicher etwas Abscheuliches vorbereitet.«
    Amara schauderte. Er trat einen Schritt näher an sie heran und legte den Arm um sie. Die Bewegung war wegen seiner Lorica unbeholfen, aber es gelang ihm trotzdem.
    »Das Wichtigste«, sagte er, »ist, dass wir noch hier sind. Sobald wir uns nach Kaserna zurückgezogen haben, sollten wir in der Lage sein, wenn nötig wochenlang durchzuhalten. Wir haben erfolgreich Zeit erkauft.«
    »Wofür?«, fragte Amara.
    »Dafür, dass der Junge herkommt«, sagte Bernard.
    »Was wird uns das nützen?«, fragte sie. »Niemand hat bis jetzt die Königin gesichtet.«
    Bernard schüttelte den Kopf. »Er hat sich etwas Gerissenes ausgedacht, darauf kannst du dich verlassen.«
    Amara nickte. »Das will ich hoffen«, sagte sie. »Liebster, du solltest auch etwas essen und dich ausruhen.«
    »Ja. Nur einen Augenblick.« Seine Finger streichelten geistesabwesend ihre Hand. »Hübscher Sonnenuntergang, nicht wahr?«
    »Wunderschön«, antwortete sie und lehnte den Kopf an seine Schulter.
    Die Sonne war schon fast verschwunden; ihr rötliches Licht schien ihnen grell in die Augen.
    Und in weiter Ferne hallte das Kreischen zorniger Vord leise von den Mauern des Tals wider.

40

    »Überlass das mir«, knurrte Invidia. »Gib mir unsere Erdwirker und die Ungetüme, und die Mauer steht keine fünf Minuten mehr.«
    »Nein«, sagte die Königin. Sie lief neben dem Wasserbecken auf und ab und starrte darauf hinunter. Ihr zerlumptes altes Kleid raschelte und raunte. »Nein, noch nicht«, setzte sie hinzu.
    »Du hast gesehen, welche Verluste sie uns zugefügt haben.«
    Die Königin zuckte mit der Schulter. Die elegante Bewegung stand im Widerspruch zu dem besudelten Putz, den sie trug. »Mit Verlusten muss man rechnen. Besonders hier, zu guter Letzt. Ohne uns zu vernichten, haben sie ungeahnte Fähigkeiten offenbart, die wir bei unserer nächsten Begegnung überwinden werden. Das ist ein Sieg.« Sie sah scharf zu Invidia auf. »Ich verstehe jedoch nicht, warum du mich nicht vor dem großen Elementar im Berg gewarnt hast.«
    »Weil ich nichts davon wusste«, antwortete Invidia gepresst. »Offensichtlich.«
    »Du hast gesagt, du wärst schon hier gewesen.«
    »Um Isana in einer Windkutsche abzuholen«, sagte Invidia, »nicht um eine Invasion zu planen.«
    Die Vordkönigin starrte Invidia einen Moment lang an, als ob sie den Unterschied nicht ganz verstanden hätte. Dann nickte sie langsam. »Das muss noch so eine grundverschiedene aleranische Erfahrung sein.«
    Invidia verschränkte die Arme. »Offensichtlich. Es gehörte nicht in den Zusammenhang.«
    Die Königin legte den Kopf schief. »Aber du hattest doch vor, Alera zu erobern.«
    »Ich hatte vor, es ganz zu übernehmen«, sagte Invidia, »indem ich sein Herrschaftssystem zweckentfremdet hätte. Der Einsatz militärischer Gewalt war zu keinem Zeitpunkt meine bevorzugte Vorgehensweise. Es bestand nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass ich jemals gezwungen sein würde, dieses abgelegene kleine Tal anzugreifen. Abgesehen davon, dass es einen günstigen und vorhersagbaren Ort für Maratangriffe bietet, war es überhaupt noch nie von historischer Bedeutung.«
    Bei den Worten schaute Isana von ihrem Platz zu Füßen des gefangenen Araris auf und lächelte.
    Sie spürte, wie Invidia von plötzlichem Zorn durchflutet wurde, der sich nur langsam wieder unter Kontrolle bringen ließ. Die von Brandnarben übersäte Frau wandte sich der Königin zu und sagte: »Jeder Augenblick, den wir hier verbringen und in dem unsere Truppen nichts tun, sorgt für weitere Schwierigkeiten.«
    »Es sind

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