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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Decke aus Erde und Stein hoch, die er gerade noch zu einer schützenden Kuppel aufrichten konnte, bevor ein grünweißer Blitz aus dem Nebel hervorschoss. Er traf die behelfsmäßige Mauer und zerschlug sie, aber als der Schutt sich gesenkt hatte, stand Octavian noch immer über die verwundete Marat gebeugt. »Verfluchte Krähen, Marcus!«, schrie er. »Ich bin hier etwas beschäftigt!«
    Marcus versetzte einem Trupp Singulares und einem Heiler der Ersten Kohorte einen Tritt, damit sie zu Kitai eilten. Sobald Octavian das sah, machte er zwei Schritte und sprang vom Boden in die Luft, um im Nebel zu verschwinden. Ein zweiter Windstrom, weit größer und heftiger, fegte durch den Hof und verfolgte ihn eindeutig.
    »Marcus!«, brüllte Araris mit eiserner Stimme aus der Scheune. »Ich brauche hier mehr Männer!«
    »Erster Speer, Erster Speer!«, sagte ein junger Legionare panisch und machte eine Reihe hektischer Handbewegungen.
    »Verfluchte Krähen, Junge, ich stehe direkt vor dir!«, blaffte Marcus. »Sag es mir einfach!«
    »Feindliche Infanterie«, keuchte der Junge. »Mindestens dreißigtausend, die in zwei Minuten hier sein werden. Die feindlichen Lufttruppen sind von den Rittern Pisces aufgehalten worden und werden zur selben Zeit eintreffen. Es sind ungefähr siebentausend. Erster Speer, was sollen wir nur tun?«
    Zwei Minuten?
    Zwei Minuten?
    Beinahe vierzigtausend Vord waren auf dem Weg hierher – und seine eigenen Truppen befanden sich über das ganze Gelände verteilt und konnten einander in dem Nebel nicht sehen. Sie würden einer nach dem anderen am Stück verschlungen werden.
    Verfluchte Krähen, was hatte Octavian ihm da nur eingebrockt?
    Wenn sowohl er als auch der junge Mann den Tag überlebten, was zunehmend unwahrscheinlich wurde, dann würde Fidelias wohl gezwungen sein, ihn allein schon aus Prinzip umzubringen.

53

    »Graf Calderon«, sagte Ehren, »ich weiß, dass nicht alles ist, wie es scheint. Aber ich würde wirklich liebend gern wissen, warum die Tatsache, dass wir gleich von den beiden Vordkolossen zermalmt werden, nicht so ist, wie sie scheint. Ich meine ja nur … Ich dachte, das wäre mittlerweile offensichtlich.«
    »Bei den Krähen«, hauchte Bernard leise. Sein Gesicht war vor Anspannung verzerrt. »Sie müssen die Königin verfehlt haben.«
    »Was?«, fragte Ehren.
    Ein siebzig Pfund schwerer Felsbrocken sauste an ihnen vorbei, geschleudert von einem der riesenhaften Ungetüme, die die Vordkolosse begleiteten. Er verfehlte sie nur um einen Fuß, prallte gegen die Mauer des Turms hinter ihnen und erzeugte ein Spinnennetz aus Rissen im Stein.
    »Verfluchte Krähen!«, schrie Ehren.
    »Die Hohen Fürsten und …« Er schluckte und schien zu ignorieren, dass sie nur knapp verfehlt worden waren. »Und meine Frau hatten herausgefunden, wo die Vordkönigin war.«
    »Oh«, sagte Ehren leise. Der naheliegendste Schritt hätte in dem Versuch bestanden, den Krieg sofort zu beenden – mit einem enthauptenden Schlag. Wenn er erfolgt wäre, hätten die Vord jetzt nicht so zielgerichtet und konzentriert gehandelt. Deshalb war es nur vernünftig anzunehmen, dass das Attentat gescheitert war. Angesichts der Wichtigkeit der Mission hielt Ehren es für unwahrscheinlich, dass die Hohen Fürsten irgendetwas anderes getan hätten, als bis zum Tode zu kämpfen. Und Gräfin Amara mochte zwar eine geübte Windwirkerin sein, doch im Vergleich mit den anderen war sie diejenige Person gewesen, die sich am wenigsten gegen eine Bedrohung wie die Vordkönigin hätte verteidigen können.
    »Ich verstehe«, setzte Ehren hinzu. Einen Augenblick später fuhr er fort: »Ich glaube, es ist wahrscheinlicher, dass die Königin geflohen ist, als dass sie alle zu Tode gekommen sind, Exzellenz. Ich bin mir sicher, dass es deiner Frau gut geht.«
    Bernard schüttelte den Kopf. »Danke, dass du lügst, mein Sohn.«
    Ehren verzog das Gesicht.
    »Nun ja«, sagte Bernard. Er wandte sich um und nahm den Schaden in Augenschein, den der Felsbrocken am Turm angerichtet hatte. »Wenn die Hohen Fürsten ihre Arbeit nicht erledigt haben, werden wir uns einfach selbst darum kümmern müssen, nicht wahr?«
    Er verschwand im Turm und trat einen Moment später mit einem Kriegsköcher und einem großen schwarzen Bogen wieder daraus hervor, der so lang war, wie er groß war: Die Wurfarme waren dicker als Ehrens Unterarme. Graf Calderon holte tief Luft. Dann ächzte er und spannte den großen Bogen, indem er sich mit dem ganzen Körper

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