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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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herrschte.
    Ehren richtete den Blick auf Bernard und starrte den Mann einfach nur an.
    »Das hätte jeder tun können«, sagte Bernard müde.
    Wilde Jubelrufe, die im Vergleich schwach klangen, tönten aus der Stadt unten und aus den Reservestellungen hinter ihnen empor.
    Der Graf von Calderon schloss die Augen, lehnte sich sichtlich erschöpft gegen die Wand des Turms und zuckte zusammen, als er die Schultern bewegte. »Es war ein krähenverflucht großes Ziel.« Er öffnete ein Auge, um den zweiten Vordkoloss anzusehen. »Wenn ich doch nur einen weiteren Pfeil dieser Art hätte! Und eine Kugel, die dazu passt. Und eine Nacht lang geschlafen hätte.« Er schüttelte den Kopf. »Wir sind alle einfach so verdammt müde. Ich weiß nicht, wie Cereus noch durchhält.«
    Ehren setzte sich neben Bernard und stierte stirnrunzelnd zu dem zweiten Vordkoloss hoch. »Graf? Was unternehmen wir dagegen?«
    »Nun ja, Ritter Ehren«, sagte Bernard philosophisch, »was schlägst du vor? Mein Waffenschmied sagt, dass es bis übermorgen dauern wird, bis er noch einen Pfeil wie den eben fertig bekommt. Ich könnte die Legionen hochschicken, aber sie würden einfach nur zu Hunderten plattgetrampelt werden. Unsere Ritter und Cives sind alle entweder auf der Mauer und kämpfen gegen die Horde, oder sie sind schon auf der Klippe.« Er strich sich mit einer breiten Hand das kurze Haar zurück. »Wir können sie nicht im Schlamm versinken lassen, wie wir es an der letzten Mauer getan haben, weil die ganze Klippe aus einem Gesteinsschelf besteht. Wenn man damit herumspielt, könnte der ganze Felsen zusammenbrechen und uns alle töten, einschließlich der Flüchtlinge. Ich habe keine Pfeile dieser Art mehr, auch keine hochwirksamen Feuerkiesel, und auch nicht die Kraft, die diesen Bogen abgeschossen hat. Ich glaube, ich habe mir etwas gezerrt. Mir brennt der Rücken.« Er verzog das Gesicht. »Also hoffen wir, dass die Cives und Fürst Cereus ihn zermürben können, bevor er herkommt, und ich bin gezwungen, Doroga und seine Gargantenreiter zu bitten, einen allerletzten Versuch zu unternehmen, der sie wahrscheinlich ohne guten Grund das Leben kosten wird.«
    »Wir können nicht einfach hier herumsitzen«, protestierte Ehren.
    »Nein?«, fragte Bernard. »Wir haben nichts mehr in Reserve, Ritter Ehren. Wir haben nichts aufgespart. Es läuft auf den alten Cereus und die Cives da oben auf der Klippe hinaus. Wenn das Ding bis hierher vordringt, ist der Krieg vorbei. So einfach ist das.«
    Sie schwiegen beide eine Weile. Die Schreie und Rufe der Schlacht und das ferne Dröhnen des Elementarwirkens, das vergeblich auf den Vordkoloss geschleudert wurde, umfingen sie.
    »Manchmal, mein Sohn«, sagte Graf Calderon, »muss man sich damit abfinden, dass die eigene Zukunft in den Händen eines anderen liegt.«
    »Was tun wir?«, fragte Ehren leise.
    »Wir warten ab«, sagte Bernard.
    Die Hohe Fürstin Placida Aria stolperte zurück, als die Vord durch die Löcher in der Decke ins Nest stürmten, und Isana musste sich rasch zur Seite abrollen, um nicht niedergetrampelt zu werden. Die Fangschreckenkrieger landeten und rannten einen Moment lang sichtlich verwirrt in kurzen, abgehackten Bewegungen hin und her.
    Aria stolperte mit einem Aufschrei rückwärts gegen die Wand, und Isana riss erschrocken die Augen auf. Fürstin Placidas Körper war von dem Gift und der Verletzung stark beansprucht worden. Isana hatte den gebrochenen Knochen geheilt, und der Segen der Nacht hatte dem Gift entgegengewirkt, aber die Hohe Fürstin war völlig erschöpft gewesen.
    »Ich k … kann nicht«, keuchte sie und schüttelte den Kopf. »Dieses letzte E … Erdwirken … Ich kann nicht mehr.«
    Isanas Blick ging zu Amara, die in noch schlechterer Verfassung als Aria war. Der Kursorin war es gerade einmal gelungen, sich auf die Ellenbogen hochzustützen.
    Und das hieß …
    »Es liegt an mir«, hauchte Isana. Sie rang nach einem passenden Ausdruck, um das Gefühl in Worte zu fassen, das sie bei dieser Erkenntnis überkam, und entschied sich für: »Oh, verfluchte Krähen.«
    Dann stählte sie sich, griff nach Arias Gürtel und zog das schmale Duellschwert der Hohen Fürstin aus der Scheide. Sie wandte sich den sechs Vordkriegern zu, ließ das Schwert ein paar Mal in ihrer Hand springen und erprobte sein Gewicht und seine Ausgewogenheit. Dann streckte sie die linke Hand zum Wasserbecken aus und kniff die Augen zusammen. Ein Badewanneninhalt Flüssigkeit sprang aus dem Becken

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