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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Unmöglichkeit.
    Aber wie sie besiegen? Mit dem zusätzlichen Vorteil, den sie gewonnen hatte, sah er einfach keine Möglichkeit dazu.
    Also , dachte er, muss man ihr den Vorteil nehmen.
    Die Königin hatte begonnen, ein Band zwischen sich selbst und den großen Elementaren von Calderon zu schaffen, eine Aufgabe, die, wie Tavi spürte, ganz gewiss weit über seine eigenen Fähigkeiten hinausging. Aber im Elementarwirken war es wie mit allen anderen Dingen auch: Es war weit schwieriger, etwas zu erschaffen, als es zu zerstören.
    »Alera«, flüsterte er. Er hatte keine Ahnung, ob die große Elementarin ihn hören konnte, und ob sie erscheinen würde, wenn sie es tat. Aber er stellte sie sich intensiv vor seinem inneren Auge vor und flüsterte noch einmal: »Alera.«
    Und dann war die große Elementarin einfach da, erschien stumm und ohne viel Aufhebens in der verschwommenen Gestalt einer Frau in Grau, die mit den Wolken und dem Nebel verschmolz. Ihr Gesicht war noch immer wunderschön, aber gealtert und erschöpft. Sie nahm die Lage in Augenschein, und ihr Blick blieb länger auf dem reglosen Strudel ruhen als auf dem funkensprühenden Kampf, der zwischen der Königin und Kitai tobte.
    »Hmm«, sagte sie ruhig. »Es steht nicht gerade gut für euch.«
    Tavi rang darum, seine Stimme ruhig und höflich zu halten. »Hat die Königin wirklich die großen Elementare an sich gefesselt?«
    »Bis zu einem gewissen Grade«, antwortete Alera. »Sie sind beide gelähmt, elementargebunden, und sie sind … etwas verstimmt darüber.«
    »Sie kann sie beherrschen?«
    »Noch nicht«, sagte Alera. »Aber das Haus ihres Verstandes hat viele Zimmer. Sie wirkt die Bindung, während sie kämpft. Es ist nur eine Frage der Zeit.« Sie schüttelte den Kopf. »Armer Garados. Weißt du, er ist ziemlich verrückt. Thana tut für ihn, was sie kann, und versucht, deinesgleichen fernzuhalten, aber sie ist schon seit ein paar hundert Jahren kaum weniger wahnsinnig als er.«
    »Ich muss ihre Verbindung mit Garados und Thana Lilvia unterbrechen«, sagte Tavi. »Ist das möglich?«
    Alera zog die Augenbrauen hoch. »Ja. Aber sie sind keine Sterblichen, junger Gaius. Sie werden Rache dafür nehmen, dass man sie gebunden hat, und sie werden dir nicht die geringste Dankbarkeit erweisen.«
    »Eine Bindung kann selbst von jemandem wie mir bewirkt werden«, sagte Tavi. »Ich meine, ich könnte Garados dazu bringen stillzusitzen, wenn es sein müsste. Das ist in Kalare und Alera Imperia geschehen – und in gewissem Maße auch mit dir. Jemand wie ich hat sie alle so gebunden, dass sie nicht handeln.«
    »Richtig«, sagte Alera.
    »Dann zeig mir, wie man die Verbindung durchbricht.«
    Alera neigte den Kopf und streckte die Hand aus. Wie der Rest von ihr war sie von undurchsichtigem, grauem Nebel bedeckt, den man mit Stoff verwechseln konnte, wenn man nicht ganz genau hinsah. Sie berührte seine Stirn. Ihre Fingerspitze war feucht und kühl.
    Das Mittel erschien einfach in Tavis Verstand, so reibungslos, als sei es etwas, an das er sich aus seinen Tagen an der Akademie erinnerte. Und wie vieles beim Elementarwirken war es einfach zu bewerkstelligen. Schmerzhaft, wie er annahm, aber einfach.
    Tavi berührte den Stein mit einer Hand und reckte die andere hinauf in den reglosen Himmel. Die entscheidende Elementarkraft, die in der Bindung zum Einsatz kam, war Wasserwirken. Sie bildete die Grundlage der Bemühung, während das Wirken, das dem jeweiligen Elementar angeglichen war, hinzugefügt wurde: Erde für Erde, Luft für Luft und so weiter. Aber Wasser war die Grundlage. Er musste das Wasserwirken mit seinem Gegenteil unterbinden.
    Tavi neigte den Kopf, konzentrierte seinen Willen und ließ Feuer, so dünn ausgebreitet, dass es nicht als Flamme zum Leben erwachte, in den Fels des Garados und als breiten, schwankenden Kegel in Thana Lilvias nebelhafte Gegenwart strömen. Schmerz durchzuckte ihn, als die beiden Mächte aufeinandertrafen, eine Art gedanklicher Säure, die sich anfühlte, als würde sie seine Schädelhöhle von innen leerfressen.
    Der Kopf der Königin zuckte zu ihm herum, während sie leicht vor Kitai zurückwich.
    Garados und Thana reagierten sofort.
    Die Erde bebte und wankte, und die Königin und Kitai taumelten beide mehrere Schritte in dieselbe Richtung und prallten gegen einen Felssockel, als der Berg den Kopf in den Nacken legte und ein markerschütterndes Brüllen ausstieß. Einen Augenblick später schwoll die Dunkelheit an, bis es

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