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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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vernunftbegabt.
    Also würde die Erste Aleranische bis auf den letzten Mann niedergemetzelt werden – und Fidelias mit ihr, wenn es so weit kam. Vielleicht sprach da in Gedanken der Geist des Valiar Marcus aus ihm, aber wenn ja, dann hatte Fidelias nicht die Absicht dagegenzuhalten. Er würde diese Männer nicht im Stich lassen.
    Der Regen prasselte immer heftiger und heftiger, bis er fast einem der Taifune glich, die zuweilen die Südküste heimsuchten. Fidelias beobachtete, wie seine Männer grimmig ohne jegliche Erfolgsaussichten weiterkämpften, und ertappte sich dabei, wie er stumm mit versteinerter Miene weinte. Es regnete. Niemand würde etwas sehen. Aber trotz allem ließ ihn die Macht der Gewohnheit nach der bescheidenen Wasserwirkerbegabung greifen, über die er verfügte und die immerhin ausreichte, seine Tränen zu trocknen.
    Sein Kopf fuhr ruckartig herum, und er blaffte den nächstbesten Kurier an: »Bring mir die Erste Fürstin!«
    Isanas Umhang und Kleid waren völlig durchnässt, als sie das Scheunendach erreichte. Ein Glück. Es war für sie das Einzige seit Wochen, was einem Bad auch nur nahekam.
    Der Boden bebte und wankte weiter in unregelmäßigen Abständen. Ein gewaltiges Dröhnen hallte tief und unheimlich durch die Nacht, übertönte die Schreie und das Kreischen, die Trommeln und Trompeten der Schlacht, das Tosen des Windes, das Rauschen des Sturzregens. Es erinnerte Isana an die Rufe von Leviathanen auf dem offenen Meer – es war nur weitaus umfassender. Sie konnte im Regen keine hundert Schritt weit sehen und hatte das Gefühl, dass sie darüber hätte froh sein sollen.
    Sie eilte gefolgt von Araris und Aldrick über das Dach dorthin, wo Valiar Marcus mit seinem Kommandostab stand. Er salutierte vor ihr, als sie näher kam, wies auf den Graben, den die Legionares verteidigten, und sagte unvermittelt: »Herrin, du musst für mich den Graben mit Wasser füllen.«
    Isana zog eine Augenbraue hoch. »Ich verstehe«, sagte sie und starrte nachdenklich den Graben an. Dank des Regens sammelten sich an seinem Grunde schon Pfützen. Sie schloss die Augen, berührte in Gedanken Bächlein und schickte den Elementar ins Land um den Wehrhof aus, wo er sich als kaum wahrnehmbare Wellenbewegung im strömenden Regen manifestierte. Die Ausgangslage erschien ihr nicht günstig. Der Wehrhof lag auf dem höchsten Punkt der Gegend, damit alle Wasserfluten von dort abfließen konnten. So viel Wasser zu veranlassen, bergauf zu strömen war mit einer fürchterlichen Anstrengung verbunden, die womöglich ihre Kräfte überstieg.
    Stattdessen schickte sie aus einem plötzlichen Einfall heraus Bächlein nach oben. Der Elementar floss in die Luft, sprang von Regentropfen zu Regentropfen und begann sich dann wie ein breiter, unsichtbarer Regenschirm über dem Wehrhof aufzuspannen. Ah, viel besser. Sie dehnte Bächleins Gegenwart so weit aus, wie sie nur irgend konnte, und flüsterte ihm zu, er solle den fallenden Regen umleiten.
    Eine ganze Weile geschah nichts. Dann tauchte plötzlich aus dem Nichts ein Wasserfall auf: der gesammelte Regen mehrerer Morgen Boden, der vereint an dieselbe Stelle floss. Er platschte in den Graben hinein, riss mehrere Fangschrecken von den Beinen und war binnen Sekunden dabei, die Vertiefung zu füllen.
    Erschöpfte Männer erhoben die Stimmen zu heiseren Jubelrufen, und die Aufwallung von Hoffnung, die von ihnen allen aufstieg, erfasste Isana wie ein reinigendes Feuer. Die Legionares machten sich aufgemuntert daran, heftigere Gegenwehr zu leisten, und rammten die Vord zurück ins Wasser, das tiefer und tiefer wurde, als Isana ihr Wirken fortsetzte.
    Ein guter Anfang. Aber sie konnte noch mehr erreichen. Sobald der behelfsmäßige Wassergraben gefüllt war, schickte sie Bächlein hinein und versetzte kraft ihres Willens und einer leicht kreisenden Handbewegung das Wasser in Drehung. Es dauerte nicht lange, bis eine Strömung daraus geworden war, die rings um den Wehrhof lief und stark genug war, um eine Fangschrecke mitzureißen und wirbelnd flussabwärts zu tragen. Sie spornte das Wasser zu immer größerer Geschwindigkeit an und zog dann Bächlein erschöpft aus dem Strom zurück, der dank seines Schwungs eine ganze Weile weiterkreisen würde; lange genug, wie Isana hoffte, um den Legionares eine kurze Atempause zu verschaffen. Vord um Vord sprang ins Wasser, nur um hilflos um den Wehrhof herumgewirbelt zu werden, wieder und wieder und wieder – und die Strömung hatte den

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