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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zusätzlichen Vorteil, dass sie den Graben langsam tiefer auswusch. Wenn das Wasser sich irgendwann so weit beruhigt hatte, dass die Vord hindurchwaten konnten, würden sie feststellen, dass die Verteidigungswälle höher und schwieriger zu ersteigen waren als zuvor.
    Sie wandte sich erschöpft an den Ersten Speer und fragte: »Reicht das?«
    Marcus schürzte die Lippen und beobachtete ein unglückliches Vord, das auf seiner dritten Reise um den Wehrhof herum war. »Voll und ganz, Herrin. Danke.«
    Isana nickte und sagte: »Irgendwann werden sie ihn wohl überbrücken, wie Ameisen es manchmal tun. Oder ihn einfach mit genug Kadavern ersticken, um einen Übergang zu schaffen.«
    »Vermutlich«, sagte Marcus. »Aber sogar unter diesen Umständen erkauft er uns Zeit, Herrin. Und …«
    Ein blechernes, schrilles, misstönendes Hornsignal erscholl im regengepeitschten Dämmerlicht. Dann noch eines, und noch eines, und noch eines. Ein paar Augenblicke später erbebte der Boden, und die Taurgkavallerie kam aus dem Zwielicht gestürmt. Die riesigen Tiere trampelten sich durch die Vord, die um den Wehrhof herum versammelt waren. Fünftausend Mann stark war die Kavallerie, und die in blaue Rüstungen gehüllten Canimreiter schwangen ihre Äxte mit tödlicher Kunstfertigkeit und schnitten einfach ein Stück der Vordarmee ab. Es war, wie Isana fand, seltsamerweise so, als würde man zusehen, wie einem Körper ein Glied abgeschlagen wurde. Die Reiter stießen in Keilformation durch die Vord vor und trennten eine Abteilung vom feindlichen Heer ab. Dann wirbelten sie zu den Fangschrecken herum, die von der Hauptmacht getrennt waren, und zermalmten sie. Die ganze Angelegenheit dauerte keine zwei Minuten, dann waren die Taurga verschwunden, sprangen in den Grauschleier aus Regen und Sturm davon und ließen ganze Morgen voller toter und sterbender Vord hinter sich zurück.
    Marcus stieß einen leisen Pfiff aus und schüttelte den Kopf.
    »Ich nehme an, das war eindrucksvoll?«, fragte Isana. »Über den oberflächlichen Anblick hinaus, meine ich.«
    »Bei diesem Wetter? Bei den Krähen, ja, Herrin. Sie sind einfach nur vorbeigeritten und haben dabei dem Feind einen hohen Blutzoll abverlangt. Sie werden den Vorteil des Überraschungsmoments nicht noch einmal haben – siehst du dort drüben, wie die hintersten Vord sich jetzt nach außen gewandt haben? –, aber wenn die Vord auf diesem Boden bleiben, werden die Taurgreiter sie nach und nach …«
    Die Luft wurde plötzlich völlig still. Die Erde bebte nicht mehr. Das einzige Geräusch war das Prasseln des Regens.
    »… aufknabbern«, schloss Marcus, und seine Stimme klang in der plötzlichen Ruhe laut, bevor er selbst den Mund schloss.
    Niemand sprach. Niemand rührte sich. Sogar die Vord schienen zu erkennen, dass irgendetwas vorging, denn sie waren so gut wie erstarrt. Die Luft war von gedämpfter Erwartung geschwängert. Blitze zuckten irgendwo weit über ihnen, das Pulsieren von grünem Vordlicht. Das Grollen ihres Donners erreichte Isanas Ohren erst nach mehreren Sekunden.
    »Was passiert da?«, flüsterte einer der Ritter in der Nähe.
    Valiar Marcus sah von dem Mann zu Isana. Ein kleines, fragendes Stirnrunzeln, das er rasch wieder unterdrückte, huschte über seine Miene.
    Isana schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Im Himmel im Nordwesten loderten unregelmäßige Lichtblitze auf. Blau, Rot, Vordgrün, und, Augenblicke später, das dunkle Violett eines Amethysts. Jeder Ausbruch von farbigem Licht verblasste langsam, nur um von neuem Glanz ersetzt zu werden. Und die ganze Zeit über war es still. Kein Donnergrollen begleitete die Blitze.
    »Das ist Metallwirken«, sagte Araris, in dessen Stimme noch immer ein Unterton von Stahl widerhallte, mit ruhiger Gewissheit. »Drei Schwerter. Das Rot und Blau – das ist Octavian.«
    Isana sog scharf die Luft ein. »Tavi.«
    Mehrere Augenblicke lang setzten die Blitze sich fort, grün gegen violett. Und dann bebte die Erde wieder. Dieser gewaltige Lärm durchtoste erneut, von einem unglaublichen Zorn erfüllt, die Luft. Der Sturm setzte binnen eines Augenblicks wieder ein, und der Wind frischte zu einem solchen Heulen auf, dass er Isana in Verbindung mit dem wankenden Boden von den Beinen riss. Araris fing sie auf, bevor sie auf die Steine stürzen konnte, und stützte sie mit einem kühlen, metallischen Arm, während die Erde bebte und das Unwetter tobte.
    Die Vordkrieger stießen ihrerseits Schreie aus und

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