Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
aufhalten, wenn sie nicht noch weitere Überraschungen für uns bereithalten«, sagte Ehren.
    »Ich würde ja gern annehmen, dass auch die Vord ebenso wie wir nur bis an ihre Grenzen gehen«, sagte Bernard. »Aber unsere bisherigen Erfahrungen mit ihnen machen mich nicht gerade zuversichtlich.« Er schüttelte den Kopf. »Nun ja. Wir können nur tun, was wir tun können. Wir halten so lange durch, wie unsere Beine uns tragen. Ritter Ehren, könntest du die Hohe Fürstin Cereus vom Tode ihres Vaters in Kenntnis setzen und sie genau wissen lassen, was geschehen ist?«
    Ehren seufzte. »Natürlich, Graf. Es ist besser, dass sie es jetzt erfährt, statt erst in einer halben Stunde gerüchteweise davon zu hören.«
    Bernard nickte und rieb sich den Kiefer – dann erstarrte er und blickte nach Westen.
    Weit hinten im Tal waren die Sturmwolken, die Garados verhüllten, anscheinend verrückt geworden. Sie spien Tausende von Blitzen in den unterschiedlichsten Farben aus, wie die Gischt am Fuße eines Wasserfalls. Ehren blieb wie angewurzelt stehen und sah ebenfalls zu, wie der ferne Sturm das Land mit Blitzen überzog. Er war sich sicher, dass er es sich nur einbildete, aber einen Moment lang sah es fast so aus, als ob eine gewaltige Windmähne, die viele Meilen breit war, den Boden mit Klauen aus lebendigen Blitzen umpflügte.
    Dann begannen die Vord allesamt zu kreischen und schrien auf wie eine einzige Kreatur. Das Heulen sorgte dafür, dass sich Ehren die Nackenhaare aufstellten, aber er trat vor, umklammerte den Rand der Balkonbrüstung und starrte hin.
    Der brodelnde, pulsierende Rhythmus der Vordhorde, dieser unterschwellige Eindruck von Ordnung und Zielstrebigkeit, der sie alle wie die verschiedenen Organe eines einzigen Körpers wirken ließ, begann sich aufzulösen. Im Laufe der nächsten paar Minuten beobachtete Ehren, wie die Vordangreifer sich aus einer Armee, die von Geradlinigkeit und perfekter Disziplin angetrieben wurde, in ein Gewirr hungriger, gefährlicher Raubtiere verwandelte. Obwohl der reine Druck der großen Masse, die auf engem Raum zusammengepfercht war, die Vord an vorderster Front der Horde zwang, den Angriff auf die Mauern von Kaserna fortzusetzen, sah es weiter hinten ganz anders aus.
    Ehren wirkte eine Sichtlinse und starrte hindurch. Er sah, wie die Vord am hinteren Rand sich gegeneinander zu wenden begannen, anscheinend von verzweifeltem Hunger getrieben. Die am weitesten hinten begannen ganz wegzulaufen. Es würde lange dauern, vielleicht Stunden, bis der Druck auf die vorderste Reihe Vord so weit nachließ, dass sie sich zurückziehen konnte, aber es würde geschehen. Es würde geschehen!
    »Was kannst du sehen?«, fragte Graf Calderon. Seine müde Stimme klang besorgt.
    »Sie fliehen«, sagte Ehren. Er erkannte, dass seine eigene Stimme belegt war vor Rührung, die er weder erwartet hatte noch zu schätzen wusste. »Sie wenden sich am hinteren Rand der Horde gegeneinander. Sie fliehen.« Irgendetwas ließ seine Sicht verschwimmen. »Sie halten nicht zusammen. Sie fliehen .«
    »Sie haben es geschafft«, flüsterte Graf Calderon. »Bei allen Elementaren, sie haben es geschafft . Sie haben die Königin getötet!«
    Ehren konnte nicht hören, was Calderon als Nächstes sagte. Monate voller Entsetzen und Verzweiflung waren auf diesen einen Moment hinausgelaufen. Er fand sich auf dem Steinboden des Balkons sitzend wieder und schluchzte und lachte zugleich. Er hatte nie geglaubt, nie wirklich geglaubt, dass die Vord besiegt werden konnten. Nicht nach so vielen Rückzügen, so vielen tödlichen Überraschungen.
    Aber hier, im Calderon-Tal, war es ihnen endlich gelungen. Sie hatten die schwersten Schläge überstanden, die der Feind austeilen konnte, und hatten überlebt. Das Reich hatte überlebt. Das Reich würde überleben.
    Es würde dank Cereus’ Opfer überleben und dank des ganz bescheidenen Provinzcivis, der sich jetzt neben Ehren kniete und ihm einen kräftigen Arm um die Schultern legte. »Ruhig, mein Sohn. Ruhig. Komm mit. Ich könnte etwas zu trinken gebrauchen. Ich habe den Legionen befohlen, weiter nach dem Rotationsprinzip frische Truppen vorzuschicken. Jetzt müssen wir das hier nur noch aussitzen.«
    Ehren nickte. »Etwas zu trinken«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich bin allerdings nicht sehr trinkfest.« Dann fügte er hinzu: »Aber wenn man hierauf nicht trinken kann, worauf dann überhaupt ? Gehen wir.«

Epilog

    Die Geschichtsschreibung wird irgendwann behaupten, dass

Weitere Kostenlose Bücher