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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sein. »Octavian«, sagte sie endlich und knurrte das Wort geradezu. »Das muss Gaius Octavian sein.«
    Die Krallen der Vordkönigin erzeugten ein leises, gedehntes Geräusch, als sie ausfuhren.
    Das Wasserbild war in voller Farbe, ein Hinweis auf die hervorragende Beherrschung des Elementarwirkens. Also war aus dem Welpen doch noch ein Wolf geworden.
    Das seltsame Summen setzte sich fort, und Invidia konnte etwas auf das Wasserbild treffen sehen, kleine Wasserspritzer, die hochschossen, als ob ein Junge Steine geworfen hätte. Invidia griff auf ihr Windwirken zurück, um die Bewegung der Gegenstände zu verlangsamen und sich genauer darauf zu konzentrieren. Bei näherer Betrachtung schien es sich um Hornissen zu handeln. Es waren natürlich keine Hornissen, aber sie schienen von der gleichen bedrohlich schnellen und unterschwellig furchterregenden Erscheinung zu sein. Ihre Körper waren länger und trugen zwei Flügelpaare, und sie flogen schneller als jede Hornisse und in vollkommen geraden Linien. Vor Invidias Augen traf eines der Hornissendinger auf das Wasserbild und reckte den Bauch vor, um einen funkelnden, gezackten Speer aus Vordchitin zu enthüllen, der so lang wie Invidias Zeigefinger war. Es stach in einer Kraftexplosion das Wasserbild und purzelte auf der anderen Seite hinaus, um betäubt ins Wasser zu fallen.
    Invidia erschauerte. Es schwärmten Dutzende, wenn nicht gar Hunderte dieser Wesen aus unauffälligen Klumpen im Kroatsch hervor.
    »Es reicht«, sagte die Königin und hob die Hand; die Angriffe nahmen schlagartig ein Ende. Das Summen verstummte, genauso wie die trillernden Schreie der Wachsspinnen, und Schweigen senkte sich herab. Die Wasseroberfläche schlug Wellen, als Tausende von Fängerlarven nach oben kamen, um die Körper der betäubten Hornissen zu zerreißen.
    Die Königin starrte das Bild stumm an. Minuten vergingen.
    »Er äfft uns nach«, zischte die Königin.
    »Er versteht, warum wir uns entschlossen haben, auf diese Art zu erscheinen«, antwortete Invidia. Sie sah in das flache Tal hinab und konzentrierte sich auf ihr Windwirken, um den Anblick des nächstgelegenen Larventeichs zu vergrößern. Auch dort stand ein Bild Octavians. »Er hat vor, sich an ganz Alera zu wenden. So wie wir es auch gemacht haben.«
    »So stark ist er also?«, fragte die Königin.
    »Es scheint so.«
    »Du hast mir erzählt, seine Begabungen wären verkrüppelt.«
    »Anscheinend habe ich mich geirrt«, antwortete Invidia.
    Die Königin knurrte und starrte das Bild an.
    Einen Augenblick später sprach es endlich. Octavians Stimme war ein volltönender, sanfter Bariton, sein Gesichtsausdruck ruhig, seine Körperhaltung selbstbewusst und beherrscht. »Seid gegrüßt, Aleraner, Freie wie Cives. Ich bin Octavian, Sohn des Septimus, des Sohnes von Gaius Sextus, Erster Fürst von Alera. Ich bin von meiner Reise nach Canea zurück. Ich bin gekommen, um meine Heimat und mein Volk zu verteidigen.«
    Die Vordkönigin stieß ein schnarrendes Zischen aus, ein völlig nichtmenschliches Geräusch.
    »Die Vord haben uns eine schwere Wunde geschlagen«, fuhr Octavian fort. »Wir trauern um die, die bereits umgekommen sind, um die Städte, die überrannt worden sind, um die Häuser und Leben, die zerstört worden sind. Mittlerweile wisst ihr, dass der Feind Alera Imperia gestürmt hat. Ihr wisst, dass alle großen Städte, die noch stehen, unmittelbar von Angriffen bedroht sind, wenn sie nicht schon belagert werden. Ihr wisst, dass die Vord Zehntausenden von Aleranern den Fluchtweg an sichere Orte abgeschnitten haben. Ihr wisst, dass das Kroatsch wächst, um alles zu verschlingen, was wir kennen und was wir sind.« Octavians Augen blitzten plötzlich feurig auf. »Aber es gibt andere Dinge, die ihr nicht wisst. Ihr wisst nicht, dass die Legionen der Schildstädte sich mit denen, die aus anderen Städten zusammengezogen worden sind, zur größten, erfahrensten, schlachterprobtesten Streitmacht vereinigt haben, die in der gesamten Geschichte unseres Volks je ins Feld gezogen ist. Ihr wisst nicht, dass alle Ritter und Cives des Reichs sich zusammengetan haben, um unter der Führung meines Bruders, Gaius Aquitanius Attis, gegen diese Bedrohung zu kämpfen. Ihr wisst nicht, dass dieser Krieg nicht nur nicht beendet ist, sondern dass er noch nicht einmal begonnen hat. Seit zweitausend Jahren arbeitet, blutet und stirbt unser Volk, um die Sicherheit unserer Heimat und unserer Familien zu gewährleisten. Seit zweitausend Jahren

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