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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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der jüngeren Frau über die Schulter einen leicht gereizten Blick zu, während sie in ihrem Quartier, dem größten Zimmer im besten Gasthaus von Riva, auf und ab lief. »Wie kann ich mich entspannen, wenn ich weiß, mit welcher Art von Männern ich es zu tun bekommen werde?«
    »Nicht jeder Mann im Senat ist solch ein meisterlicher Ränkeschmied, der all seine Energie darauf verschwendet, auf Kosten aller anderen mehr Macht und Einfluss zu gewinnen.«
    »Nein«, stimmte Isana zu, »manche von ihnen sind auch unfähige Ränkeschmiede.«
    Veradis zog eine Augenbraue hoch, und ihr Gesichtsausdruck zeigte milden Tadel.
    Isana atmete aus. Sie faltete die Hände vor dem Körper, holte tief Luft und bemühte sich, ihre Gefühle zu bezähmen. »Es tut mir leid. Jetzt, da wir wissen, dass mein Sohn zurück ist, werden sie umso härter darauf dringen, ihm sein Geburtsrecht zu nehmen. Ich sollte deinen Gedanken diese Bürde nicht aufladen, Veradis.«
    »Aber natürlich solltest du das, Herrin«, antwortete Veradis, »das gehört zu den Dingen, für die eine Gehilfin da ist – und dazu gehört auch, dir vorzuschlagen, dass du ein anderes Taschentuch mit zur Senatsanhörung nimmst. Du hast das hier so gut wie zerfetzt.« Die junge Frau stand auf und schritt feierlich auf Isana zu, um sich vor ihr aufzubauen und ihr ein gefaltetes weißes Taschentuch anzubieten. Isana nahm es mit einem schwachen Lächeln.
    »Nur ein Mann von einer bestimmten Geisteshaltung bringt es als Senator zu etwas«, sagte Veradis leise zu ihr. »Er muss in der Lage sein, gute Reden zu halten. Er muss andere überzeugen können, sich seiner Sichtweise anzuschließen. Er muss willens sein, zu verhandeln und Kompromisse zu schließen. Und vor allem muss er die Cives schützen, die ihn in sein Amt gewählt haben – in seinem eigenen Interesse. Das vor allem. Solange seine Wähler zufrieden mit ihm sind, ist er sich seiner Stellung sicher.« Veradis hob die Schultern zu einem eleganten Achselzucken. »Senatoren unternehmen große Anstrengungen, um die Interessen derer zu schützen, die sie gewählt haben. Manche von ihnen schleichen auf Zehenspitzen auf dieser Grenze zwischen rechtmäßiger Vertretung und verbrecherischen Unternehmungen entlang, aber manche tanzen auch fröhlich über die Grenze hinweg und wieder zurück.« Die junge Ceresianerin sah Isana in die Augen und fuhr fort: »Aber auf ihre Art sind sie verlässlicher als fast jeder andere Mann im Reich. Sie unternehmen nun einmal alles , um ihre Interessen zu wahren. Und das bedeutet, dass sie sich unter ihresgleichen Feinde machen. Man kann darauf vertrauen, dass sie alte Schulden begleichen oder verzinsen, Herrin.«
    Isana lächelte schwach. »Senator Theoginus hat fast dasselbe gesagt.«
    Veradis lächelte. »Onkel Theo ist ein unverbesserlicher alter Rosstäuscher. Aber er kennt das Geschäft, Herrin.«
    »Ist er vertrauenswürdig?«, fragte Isana.
    Veradis dachte ernsthaft darüber nach. »Unter diesen Umständen glaube ich schon. Valerius stammt schließlich aus Aquitania – einer der Städte, die am weitesten von der Vordbedrohung entfernt liegen. Mein Onkel war einer der Männer, denen es besonders wichtig war, auf Graf Calderons Warnung vor den Vord hin etwas zu unternehmen, und Valerius hätte ihn dafür beinahe gekreuzigt. Wenn Onkel Theo sagt, dass er starke Unterstützung bei den Senatoren aus den Gebieten findet, die von den Vord am meisten geschädigt worden sind, dann würde ich sagen, dass er so gut wie sicher ehrlich ist und höchstwahrscheinlich auch Recht hat.«
    Isana schüttelte den Kopf. »Du musstest erst einmal darüber nachdenken, ob dein eigener Onkel dich anlügen würde oder nicht.«
    »Mein Onkel, der Senator«, sagte Veradis, und ihre ernsten Augen funkelten einen Moment lang. »Ja, Herrin. Ich habe ihn lieb. Aber ich kenne ihn.«
    »Ich nehme an, es ist zu spät, noch einmal auf diese Sorge zurückzukommen«, sagte Isana. »Mittlerweile müssen sie sich schon versammelt haben.«
    Veradis nickte. »Herrin … Ganz gleich, wie heute alles ausgeht, du solltest wissen, dass es sehr viele Menschen gibt, für die du immer die wahre Erste Fürstin von Alera sein wirst.«
    Isana hob eine Hand. »Nein, Veradis. Es steht zu viel auf dem Spiel. Das eine, was uns ganz sicher vernichten wird, ist Uneinigkeit. Trotz seiner jüngsten Geschichte glaube ich, dass Alera ein Reich des Rechts ist. Wenn seine Gesetzgeber so entscheiden …« Sie schüttelte den Kopf. »Der Versuch,

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