Codex Alera 06: Der erste Fürst
nichts nützen. Wenn sein Metallwirken ihn nicht vorwarnte, dass eine Waffe sich näherte, würde er gezwungen sein, schiere Körperkraft gegen die des Cane einzusetzen – und ohne die Hilfe von Elementaren konnte kein Aleraner mit der Stärke eines Cane mithalten, und nur die schnellsten mit seiner Geschwindigkeit.
Octavian riss den Kopf zurück, und der Stoß verfehlte ihn um Haaresbreite. Er ließ sich zurückfallen und drehte sich in zwei Schritten, während er den Dolch aus dem Gürtel zog und warf. Die Waffe wirbelte in der Luft anderthalb Mal um die eigene Achse und drang dem Cane in eine ungeschützte Stelle des Oberschenkels. Der Cane heulte in plötzlichem Schmerz auf und stolperte.
»Hauptmann!«, rief Marcus, zog seinen Gladius und warf ihn in einer fließenden Bewegung in die Luft. Er wartete nicht ab, um nachzusehen, ob Octavian ihn auffing. Stattdessen stürzte er sich auf den zweiten Cane, der ein schmales Holzrohr hervorgezogen hatte. Als Marcus auf ihn zustürmte, hob der Cane das Rohr an den Mund und atmete aus, so dass ein kleiner Blitz aus Farbe und Stahl aus dem Ende hervorgeschossen kam. Marcus zog den Kopf ein und spürte, wie das Geschoss klirrend auf den guten aleranischen Stahl seines Helms traf. Dann rief er seinen Erdelementar an, während er den Möchtegernmörder rammte.
Der Cane war entsetzlich stark, aber unerfahren. Sie stürzten beide schwer zu Boden, und statt sofort zu versuchen zu entkommen, begann der Cane mit allen Gliedmaßen in dem sinnlosen Bemühen um sich zu schlagen, Krallen oder Reißzähne in Marcus zu bohren. Er hatte nicht die Zeit, seinen Gegner gefangen zu nehmen. Er musste den Cane mit dem goldenen Fell außer Gefecht setzen und Octavian zu Hilfe kommen. Marcus packte eines der Handgelenke des Cane mit knochenzermahlendem Griff, schmetterte ihm dann die andere Faust auf den Kopf und zermalmte seinem Feind mit der Kraft des elementarverstärkten Schlags den Schädel.
Als Marcus wieder aufschaute, sah er, wie der Hauptmann die primitive Steinklinge des Cane mit einer raschen Bewegung seines Gladius zerschlug, um dann vier blitzschnelle Hiebe gegen seinen gepanzerten Gegner zu führen. Schon zwei von ihnen wären wahrscheinlich tödlich gewesen, aber wenn der Hauptmann eines war, dann gründlich. Er schlug zu, bis er sicher war, dass der Angreifer völlig außer Gefecht gesetzt war, und wirbelte dann mit stoßbereit erhobenem Schwert in der Hand zu Marcus und dem zweiten Cane herum.
Die beiden Männer sahen einander an, während der gepanzerte Cane langsam und schlaff hinter dem Hauptmann zu Boden sank, und Marcus gelangte zu einer verblüffenden Erkenntnis: Octavians Gedankengang hatte seinem eigenen entsprochen. Er hatte zugeschlagen, um seinen Gegner schnell und sicher zu erledigen, damit er dem anderen Mann zu Hilfe eilen konnte.
Octavians Blick huschte über Marcus und den Cane mit dem gebrochenen Schädel. Dann wandte er sich mit finsterer Miene wieder seinem eigenen toten Gegner zu. »Bei den Krähen«, knurrte er. »Verfluchte Krähen.«
Die Wachen kamen hereingestürmt. Ohne Zögern rammten sie beide die Schwerter in den Cane, den Marcus niedergestreckt hatte. Wie der Hauptmann, so der Legionare , nahm Marcus an. Als sie sich dem zweiten niedergestreckten Cane näherten, winkte der Hauptmann ab. »Erledigt.« Er schaute auf. »Marcus. Bist du verletzt?«
»Ich komme schon zurecht«, sagte Marcus keuchend. Er war gut genug beieinander, um mit der Legion Schritt zu halten, aber er war monatelang auf einem Schiff gewesen, und es hatte keine richtige Möglichkeit gegeben, anständig in Form zu bleiben.
Und, gib’s doch zu: Du wirst alt.
Octavian wischte am dunklen Fell des toten Cane das Blut von Marcus’ Gladius ab und reichte ihm dann die Waffe mit dem Griff voran zurück. Marcus nickte dankend, suchte die Waffe nach Flecken und Beschädigungen ab, fand sie einsatzbereit und ließ sie zurück in ihre Scheide gleiten.
Octavian warf Marcus einen Blick zu und sagte einfach: »Danke.« Dann marschierte er starr vor Zorn oder einfach nur in Reaktion auf das Attentat aus dem Zelt.
Die drei Legionares starrten ihm nach. »Was ist geschehen?«, fragte einer der Wachsoldaten. »Ich dachte, wir wären Verbündete?«
Marcus brummte etwas und schickte sie mit einem Schlag auf die gepanzerte Schulter dem Hauptmann nach. »Ich auch, Soldat. Ich auch.«
8
»Du meine Güte, Herrin«, sagte Veradis in gelassenem Ton. »Du musst dich beruhigen.«
Isana warf
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