Codex Alera 06: Der erste Fürst
warf einen Blick über die Schulter und lächelte. »Nein … Nicht ganz.«
Max und Crassus tauschten einen Blick.
»Weiß er, wie lästig das ist?«, fragte Max.
»Oh, voll und ganz«, sagte Crassus.
»Glaubst du, dass wir ihm das mal sagen sollten?«
»Die Last der Befehlsgewalt wiegt schwer«, sagte Crassus nüchtern. »Wir sollten ihn wahrscheinlich seinen kranken Spaß haben lassen.«
Max nickte. »Besonders, weil er es ja ohnehin tun wird.«
»Er ist der mächtige Erste Fürst«, sagte Crassus. »Wir sind bloß kleine Legionares . Wir gehorchen, ohne seine Befehle infrage zu stellen.«
»Das tun wir?«
»Das war eine Frage. Du stellst etwas infrage.«
»Stimmt«, sagte Max. »tut mir leid.«
»Seht einfach zu, dass ihr da hinaufkommt, ihr beiden«, sagte Tavi. »Die Vord werden innerhalb von zwei Tagen hier sein. Ihr müsst mir dabei helfen, dass wir bis dahin auf dem Marsch sind.«
Die Brüder schlugen sich mit den Fäusten auf die Brustpanzer, marschierten davon und zankten sich im Gehen weiter leichthin miteinander.
Kitai sah ihnen einen Augenblick lang nach und lächelte. »Sie sind Freunde geworden. Das gefällt mir.«
»Sie sind Brüder«, sagte Tavi.
Sie sah ihn mit ernsten grünen Augen an. »Das ist nicht für jeden dasselbe. Blut schweißt einige zusammen. Aber ihr Blut stand zwischen ihnen.«
Tavi nickte. »Sie waren nicht immer so, nein.«
Kitai lächelte schwach. »Sie sind auch deine Freunde. Sie sind gegangen, als du sie darum gebeten hast.«
»Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Sie haben Angst. Schultus auch. Deshalb albern sie ja herum.«
»Sie albern herum, weil sie dir gerade in eine Horde wütender Canim gefolgt und kampflos wieder herausgekommen sind«, antwortete sie. »Die für den Kampf aufgestaute Energie muss jetzt irgendwohin.«
Tavi grinste. »Stimmt.«
Sie legte den Kopf schief. »Ich bin neugierig. Was hast du erreicht, abgesehen davon, dass du dich mit einem der gefährlichsten Wesen, die uns je begegnet sind, zum Duell verabredet hast?«
»Ich habe ein Gespräch begonnen«, sagte Tavi.
Kitai musterte ihn einen Moment lang und sagte dann: »Sie haben Recht. Es ist lästig, wenn du das tust.«
Tavi seufzte. »Entweder funktioniert es, oder aber nicht. Darüber zu reden hilft uns auch nicht weiter.«
Sie schüttelte den Kopf. »Und dein anderer Plan? Wird der funktionieren? Werden wir rechtzeitig da sein?«
Tavi blieb stehen und sah sie an. »Ich glaube, wir haben eine Chance. Eine große Chance.« Er wandte sich ihr nun voll zu, verneigte sich förmlich und fragte: »Botschafterin, würdest du mir das Vergnügen bereiten, mich heute Abend zu einem späten Abendessen zu besuchen?«
Kitai zog eine weiße Augenbraue hoch. Ein langsames Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Abendessen?«
»So gehört es sich doch«, sagte er. »Du könntest dein neues Kleid tragen.«
»Kleid?«
»Ich habe es in dein Zelt bringen lassen, während du fort warst. Ich finde es wunderschön. Tribunin Cymnea hat mir versichert, dass es elegant und geschmackvoll ist.«
Jetzt hoben sich ihre Augenbrauen beide. »In all diesem Durcheinander, bei allem, was du tust, hast du dir die Zeit genommen, mir ein Geschenk zu besorgen.«
»Das ist doch offensichtlich«, sagte Tavi.
Kitais Mundwinkel hoben sich erneut zu einem langsamen Lächeln. Sie drehte sich um und spazierte davon, wobei sie die Hüften ein wenig mehr als nötig schwingen ließ. Sie blieb stehen und sagte: »Es besteht noch Hoffnung für dich, Aleraner.« Dann setzte sie ihren Weg fort.
Tavi sah ihr stirnrunzelnd nach. »Kitai? Also … Kommst du zum Abendessen?«
Sie antwortete nicht, abgesehen davon, dass sie lachte und weiterging.
10
Amara unterdrückte den unvernünftig heftigen Drang, Senator Valerius mithilfe von Cirrus die Luftzufuhr abzuschnüren. Sie nahm an, dass es nicht unumgänglich notwendig war, ihn gleich ganz zu erdrosseln. Vielleicht konnte sie sich ja damit zufriedengeben, ihn purpurn anlaufen zu lassen – aber der Mann war so widerwärtig, dass sie ihrer eigenen Selbstbeherrschung in der Hinsicht nicht ganz vertraute. Statt also einen Mord oder vergnüglichen Beinahe-Mord zu begehen, faltete sie die Hände ruhig im Schoß und zwang sich, gelassen zu bleiben.
Bernard beugte sich zu ihr und murmelte: »Wenn ich dich höflich darum bitte, könntest du dann wohl diesen selbstgefälligen Trottel von hier ganz oben erwürgen?«
Sie versuchte, das Kichern zu unterdrücken, das bei
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