Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
repariert haben«, antwortete Amara. »Höchstwahrscheinlich haben sie nur eine einzelne Hauptschlagader zu ihrem eigenen Gebrauch wiederhergestellt, um eine Streitmacht schnell hierher zu verlegen. Sie kommen überwiegend von Süden herauf, aus der Nähe der Hauptstadt. Octavian befindet sich weit westlich und etwas nördlich von uns.«
    »Und er hat bloß zwei Legionen«, seufzte Ehren, »selbst wenn man davon ausgeht, dass er mit allen aus Canea zurückgekehrt ist und diese befreiten Sklaven nicht fahnenflüchtig geworden sind. Vielleicht fünfzehntausend Mann insgesamt.«
    »Ritter Ehren«, wiederholte Amara, »wohin gehen wir?«
    »Gaius Attis«, sagte Ehren und sprach den Namen mit einer Vertrautheit aus, die von einer gewissen Routine zeugte, »hat eine kleine Anzahl fähiger Einzelpersonen für seinen persönlichen Gebrauch zurückbehalten. Ich habe Vollmacht, sie nach Bedarf einzusetzen.«
    » Singulares ?«, fragte Veradis.
    »Meuchelmörder«, korrigierte Amara ausdruckslos.
    »Äh, ein bisschen von beidem«, antwortete Ehren. »Attis hatte das Bedürfnis, im Bedarfsfall über eine rasch einsatzbereite kleine Truppe zu verfügen.«
    »Um Octavian anzugreifen«, sagte Amara.
    »Ich glaube, sie waren für seine frühere Frau gedacht«, erwiderte Ehren. »Vor allem.«
    Amara warf ihm einen scharfen Blick zu. »Und du hast den Befehl über sie? Du weißt, wann sie zum Einsatz kommen? Und du hast die Vollmacht, sie auszuschicken, um uns zu helfen?«
    Ehren verneigte sich kurz vor ihr, ohne langsamer zu werden.
    Amara musterte ihn unverwandt. Dann sagte sie: »Entweder bist du ein sehr guter Freund, Ritter Ehren – oder ein sehr, sehr guter Spion.«
    »Ach«, sagte er, »vielleicht auch ein wenig von beidem.«
    Sie gingen zur hintersten Ecke des Lagers, in der die Zelte aufgeschlagen waren, die der üblichen Ausrichtung eines Legionslagers entsprechend eigentlich kriegswichtigem Personal vorbehalten waren, das nicht für den Kampfeinsatz bestimmt war. Gewöhnlich waren darin Huf- und Waffenschmiede, Legionsburschen, Köche, Maultiertreiber und dergleichen untergebracht. Ehren ging geradewegs auf ein übergroßes Zelt zu, das viermal größer war als die Vorschrift das sonst erlaubte, schlug die Klappe beiseite und trat ein.
    Ein Dutzend Schwerter glitt mit dem Flüstern von Stahl aus ihren Scheiden, und als Amara sich aufrichtete, nachdem sie gebückt ins Zelt getreten war, fand sie eine Klinge keine sechs Zoll von ihrer Kehle entfernt. Sie sah daran hinab bis zu der narbenübersäten Hand, die das Schwert ruhig festhielt, und ließ ihren Blick den Arm des Kämpfers hinauf bis zu seinem Gesicht wandern. Er war ein Hüne mit dunklem Haar und kurzem, ordentlich geschnittenem Bart. Seine Augen waren stahlhart und kalt. Es wirkte nicht so, als ob er das Schwert hielt, sondern eher, als ob die Waffe aus seiner ausgestreckten Hand hervorwuchs. Amara kannte ihn.
    » Aldrick «, zischte eine Frauenstimme. Eine kleine Frau mit üppigen Rundungen, die ein schlichtes Leinenkleid mit enganliegendem Ledermieder trug, trat hinter dem Schwertkämpfer hervor. Sie hatte dunkles Lockenhaar und funkelnde Augen, deren Blick in unregelmäßigen Abständen nach rechts oder links huschte. Das Lächeln auf ihrem Gesicht passte überhaupt nicht zu diesen Augen. Ihre Hände öffneten und schlossen sich vor Erregung, und sie leckte sich die Lippen, während sie näher an Amara heranrückte und die Spitze der Klinge sehr behutsam nach unten drückte. »Sieh doch, Herr! Es ist das nette Windmädchen, das uns nackt in der Wildnis von Kalare zum Sterben zurückgelassen hat. Dafür habe ich mich noch gar nicht bei ihr bedankt!«
    Aldrick ex Gladius, einer der tödlichsten Schwertkämpfer Aleras, hakte einen Finger ins Mieder der Frau und zog sie nahe an sich heran, ließ aber das Schwert ausgestreckt. Sie stemmte sich gegen seinen Zug. Er schien es gar nicht zu bemerken, sondern legte ihr eine Hand um die Hüfte, als sie nahe genug heran war, und drückte ihre Schultern an seinen gepanzerten Oberkörper. »Odiana«, brummte er, »sei friedlich.«
    Die entrückt dreinsehende Frau zuckte noch ein paar Mal, während ihr Lächeln breiter wurde, und fügte sich dann. »Ja, Herr.«
    »Kleiner Mann«, knurrte Aldrick, »was macht sie hier?«
    Ehren lächelte zu Aldrick auf und stand ganz entspannt da, als sei er nicht schlau genug, um all den blanken Stahl im Zelt zu bemerken und zu unvertraut mit Gewalt, um zu begreifen, in welch großer Gefahr er

Weitere Kostenlose Bücher