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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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klang, als er es beabsichtigt hatte, »setzt Erdwirken gegen mich ein, Botschafterin.«
    Sie aß noch eine Beere. Noch langsamer. Ihre Augen funkelten. »Würde ich so etwas je tun, Fürst Octavian?«
    Es kostete ihn erhebliche Willenskraft sitzen zu bleiben. Er wandte sich knurrend seinem Teller zu, nahm Messer und Gabel, um ordentlich ein Stück Rindfleisch abzuschneiden und zu verzehren – richtiges, echtes, aleranisches Fleisch , und nicht etwa dieser Leviathanfraß, den sie auf der Reise hatten herunterwürgen müssen –, und spülte es dann mit einem Schluck des leichten, fast durchsichtigen Weins herunter. »Vielleicht«, sagte er, »wenn es dir gelegen käme.«
    Sie machte sich mit dem Besteck über ihren eigenen Braten her. Tavi beobachtete sie beeindruckt. Im Allgemeinen stürzte Kitai sich ungefähr so kultiviert wie eine hungrige Löwin auf einen guten Braten, wobei sie den Eindruck vermittelte, dass sie auch wie eine reagieren würde, wenn jemand sich an ihrem Anteil vergreifen wollte. Heute Abend war ihr Benehmen zwar nicht so makellos geschliffen wie das einer jungen Frau aus den höchsten gesellschaftlichen Kreisen, aber zumindest nicht schrecklich weit davon entfernt. Irgendjemand, vermutlich Cymnea, hatte ihr die Manieren der Civitas beigebracht.
    Wann hatte sie nur die Zeit dazu gefunden?
    Sie aß den Fleischbissen so langsam wie zuvor die Beeren und sah ihm immer noch in die Augen. Sie schloss die eigenen genießerisch, als sie schluckte, und öffnete sie erst einen Moment später wieder. »Deutest du etwa an, dass es mir lieber wäre, wenn du mir die Kleider vom Leib reißen und über mich herfallen würdest? Hier? Vielleicht gar auf dem Tisch?«
    Tavis Gabel entglitt ihm, und sein nächstes Stück Braten flog vom Tisch und zu Boden. Er öffnete den Mund und bemerkte, dass er nichts sagte, während sein Gesicht warm wurde.
    Kitai sah das Fleisch fallen und schnalzte mit der Zunge. »Was für eine Schande«, schnurrte sie. »Es ist köstlich. Findest du es nicht köstlich?«
    Sie aß noch einen Bissen mit derselben quälend langsamen, elegant zurückhaltenden Sinnlichkeit.
    Tavi fand seine Stimme wieder. »Nicht halb so köstlich wie du, Botschafterin.«
    Sie lächelte befriedigt. »Endlich habe ich deine Aufmerksamkeit.«
    »Du hast sie schon die ganze Zeit, seit wir zu essen begonnen haben«, sagte Tavi.
    »Deine Ohren vielleicht.« Sie räusperte sich, ließ die Fingerspitzen einen Moment auf ihrem Brustbein ruhen und zog unwillkürlich seinen Blick dorthin. »Deine Augen, gewiss«, setzte sie trocken hinzu, und er lachte reumütig auf. »Aber deine Gedanken, Chala , deine Vorstellungskraft – die waren auf etwas anderes gerichtet.«
    »Mein Fehler«, sagte Tavi, »offensichtlich.«
    »Offensichtlich«, erwiderte Kitai mit einem recht selbstgefälligen Lächeln. Ihre Miene wurde ernster. »Aber nicht nur aus den naheliegenden Gründen.«
    Er runzelte die Stirn und machte eine Handbewegung, um sie aufzufordern weiterzusprechen.
    Sie faltete die Hände im Schoß und runzelte die Stirn, als müsste sie ihre Worte erst sammeln, bevor sie sie entließ. »Dieser Feind ist eine Bedrohung für dich, wie andere sie nicht darstellen, Chala. «
    »Die Vord?«
    Sie nickte.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Sie drohen zu zerstören, wer du bist«, sagte sie leise. »Verzweiflung und Angst sind mächtige Feinde. Sie können dich in etwas verwandeln, was du nicht bist.«
    »Du hast letzten Winter schon so etwas gesagt«, bemerkte er. »Als wir auf diesem Turm in Shuar in der Falle saßen.«
    »Es ist jetzt nicht weniger wahr«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Vergiss nicht, dass ich dich spüren kann, Chala . Du kannst das alles nicht vor mir verbergen. Du hast es versucht, und ich habe deinen Wunsch respektiert. Bis jetzt.«
    Er sah sie verstört und stirnrunzelnd an.
    Sie schob die Hand mit der Handfläche nach oben über den Tisch. Seine eigene Hand legte sich darüber, ohne dass eine bewusste Entscheidung seinerseits nötig gewesen wäre.
    »Sprich mit mir«, flüsterte sie drängend.
    »Auf den Schiffen war immer jemand in der Nähe. Oder wir hatten Unterricht und …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich … Ich wollte dich nicht damit belasten. Und dir auch keine Angst machen.«
    Sie nickte und fragte ohne Groll: »Liegt es daran, dass du denkst, ich wäre nicht stark genug? Oder daran, dass du mich für nicht tapfer genug hältst?«
    »Dass ich dich nicht für …« Er brach ab.
    »Fähig?«,

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