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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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den Professor an, dann mich. Aus ihren Augen sprach Misstrauen.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Wir kommen aus Dänemark …«, begann der Professor, verstummte aber gleich wieder, da er sich nicht sicher war, wie präzise er dieser Frau die Reise schildern sollte, die uns bis zu ihrer Tür geführt hatte.
    »Wir suchen nach einem Buch«, sagte er, »einem alten Buch.«
    »Einem Buch?«
    »Ja. Wir haben gehört, dass dieses Buch hier bei Ihnen war.«
    »Er hat sie nicht gestohlen!«, rief Hilde Kamphaus.
    »Sie? Gestohlen?«
    »Das hat er nicht getan.«
    »Wer?«
    »Mein Mann. Er hat sie nicht gestohlen, er hat sie gefunden.«
    »Ihr Mann?«
    »Ja. Er hat gesagt, wenn ich irgendwann einmal Geld bräuchte, sollte ich versuchen, diese Bücher zu verkaufen. Ich will nicht, dass die Polizei glaubt, er hätte sie gestohlen.«
    »Wir sind nicht von der Polizei«, sagte ich. »Dürfen wir vielleicht hereinkommen?«
    Die Frau zögerte.
    »Er war ein guter Mensch. Er hätte nie und nimmer Bücher gestohlen. Er hat sie gefunden und wusste nicht, wem sie gehörten, deswegen hat er sie an sich genommen.«
    »Das bezweifle ich nicht, glauben Sie mir«, sagte der Professor.»Wir suchen auch nicht nach irgendwelchen Schuldigen. Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    Der Professor war höflich, aber hartnäckig. Die Frau wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte. Sie fühlte sich offensichtlich unwohl bei dem Gedanken, unbekannte Männer in ihre Wohnung zu lassen. Sie sah uns unschlüssig an.
    »Ich habe keine Zeit«, sagte sie. »Ich habe nichts Unrechtes getan.«
    »Selbstverständlich nicht!«, beeilte ich mich zu sagen.
    »Es wird nur ein paar Minuten dauern«, erklärte der Professor. »Bitte seien Sie so freundlich, tun Sie uns den Gefallen.«
    Das Weinen des Kindes war unterdessen lauter geworden, und nach einigem Zögern öffnete uns Hilde Kamphaus die Tür, verschwand dann aber sofort in einem Zimmer. Als sie wieder zurückkam, trug sie ein kleines Kind auf dem Arm, das sich jetzt beruhigt hatte, aber uns mit den gleichen zweifelnden Augen ansah wie die Mutter.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte die Mutter.
    »Wir möchten nur etwas über das Buch erfahren, das Sie zu Herrn Glockner gebracht haben, und möglicherweise ebenfalls etwas über die Bücher, die Ihr Mann gefunden hat.«
    »Hermann ist vor zwei Jahren gestorben«, sagte Hilde. »Ein Arbeitsunfall. Er arbeitete auf dem Bau. Ein Gerüst ist zusammengebrochen, und dabei kamen drei Männer ums Leben.«
    »Das muss schrecklich gewesen sein«, sagte der Professor voller Anteilnahme. »Mein aufrichtiges Beileid.«
    Hildes Zuhause war ärmlich, aber anheimelnd. Es bestand aus Wohnzimmer, Küche und einem weiteren Zimmer, in dem sie mit ihren beiden Kindern schlief. Sie hielt ihre Tochter auf dem Arm; ihr Sohn, der schonsechs Jahre war, spielte noch draußen. Sie hatte ein ovales Gesicht und dunkelblonde Haare. Dunkle Ringe unter den Augen ließen sie mitgenommen aussehen. Sie trug einen schwarzen Rock, dicke schwarze Strümpfe und abgetragene Pantoffeln. Sie wirkte geradeheraus und aufrichtig, aber ihre Miene verriet die Hoffnungslosigkeit eines Menschen, den der Kampf ums Dasein zermürbt hat.
    »Und was geschah damals? Hat er Bücher gefunden?«
    »Haben Sie mit Herrn Glockner gesprochen?«
    »Ja, aber er wollte nichts mit uns zu tun haben.«
    »Er hat versprochen, mich wieder einzustellen, aber ich habe noch nichts von ihm gehört.«
    »War das, nachdem Sie ihm das Buch gegeben haben?«
    »Ja. Ich wusste nicht, zu wem ich damit gehen sollte. Er sammelt Bücher, und er war der Einzige, von dem ich wusste, dass er Geld hat.«
    »Soweit ich weiß, ist er aber kein Fachmann auf diesem Gebiet, sondern Amateur.«
    »Darüber weiß ich nichts. Alle, die bei ihm arbeiten, wissen, dass er sich für Bücher interessiert.«
    »Sie haben nicht versucht, damit zu einem Antiquariat zu gehen?«, fragte ich.
    »Mir ist als Erstes Herr Glockner eingefallen«, sagte Hilde Kamphaus. »Ich habe bei ihm gearbeitet, und er versprach mir, mich wieder einzustellen, nachdem ich ihm das Buch gegeben hatte.«
    »Was hat er genau gesagt?«
    »Er glaubte, dass es etwas mit Island zu tun hatte, und weil er Geschäftspartner in Island hatte, wollte er sich erkundigen, ob die etwas über dieses Buch wüssten.«
    »Wie lange ist das her?«, fragte der Professor.
    »Es ist bestimmt bald ein Jahr her«, antwortete Hilde Kamphaus.
    »Hat er Ihnen etwas für das Buch bezahlt?«, fragte

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