Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók
Bauer und ich haben einige Männer dieses Namens hier in Berlin gefunden. Dieser hier ist der Einzige, der ein Großhandelsunternehmen besitzt. Er importiert isländischen Fisch, und er sagte, er könne mir sicher einen Käufer für den Wertgegenstand besorgen, den ich vorgab ihm verkaufen zu wollen.«
»Dann ist er es.«
»Wir werden sehen«, sagte der Professor. »Trink deinen Kaffee aus – und dann nichts wie los.«
Am Eingang des Hauses am Savignyplatz, in dem sichGlockners Berliner Filiale befand, hing ein eindrucksvolles Kupferschild. Darauf war eingraviert: »A. Glockner. Import – Export«. Der Professor zuckte mit den Achseln, und wir betraten das Haus.
Arthur Glockners Geschäftsräume lagen im dritten Stock. Den altersschwachen Aufzug in seinem schmiedeeisernen Käfig, der fast das gesamte Treppenhaus ausfüllte, benutzten wir nicht, sondern stiegen stattdessen die ausgetretene Holztreppe hinauf. Ich nahm an, dass dieses Gebäude der Zerstörung entgangen war. Im dritten Stock nahm uns die Sekretärin, eine farblose Frau um die sechzig, in Empfang. Wir sagten, dass wir mit Herrn Glockner verabredet seien, wir hätten den Termin heute Morgen telefonisch mit ihm vereinbart. Wir warteten auf dem Flur, während die Sekretärin für einige Zeit in den hinteren Räumen verschwand. Als sie wieder zurückkehrte, sagte sie lächelnd, Herr Glockner ließe bitten, und führte uns in sein Büro.
Arthur Glockner war ein untersetzter Mann von etwas über sechzig und hatte eine fast vollständige Glatze. Er war korpulent, trug aber einen tadellos sitzenden, maßgeschneiderten Anzug, der seine Leibesfülle geschickt kaschierte. Er stand von seinem Schreibtisch auf, um uns die Hand zu geben, und sagte, dass Isländer ihm jederzeit willkommen seien. Am kleinen Finger trug er einen dicken Siegelring. Er bot uns zunächst Platz und dann eine Zigarre an, die wir dankend ablehnten. Er selbst entschied sich, eine zu rauchen, und trug der farblosen Sekretärin auf, uns Kaffee zu bringen. Alles um diesen Arthur Glockner herum zeugte von behaglichem Reichtum, den er voll auszukosten schien. »Ich importiere den besten Fisch auf der Welt«, sagte er, während er seine Zigarre anschnitt. »Isländischen Kabeljau, Schellfisch, Seelachs.«
»Es gibt keinen besseren Fisch«, stimmte der Professor lächelnd zu.
»Das wissen Sie natürlich selbst am besten«, sagte Herr Glockner.
»Sie haben also geschäftlich viel mit Island zu tun?«, erkundigte sich der Professor, der darauf brannte, zur Sache zu kommen.
»Oh ja«, bestätigte Glockner. »Aber ich handele auch mit vielen anderen Dingen. Ich weiß aber nicht, ob Sie unbedingt etwas darüber hören wollen. Wenn ich Sie heute Morgen richtig verstanden habe, sind Sie im Besitz von etwas, das Sie verkaufen möchten.«
Arthur Glockner hatte sich wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt. Schluss mit höflichem Small Talk über isländischen Fisch.
»Das ist richtig«, sagte der Professor. »Es könnte sogar sein, dass Sie das Objekt kennen. Es handelt sich um ein altes Buch, das im dreizehnten Jahrhundert auf Island kompiliert wurde, eine Pergamenthandschrift, die altes Liedgut aus dem Norden enthält, den Codex Regius . Kennen Sie jemanden, der Interesse an einer solchen Handschrift hätte?«
Glockner legte die Zigarre ab.
» Codex Regius ?«
»Kennen Sie diese Handschrift?«
»Nicht dass ich wüsste«, antwortete Glockner langsam.
»Sie haben sie niemals in der Hand gehabt?«
»In der Hand gehabt? Nein.«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Was hat das zu bedeuten?«, sagte Glockner, und es war ihm anzusehen, dass er ärgerlich wurde. Sein Verhalten veränderte sich zusehends.
»Sie kennen diese Handschrift ganz bestimmt nicht?«
»Wollen Sie mir unterstellen, dass ich ein Lügner bin?«
»Nein, aber …«
»Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Glockner. »In wessen Auftrag sind Sie hier?«
»Wir sind auf der Suche nach dem Codex Regius «, sagte der Professor. »Soweit wir wissen, ist diese Handschrift vor kurzer Zeit durch Ihre Hände gegangen. Stimmt das?«
Glockner stand auf. Wir blieben ungerührt sitzen.
»Ich habe noch nie etwas von diesem Buch gehört«, sagte er. »Haben Sie sich etwa unter Vortäuschung falscher Tatsachen bei mir eingeschlichen?«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Sicher? In der Tat! Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
»Uns ist allerdings etwas anderes zu Ohren gekommen«, sagte der Professor.
»Etwas anderes zu Ohren
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