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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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vor?«, fragte ich.
    »Komm mit, dann sag ich’s dir«, entgegnete er.
    »Hat das etwas mit den beiden Deutschen im Hviids zu tun?«, fragte ich, erhielt aber keine Antwort darauf.
    »Hat es etwas mit ihnen zu tun?«, fragte ich noch einmal. Der Professor nickte. »Die bringen mich in immer größere Schwierigkeiten«, sagte er. »Himmelherrgott nochmal, wie bin ich bloß in diese elende Situation hineingeraten?« Er fuhr mit dem Finger durch eins der leeren Schnapsgläser und steckte ihn in den Mund. Dann nahm er ein anderes zur Hand und lutschte die Reste ebenfalls aus.
    »Darf ich dich zu einem Schnaps einladen?«, fragte ich.
    »Wenn du so lieb sein würdest«, sagte er, winkte dem Kellner zu und bestellte einen weiteren Aquavit.
    »Was ist mit den beiden Ragnheiður?«, fragte ich.
    Der Professor schüttelte den Kopf.
    »Und was ist mit dem Codex Secundus ?«, erkundigte ich mich vorsichtig. »Was bedeutet das?«
    Der Professor sah mich an, und plötzlich schwammen seineAugen in Tränen. Ich begriff, dass er unsäglich litt, auch wenn ich den Grund dafür nicht kannte. Von geistigem Gleichgewicht konnte bei ihm keine Rede sein, und ich überlegte, ob er sich wohl an dieses Gespräch zwischen uns erinnern würde, wenn er wieder nüchtern war, oder ob er so betrunken war, dass er nicht wusste, was er sagte oder tat.
    »Deswegen muss ich nach Deutschland reisen«, sagte er und streckte die zitternde Hand nach dem Schnapsglas aus, das der Kellner brachte.
    »Auf dein Wohl, oh wundervolles Kopenhagen«, sagte der Professor und kippte das Glas in einem Zug hinunter.
    Er strich sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann holte er seine Schnupftabaksdose aus der Tasche und begann, den Tabak zwischen Zeigefinger und Daumen zu reiben. Ich sah, dass eine winzige Träne in die Dose fiel.
    »Wie lange wirst du unterwegs sein?«, fragte ich.
    »Kaum mehr als … als zwei Tage«, sagte er. »Höchstens drei … Und du verlierst nichts dabei. Ich kann dir unterwegs Unterricht geben … Ich glaube, in dir steckt viel mehr, als du selbst glaubst.«
    Er nahm die Prise zu sich und bot mir ebenfalls eine an, was ich dankend ablehnte. Daraufhin verschloss er die Dose sorgfältig und steckte sie in seine Westentasche.
    Und dann fiel er vornüber auf den Tisch und regte sich nicht mehr.
    Und mir bettelarmem Studenten blieb nichts anderes übrig, als ein Taxi zu bestellen und den Professor trotz der nachdrücklichen Proteste des Fahrers da hinein und anschließend auch die Treppe hoch zu seinem Büro zu bugsieren. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit legte ich ihn auf seinem Sofa zurecht. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn da in der Kneipe sturzbesoffen auf dem Tisch liegen zu lassen, und wiegte mich in der Hoffnung, dass er mir dasGeld für das Taxi später zurückzahlen würde, und hoffentlich auch das für den Aquavit; ich hatte ehrlich gesagt kein Geld für solche Extravaganzen übrig. Ich legte die Bücher, die er dabeigehabt hatte, auf seinen Schreibtisch und betrachtete ihn lange auf seinem schäbigen Sofa.
    Ich erinnerte mich daran, was Óskar mir im Kannibalen erzählt hatte, und ich hätte dem Professor gern gesagt, dass es geraten sei, etwas in seinen Angelegenheiten zu unternehmen, aber das musste auf bessere Zeiten warten.

Acht
    Wenige Tage später bat mich der Professor nach einer Seminarstunde, noch etwas zu bleiben, er müsste mit mir sprechen. Als sich der Hörsaal geleert hatte, schloss er die Tür sorgfältig und wandte sich mir zu.
    »Was weißt du über die Schiffsverbindungen nach Island im vergangenen Jahrhundert, Valdemar?«, fragte er.
    »Über Schiffsverbindungen? Gar nichts.«
    »Ich habe mich ziemlich eingehend damit befasst«, sagte der Professor. »Zwischen Dänemark und Island verkehrten regelmäßig etliche Schiffe verschiedener dänischer Reedereien, wie du dir denken kannst. Ich habe die meisten von ihnen, wenn nicht alle, unter die Lupe genommen und die umfangreichen Schiffsbücher durchforstet. Der Islandhandel wurde vor allem in Christianshavn und auf Amager abgewickelt. Ich habe die Passagierlisten der Schiffsgesellschaften, die Island anliefen, ganz genau inspiziert, doch bislang habe ich die Acturus nicht gefunden, eine Brigg, von der in der Zeitschrift Norðanfari in Akureyri berichtet wird. Da steht, dass die Acturus im Frühjahr 1863 in Akureyri vor Anker ging, aber ich finde die Passagierliste nicht.«
    »Und warum willst du die finden?«
    »Ich möchte dich bitten, mit mir

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