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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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zu haben, Schiffsbücher und Konnossements und dergleichen. Wir könnten gern nach Belieben darin herumstöbern, müssten aber allein zurechtkommen. Sie führte uns in die hinteren Räume des Archivs, zeigte uns, wo die Unterlagen der Firma waren, und verließ uns.
    Sie befanden sich an nicht weniger als drei Stellen im Archiv, und wir brauchten sehr viel Zeit, um uns durch den ganzen Wust von Frachtverzeichnissen, Logbüchern des Kapitäns und die ganze Korrespondenz mit Kaufleuten und Händlern hindurchzuarbeiten. Die Reederei C.P.A. Koch hatte mit ihren zahlreichen Schiffen außer Island auch noch andere Länder angelaufen, wie der peniblen Buchhaltung zu entnehmen war. Das meiste war in der ziemlich leserlichen, typischen Buchhalterschrift geschrieben, einiges erwies sich aber als schwieriger zu entziffern, weil die Tinte verblasst war. Für mich war das alles ziemlich unverständlich, denn mit Schifffahrts- oder Handelsgeschichtehatte ich mich nie abgegeben. Der Professor schien sich da besser auszukennen, und ihm gelang es schneller, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Er arbeitete sich schnell durch einen Stapel nach dem anderen, auf der Suche nach der richtigen Jahreszahl, dem richtigen Schiff und der richtigen Reise, die in Akureyri endete und die ihn so sehr interessierte.
    Gegen ein Uhr machten wir eine Pause und gingen zu einem Restaurant in der Nähe des Archivs. Dank des schönen Wetters konnten wir sogar draußen essen. Der Professor trank zwei Bier und zwei Schnäpse und war damit gewappnet für die nächste Runde. Und so kehrten wir ins Archiv zurück.
    Manchmal murmelte er etwas vor sich hin, was ich nicht verstehen konnte. Einmal glaubte ich, den Frauennamen Rósa herauszuhören, und außerdem nannte er irgendeinen Bauernhof, möglicherweise Hallgrímsstaðir, und an einer Stelle glaubte ich den Namen Steenstrup zu vernehmen. Von dem Mann wusste ich, dass er Naturwissenschaftler und ein guter Freund von Jónas Hallgrímsson gewesen war.
    In einem weiteren Karton mit Büchern der Reederei stieß ich endlich auf eines mit der Jahreszahl 1863. Ich nahm es heraus, blätterte darin und sah, dass es das Frachtverzeichnis enthielt: Salz, Kaffee, Mehl. Eine Passagierliste fand ich jedoch nicht, und so nahm ich das nächste Buch mit derselben Jahreszahl zur Hand.
    Ich öffnete es. Zum Vorschein kam die Passagierliste eines Schiffes mit dem Namen Hertha , das ebenfalls im Besitz der Reederei gewesen war.
    Ich legte das Buch zur Seite und griff nach dem nächsten. Es trug die Beschriftung: » Acturus. Passagerer .«
    Ich rief nach dem Professor und bedeutete ihm, zu mir zu kommen. Er nahm das Buch entgegen.
    »Gut, Valdemar«, sagte er, als er sah, um was es sich handelte. »Sehr gut.«
    Er begann, die Seiten so extrem vorsichtig umzublättern, als handele es sich um die kostbarsten Pergamente. Er ließ den Finger an den Eintragungen entlanggleiten, ging dann wegen der schlechten Lichtverhältnisse in diesem Teil des Archivs zu einem Tisch mit einer Lampe und setzte sich. »Das ist ja unglaublich undeutlich«, sagte er »Kannst du das lesen, Valdemar?«
    Ich beugte mich über das Buch. Die Seiten waren in mehrere Spalten mit Namen von Personen und Zahlungsbestätigungen unterteilt, die sich meiner Meinung nach auf den Fahrpreis für die Passage bezogen. Soweit ich sehen konnte, war auch das Gepäck aufgeführt. Hinter den Namen befanden sich weitere Zahlen.
    »Kannst du mir die Namen vorlesen?«, fragte der Professor.
    »Ich will es versuchen«, sagte ich und begann, mich durch die Passagierliste hindurchzubuchstabieren.
    »Herr Hansen und Frau«, sagte ich, »und wahrscheinlich ihre Kinder, Albert und Christian. Herr Thorsteinsson. Herr Vilhjámsson und Frau. Herr Pedersen …«
    So ging es eine ganze Weile weiter, ohne dass irgendeine Reaktion des Professors erfolgte. Er saß mit geschlossenen Augen neben mir, und sein Kopf war auf die Brust gesunken. Ich hatte das Gefühl, er sei eingeschlafen, traute mich aber nicht, mit dem Lesen aufzuhören.
    »Davidsson, F., mit seiner Frau und drei Töchtern, Ellingsen, H., allein reisend, Hjálmarsson, Jörgensen, R., Thorsteinsson, Eymundsen, Arnason, K., mit seiner Frau, Knudsen, A., und Töchter, Petursson …«
    Der Professor schreckte hoch.
    »Was war das da … Der Name nach Ellingsen?«
    »Ellingsen, Ellingsen, ja hier, Hjalmarsson?«
    »Und danach?«
    »Hjalmarsson, Jörgensen, R., Thorsteinsson, Eymundsen …«
    »Jörgensen, R.?«
    »Ja.«
    Der

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