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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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sehr hilfsbereit, aber auch etwas neugierig und wollte wissen, nach wem wir suchen. Der Professor antwortete höflich, aber ausweichend. Er wollte so schnell wie möglich los, um den Sohn von Ronald Jörgensen zu besuchen. Das Haus hatten wir bald gefunden. Die Straßennamen in dem Viertel hatten offensichtlich alle einen Bezug zur nordischen Mythologie,sie waren nach Odin und Freyja und Walhalla benannt. Ich fragte den Professor, ob es nicht besser sei, sich telefonisch anzumelden, aber er schüttelte nur den Kopf.
    »Du bist dir sicher, dass es sich um den richtigen Mann handelt?«, sagte ich, als wir vor dem Haus standen und daran hochschauten. Das dreistöckige Holzhaus mit hohem Dachgeschoss befand sich in einem älteren Teil der Stadt.
    »Meinen Informationen zufolge wohnt er immer noch hier am Ende der Welt. Ein Büchersammler, den ich kenne, hat ihn vor einigen Jahren besucht, weil er die Hoffnung hegte, bei ihm noch isländische Bücher aus der Sammlung des alten Jörgensen zu finden.«
    »Ist das lange her?«
    »Schätzungsweise etwa fünf Jahre«, antwortete der Professor.
    »Weißt du, in welchem Stockwerk er wohnt?«
    »Nein, wir haben nur diese Hausnummer.«
    Die Haustür war unverschlossen, und ich folgte dem Professor ins Treppenhaus. Ohne zu zögern, klopfte er an die Tür der Wohnung im Erdgeschoss. Eine junge Frau öffnete sie einen Spalt und schaute heraus.
    »Wohnt hier Ernst D. Jörgensen?«, fragte der Professor in makellosem Norwegisch. Die Frau sah uns misstrauisch an. Dann schüttelte sie den Kopf und schloss die Tür wieder, noch bevor der Professor fragen konnte, ob sie wüsste, in welchem Stock er wohnte.
    Ein halbwüchsiger Junge öffnete an der nächsten Tür. Sein Vater stand hinter ihm.
    »Ernst D. Jörgensen, lebt er hier?«, fragte der Professor.
    »Jörgensen?«, sagte der Mann. »Nein, der wohnt ganz oben unterm Dach.«
    Der Professor bedankte sich, und wir erklommen die Stufenzur Mansarde. Dort gab es nur eine Tür, an der aber kein Name stand. Der Professor sah mich an und klopfte dann drei Mal mit seinem Stock an.
    Wir warteten, doch nichts geschah.
    Noch einmal schlug er dreimal mit dem Stock gegen die Tür, diesmal etwas energischer. Ich hielt das Ohr an die Tür, und nach einer Weile vernahm ich von drinnen Geräusche. Kurz darauf öffnete ein alter Mann die Tür und sah uns mit grimmiger Miene an. Er hatte stechende Augen unter buschigen Brauen, und die Nase über den dünnen Lippen war spitz und kerzengerade. Seine Bartstoppeln waren einige Tage alt.
    »Was wollen Sie?«, fragte er auf Deutsch.
    »Sind Sie Ernst D. Jörgensen?«, sagte der Professor.
    »Und wer möchte mit ihm sprechen?«, brummte der Alte. Ich sah den Professor an. Was für Lügen würde er dem alten Mann auftischen? Ich rechnete im Kopf nach. Der Professor glaubte, dass Ernst D. Jörgensen 1871 geboren war. Er musste also vierundachtzig Jahre alt sein.
    »Wir sind Büchersammler aus Island«, erklärte der Professor, ohne zu zögern, und stellte sich als Professor Þormóður Torfason vor. »Das hier ist mein Sohn Torfi«, sagte er, indem er auf mich wies. »Wir haben erfahren, dass Sie eine bemerkenswerte Bibliothek besitzen.«
    »Wo haben Sie denn das gehört?«, fragte der alte Mann mürrisch.
    »Sie haben doch einen Teil der Sammlung Ihres Vaters Ronald D. Jörgensen geerbt. Er war ein großartiger Sammler und hatte eine spezielle Vorliebe für Island.«
    Der alte Mann musterte uns beide eingehend. Es war uns auf jeden Fall gelungen, ihn zu überraschen.
    »Und Sie sind ja letzten Endes auch Isländer«, fügte der Professor lächelnd hinzu. »Wir sind womöglich sogar verwandt.«
    »Sind Sie aus Island?«
    »Ja.«
    »Vor ein paar Jahren kam schon einmal ein isländischer Büchersammler zu mir«, sagte der alte Mann. »Was wollen Sie?«
    »Dürften wir vielleicht hereinkommen?«, fragte der Professor. »Unser Anliegen wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn Sie so freundlich sein würden, uns anzuhören.«
    Wieder sah der Alte uns forschend an. »Ich habe Ihnen nichts zu verkaufen«, sagte er schließlich.
    »Das ist auch nicht der Zweck unseres Besuchs«, sagte der Professor. »Wir möchten nur herausfinden, ob Sie etwas aus der Sammlung Ihres Vaters bei sich aufbewahren. Wir suchen vor allem nach isländischen Büchern aus dem achtzehnten Jahrhundert.«
    »So etwas besitze ich nicht.«
    »Nein, aber Sie wissen vielleicht, was sich in der Sammlung Ihres Vaters befand?«
    Immer noch zögerte

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