Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
ebenfalls schnell geschwächt. Anders als die Ebene, auf der der stetige Wind trotz des Mangels an Schatten stets für Abkühlung gesorgt hatte, schien der Sumpf tot, vollkommen windstill und in einen unsichtbaren stinkenden, erdrückenden Nebel gehüllt zu sein. Es hätte vielleicht geholfen, sich schneller zu bewegen, aber der dicke Schlamm verhinderte das, und so fanden sie keine Erholung von der brütenden Hitze. Moskitos, Schnaken, Wespen, Hornissen und Stechfliegen aller erdenklichen Farben, Größen und Formen schwirrten ununterbrochen um Jaryd und seine Begleiter herum und trieben sie alle, ebenso wie die Pferde, zur Verzweiflung. In seinem gesamten Leben hatte Jaryd noch nicht so viele Insekten gesehen, von einem einzigen Tag gar nicht zu reden. Spät am Morgen bedeutete Jessamyn der Gruppe, eine kurze Rast einzulegen, um eine leichte Mahlzeit zu sich zu nehmen und die Pferde zu füttern und zu tränken. Sofort wurden sie von einer Wolke angriffslustiger Insekten eingehüllt, so dass sie sich beeilten und so schnell wie möglich wieder in den Sattel stiegen, ohne selbst etwas gegessen zu haben. Sie ritten weiter, schlugen auf alles ein, was sie vom Sattel aus erreichen konnten, und hofften, dass die Pferde die Sumpfdurchquerung verkraften würden. Früh am Nachmittag, als die Hitze immer unerträglicher wurde, wickelte sich Jaryd zum Schutz in seinen Umhang ein und zog die Kapuze über. Dennoch, sein Gesicht und die Hände waren bald von roten Stichwunden bedeckt. Am späten Nachmittag brannten die Muskeln in seinen Beinen und im Rücken von einem Schmerz, wie er ihn seit dem Beginn ihrer Reise nicht mehr erlebt hatte. Die Magier erreichten den Rand des Sumpfes, als die Sonne schon hinter ihnen unterging, aber sie ritten noch mehrere Meilen weiter, bis der Gestank nur noch eine schlechte Erinnerung war und sie den Schattenwald erreicht hatten. Als Jaryd schließlich sah, wie Jessamyn das Zeichen zum Halten gab, ließ er sich unter Schmerzen von seinem Pferd gleiten, unendlich dankbar, diese Prüfung hinter sich gebracht zu haben. Seine Erleichterung hielt allerdings nur kurze Zeit an. Es ging Sartol erheblich schlechter. Der Umhang des Eulenmeisters war schweißdurchtränkt, und er schwankte gefährlich im Sattel. Orris entzündete sofort ein Feuer, und Baden und Alayna eilten an Sartols Seite und halfen ihm vom Pferd. Mit Trahns Hilfe führten sie den erschöpften, fiebernden Eulenmeister zu einem Platz am Feuer. Wie schon am Vorabend versuchte Baden, Sartols Fieber zu senken, aber die Krankheit des Magiers widersetzte sich seinen Kräften. Auch Orris und Jessamyn versagten bei ihren Versuchen, dem Eulenmeister zu helfen. Schließlich fiel Sartol in einen unruhigen Schlaf, während Alayna ihm kalte Tücher auf die Stirn drückte. Widerstrebend machten sich die anderen Magier daran zu essen. Jaryd packte Brot, Käse und Trockenobst in eine saubere Schale und brachte sie zu Alayna. Er stellte sie auf den Boden neben die junge Frau, aber als er wieder gehen wollte, hielt sie ihn zurück.
»Du musst nicht gleich wieder gehen«, sagte sie und fugte dann zögernd hinzu: »Ich ... ich wäre ganz froh über ein bisschen Gesellschaft.«
Überrascht von ihrer Einladung, blieb Jaryd einen Augenblick lang stehen, dann setzte er sich. Er wies mit dem Kinn auf Sartol. »Wie geht es ihm?«
Alayna zuckte die Achseln, war aber sichtlich immer noch besorgt. »Er schläft«, sagte sie schlicht. »Ich nehme an, das ist gut.«
Jaryd nickte und saß unbehaglich da, ohne noch etwas zu sagen. In der Ferne waren die Blitze eines Gewitters zu sehen, und im Schattenwald rief ein Vogel, was bewirkte, dass Ishalla und Fylimar neugierig zu dem schwarzen Waldrand hinüberspähten.
Nach einiger Zeit lachte Alayna leise und schüttelte den Kopf. »Wir können das nicht sonderlich gut, wie?«
»Nun ja, ich bin nicht derjenige, der immer davonläuft, wenn wir einander etwas zu sagen hätten!«, erwiderte Jaryd hitziger als beabsichtigt.
Alaynas dunkle Augen blitzten, und sie setzte zu einer Antwort an. Aber dann schien sie sich zurückzuhalten und schaute auf Sartol hinab. Es war beinahe dunkel, und das verschwitzte Gesicht des Magiers glitzerte im Licht seines Cerylls, den Alayna neben ihn gelegt hatte. »Ich war wohl nicht sehr nett zu dir«, sagte sie schließlich. »Es tut mir Leid.« Wieder schaute sie Jaryd an. »Aber du warst auch ziemlich widerwärtig! Du hättest das wirklich nicht sagen sollen! Mich unreif zu nennen! Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher