Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
sollte, könnte er uns vielleicht den oder die Schuldigen nennen.« Sartol schaute zu Baden und Trahn hin, die sich leise mit Alayna unterhielten. »Das wäre möglich«, murmelte der Eulenmeister vor sich hin, so dass Jaryd sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. »Vorausgesetzt, dass er überhaupt etwas sagt.«
Jaryd schwieg und entschloss sich, nicht mehr nachzufragen.
Einen Augenblick später schien Sartol sich seiner Anwesenheit wieder bewusst zu werden. »Das klingt, als hätte dein Onkel alles sorgfältig durchdacht«, meinte er. »Wenn diese Mission ein Erfolg wird, werden der Orden und ganz Tobyn-Ser tief in seiner Schuld stehen.«
Baden warf einen Blick zurück, und ein ironisches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Und wenn es schief geht?«, rief er über die Schulter.
»Tut mir Leid, Baden«, sagte Sartol, »mir war nicht klar, dass du zugehört hast.«
Baden schüttelte den Kopf. »Das habe ich auch nicht«, versicherte er dem Eulenmeister. »Ich habe nur deine letzte Bemerkung aufgeschnappt.«
»Ah. Nun, das habe ich ganz ehrlich gemeint.«
»Du bist wirklich zu freundlich«, sagte Baden, abermals im Sattel leicht nach hinten gewandt, »aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Wenn es schief geht«, sagte Sartol ohne eine Spur von Humor, »dann denke ich nicht, dass noch viele einen Gedanken an dich verschwenden werden.«
Baden nickte, und die Gruppe ritt weiter. Aber Jaryd dachte noch lange über Badens und Sartols Worte nach. Ein paar Stunden später konnten die Reiter einen ersten Blick auf den Südsumpf weifen, dessen dürre, sonnengebleichte Bäume und spärliche Büschel bräunlichen Grases einen deutlichen Kontrast zu dem fruchtbaren Grasland der Ebene bildeten. Schon aus der Ferne konnten sie den Sumpf riechen. Der schwere, Ekel erregend süße Gestank nach Fäulnis und Verfall ging so deutlich von dem Land aus wie Blut von einer Wunde. Jaryd fürchtete schon, dass Jessamyn vorhatte, den Sumpf sofort zu durchqueren, aber stattdessen führte die Weise ihren Trupp nach Südwesten, und sie ritten noch ein paar Meilen um den Sumpf herum und schlugen dann ihr Lager auf.
Die nächsten beiden Tage zogen sie weiter am Rand des Sumpfes entlang, weil sie vorhatten, ihn an der schmälsten Stelle zu durchqueren, die sechzig Meilen weiter südlich lag. Sie hielten sich gerade noch in Sichtweite, waren aber immer noch nahe genug, dass der Gestank sie erreichte, wann immer stärkerer Wind aufkam. Und mit jeder Stunde, die sie näher an die Durchquerung brachte, wurde Jaryd unruhiger. Baden schätzte, dass der Sumpf selbst an seiner engsten Stelle zwanzig Meilen breit war. Sie würden für einen ganzen Tag diese widerliche Luft einatmen müssen. Als sie spät am Nachmittag des zweiten Tages die gesuchte Stelle erreichten, waren die anderen Magier ebenso nervös wie Jaryd. Die letzte Stunde des Tagesrittes verging in einer angespannten Stille, die auch den Abend über anhielt. Die Stimmung wurde noch dadurch verschlechtert, dass Sartol offenbar krank geworden war. Man musste zu seinen Gunsten sagen, dass der Eulenmeister nicht jammerte, aber er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, und als sie sich schlafen legten, glühte er vor Fieber. Baden versuchte, das Fieber zu senken, konnte aber nichts bewirken. Am nächsten Morgen standen die Magier im ersten Tageslicht auf, und als Jessamyn feststellte, dass es Sartol nicht besser ging, bot sie an, den Ritt durch den Sumpf für einen oder zwei Tage zu verschieben. Sartol erklärte allerdings das sei nicht nötig, und die Eulenweise, die deutlich bemüht war, Therons Hain so bald wie möglich zu erreichen, nahm ihn beim Wort. Sie brachen kurze Zeit später das Lager ab und lenkten ihr Pferde auf den Sumpf zu. Sie ritten durch den dünnen Nebel, der immer noch über der Ebene hing, und Jaryd wurde übel von dem Gestank und er fürchtete sich vor dem, was vor ihnen lag. Sobald sie den eigentlichen Sumpf betreten hatten, wurde ihm klar, dass dies der bisher längste und schwierigste Tag ihrer Reise sein würde. Der Gestank war unerträglich, und Jaryd wusste, dass es im Lauf des Tages noch schlimmer werden würde. Aber als die Sonne höher stieg, erkannte er auch, dass die schlechte Luft noch ihr geringstes Problem darstellte. Die Hitze war viel gefährlicher, vor allem für Sartol, der nun unnatürlich rot geworden war und stark schwitzte. Jessamyn und Peredur, die älter waren als der Rest, wirkten unter der gnadenlosen Sonne
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