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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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dachte Baden, als er zuhörte, wie Trahn und Orris Beschuldigungen austauschten - dass Ursel sich überhaupt auf diese Weise mit Orris in Verbindung gesetzt hatte, und dieser Zorn, diese Qual in Orris' Blick - es musste noch mehr geben.
    »Orris!«, schnitt er beiden Falkenmagiern das Wort ab. »Was ist in Kaera geschehen?«
    Orris holte tief Luft. »Das Dorf wurde vollkommen zerstört«, antwortete er mit tonloser Stimme, »die Häuser wurden niedergebrannt. Alle Einwohner sind tot, bis auf ein kleines Mädchen.«
    Baden fühlte sich, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Das ganze Dorf zerstört, und alle Einwohner bis auf... »Was ist mit dem Mädchen passiert?«, brachte er mit halb erstickter Stimme hervor. Er befürchtete, sich übergeben zu müssen.
    Orris schüttelte den Kopf. »Als die Leute aus dem Nachbardorf sie fanden, war sie bewusstlos. Ein Schlag auf den Hinterkopf.«
    »Hatte sie einfach Glück?«, fragte Baden und bedauerte diese Formulierung, sobald er die Worte ausgesprochen hatte.
    Aber Orris verstand anscheinend, was er meinte.
    »Es ist anzunehmen, dass sie als Zeugin dienen sollte«, erwiderte er. »Sie fanden in ihrer Kleidung eine schwarze Feder.«
    »Hat sie etwas gesagt?«
    Orris schüttelte den Kopf. »Sie ist erst vor ein paar Stunden wieder zu sich gekommen, und sie hat bisher noch kein Wort gesprochen. Ursel erwähnte allerdings«, fügte er verbittert hinzu, »dass sie offenbar große Angst vor den Magiern hatte, die mit ihr sprachen.«
    »Es tut mir Leid, Orris«, sagte Baden. »Es tut mir wirklich Leid.«
    »Leid!«, äffte Orris ihn mit schriller Stimme nach. »Es tut dir Leid? Sag das dem kleinen Mädchen. Sag das allen Leuten in Tobyn-Ser, die heute Nacht nicht schlafen können, weil sie darauf warten, dass abtrünnige Magier sie angreifen. Wir haben sie verraten. Mir ist egal, dass wir zweihundert Meilen entfernt waren, als Kaera brannte: Wir haben sie verraten.« Wütend starrte er erst Baden und dann Trahn an. Er atmete schwer, und die Adern an seinen Schläfen traten im Licht der drei Cerylle deutlich hervor. »Ich bin der Ansicht, dass ihr beiden dafür verantwortlich seid«, fuhr Orris fort, »ebenso wie Jessamyn und Odinan. Wenn wir dieses geistige Netz gespannt und jedes Ordensmitglied für Patrouillen eingesetzt hätten, wie ich es vorgeschlagen habe, dann hätten wir diesen Angriff verhindern können; wir hätten das Leben dieser Menschen retten können. Ich gehe jetzt sofort zu Jessamyn, und ich werde verlangen, dass wir umgehend nach Kaera aufbrechen, um Ursel zu helfen, nach Spuren zu suchen.«
    Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und stürmte zum Lager. Baden und Trahn blieben wie betäubt stehen und versuchten zu verdauen, was er gesagt hatte. Schweigend sahen sie zu, wie das Licht seines Kristalls schwächer wurde, bis es schließlich verschwunden war.
    Sobald Orris das kleine Mädchen erwähnt hatte, hatte Baden eine Vision ihres Gesichts gehabt, und dieses Gesicht, das wie eine Blüte oder eine Flamme plötzlich aufgetaucht war, war jede Sekunde klarer geworden. Nun versuchte er verzweifelt und vergeblich, es von sich wegzuschieben. Bald schon, vielleicht innerhalb der nächsten Stunde, würde er Therons Geist gegenüberstehen. Er konnte den Hain nicht betreten, solange sich das Gesicht des kleinen Mädchens - irgendwie wusste er, dass sie Cailin hieß - immer wieder ungebeten in seinen Kopf drängte. Er fühlte sich alt, und er hatte Angst - nicht gerade das Bild, das er dem Ersten Eulenmeister gegenüber hatte verkörpern wollen. »Du hättest dich nicht bei ihm entschuldigen sollen, Baden!«, sagte Trahn schließlich zornig. »Er hatte kein Recht, uns so zu bezichtigen.«
    Baden zuckte müde die Schultern. »Das ist doch unwichtig«, murmelte er.
    Einen Augenblick später nickte Trahn. »Du hast Recht«, gab er leise zu. Er hielt inne, und als er wieder sprach, hatte er Tränen in den Augen. »Ich sehe immer wieder dieses kleine Mädchen vor mir.«
    »Cailin«, sagte Baden verzweifelt. »Sie heißt Cailin. Ich sehe sie ebenfalls.«
    »Sie sieht aus, als wäre sie im selben Alter wie meine Jaynell.«
    Baden wusste nicht, was er antworten sollte. Trahn, der dies vielleicht spürte, wechselte das Thema. »Was wird Jessamyn tun?« fragte er. »Wird sie uns nach Kaera führen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Eulenmeister. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie darauf bestehen wird umzukehren, ohne dass wir im Hain waren, aber du

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