Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
zu fliehen, obwohl sein Geist darauf bestand, dass er blieb. Sein Pferd war unruhig geworden, und Ishalla stieß einen klagenden Schrei aus. Sie klammerte sich fester an seine Schultern, bis er ihre Krallen durch die Lederpolster des Umhangs spüren konnte. Alaynas Vogel antwortete, und Alayna und Jaryd wechselten einen kurzen, nervösen Blick. Hintereinander lenkten sie dann ihre unruhigen Pferde über eine uralte Steinbrücke, die zwar recht vernachlässigt, aber immer noch stabil aussah. Nachdem sie auf der anderen Seite angekommen waren, stiegen die Magier ab und schlugen ihr Lager auf, wie sie es schon in den vergangenen zwei Wochen getan hatten. Es kam Jaryd beinahe so vor, als versuchten alle so zu tun, als wären dieses Lager und diese Nacht genau wie alle anderen.
Die Pferde wussten es allerdings besser, und bald wurde klar, dass sich die Tiere nicht beruhigen würden, bis man sie weiter vom Hain wegbrachte. Während der Rest der Gruppe auf Jessamyns Vorschlag ein wenig ruhte oder es zumindest versuchte, führten Baden und Trahn die Tiere wieder zum Fluss zurück, wo das Geräusch des fließenden Wassers sie vielleicht beruhigen würde. Kurze Zeit darauf war Jessamyn mit Peredur zu einem anderen Teil des Ufers gegangen, um ihren eigenen Rat zu befolgen.
Später sah Jaryd, wie sich die Eulenweise dann wieder zu dem offenen Bereich begab, wo er zusammen mit Alayna und Sartol stand. Orris ging auf sie zu und sprach kurz mit ihr. Sie nickte einmal, und dann ging der Falkenmagier weiter auf die Ruinen der alten Stadt zu. Jaryd bemerkte, dass der Wind stärker geworden war. Wieder donnerte es in der Ferne, aber schon näher als zuvor.
»Es kommt ein Unwetter auf«, stellte die weißhaarige Weise fest, als sie die drei erreicht hatte. »Einer oder zwei von euch sollten dabei helfen, die Vorräte und die Ausrüstung mit Planen zuzudecken, und ein anderer sollte Holz für die Fackeln suchen, die wir heute Abend mit in den Hain nehmen werden.«
»Fackeln, Eulenweise?«, fragte Jaryd.
»Ohne unsere Cerylle werden wir schließlich Licht brauchen, nicht wahr, Jaryd?«, erwiderte Jessamyn trocken. »Selbstverständlich«, sagte er und kam sich ein bisschen dumm vor.
»Wenn Jaryd und Alayna so freundlich wären, sich um die Vorräte zu kümmern«, bot Sartol an, »dann kümmere ich mich um die Fackeln.« Er zwinkerte den beiden jungen Leuten zu und lächelte wissend, bevor er sich zu einer Baumgruppe aufmachte, die zwischen dem Lager und Therons Hain stand. Alayna errötete.
»Das war nett von ihm«, bemerkte Jaryd lächelnd, als er mit Alayna zu den Vorräten eilte.
Sie nickte und wurde wieder rot.
Der Wind war stärker geworden, und es wurde rasch kühler.
Gelegenheiten ergaben sich auf die seltsamste Weise, dachte Sartol, als er das Lager verließ. Zwei Nächte zuvor, als er am Feuer gelegen und die Krankheit ertragen hatte, die er sich selbst zugefügt hatte, und versucht hatte, weiterhin krank genug zu sein, um sich Badens Heilkräften widersetzen zu können, hatte er Alaynas Gespräch mit Jaryd belauscht. Er wusste, dass sie am Vorabend zusammen wach geblieben waren, und er hatte beobachtet, wie sie während des heutigen Tagesrittes zusammen geredet und gelacht hatten. Es ärgerte ihn, und es machte den Gedanken, beide zu töten - besonders Badens aufgeblasenen Welpen -, so viel verlockender. Nicht, dass er in der Sache eine Wahl gehabt hätte. Die Falken saßen auf den Schultern der jungen Magier, und das Versprechen von Macht, das sie verkörperten, hatte Alaynas und Jaryds Schicksal schon lange besiegelt. Wie passend, dass ihre kleine Schäkerei ihm eine so ideale Möglichkeit lieferte, den wichtigsten Teil seines Plans zu vollenden.
Selbstverständlich, die Fackeln! Es war einfach perfekt. Er hätte es wissen sollen. Er kam sich beinahe so dumm vor, wie Jaryd geklungen hatte, als er die alte Hexe fragte, wieso sie die Fackeln brauchten. Es hätte von dem Augenblick an offensichtlich sein sollen, als sie verabredet hatten, dass die Delegation ihre Cerylle vor dem Hain lassen würde. Die Fackeln. Er schüttelte den Kopf darüber, wie blind er gewesen war. Tatsächlich bezweifelte Sartol kaum, dass Theron die Delegation ohne seine Hilfe töten könnte, aber er hielt es für besser, ganz sicherzugehen. Er blieb vor dem kleinen Gehölz stehen, wo er hoffte, ein paar Äste zu finden, die für Fackeln geeignet waren. Hinter dem Gehölz begann Therons Hain, nur ein paar hundert Schritte entfernt. Er schauderte
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