Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
erkennen.
Sie wich einen Schritt zurück, und er grinste, fletschte die Zähne.
»Ich fürchte, Eulenweise«, sagte er, als er auf sie zuging, »dass ich dir jetzt nicht mehr gestatten kann, zu den anderen zurückzukehren.«
Sie hob den Stab, um ihn abzuwehren, und öffnete den Mund zu einem Schrei.
Baden schüttelte den Kopf, als der Wind noch stärker wurde. Als er zum Himmel aufblickte, sah er eine große Wolke über den Ruinen von Rholde, die die aufgehenden Sterne einen nach dem anderen verdunkelte. Es war ihm und Trahn beinahe gelungen, die Pferde zu beruhigen. Beinahe. Die Tiere waren bei jedem Schritt, den sie vom Hain weg und auf das Wasser des Moriandral zu machten, ruhiger geworden. Als die beiden Magier sie an ein paar Bäume am Rand der alten Brücke anbanden, hatten die Tiere sich schon beträchtlich entspannt. Dann hatte das Unwetter begonnen, mit seinen hellen Blitzen und dem dröhnenden Donner, und das hatte bewirkt, dass die Tiere wieder begonnen hatten, nervös zu wiehern. Baden glaubte nicht, dass sie übermäßig aufgeregt waren, und er hätte die Tiere durchaus gelassen, wo sie waren. Aber Trahn hatte andere Vorstellungen.
»Diese Pferde haben dich und unsere Lebensmittel und die Ausrüstung beinahe vierhundert Meilen weit getragen«, erinnerte er Baden, »und du willst sie hier lassen, ungeschützt in diesem Unwetter? Ich finde, du wirst mit dem Alter ein bisschen verbiestert, Baden«, meinte der dunkelhäutige Magier mit einem boshaften Grinsen.
»Ich bin nicht verbiestert«, entgegnete Baden in einem Tonfall, der seine Worte Lügen strafte. »Ihr Südländer seid einfach zu weich; demnächst wirst du den Viechern noch Schlafsäcke geben wollen.«
Noch während sie sprachen, banden sie die Pferde los und führten sie zu der alten Stadt, wo sie eine Ruine fanden, die wohl einmal ein Bauernhaus gewesen war. Die verbliebenen, halb eingestürzten Mauern boten Schutz vor dem Wind, und die Tiere begannen sofort, das dichte Gras zu fressen, das durch die Ritzen im Boden wuchs. Baden musste zugeben, dass dies ein viel besserer Übernachtungsplatz für die Pferde war.
Als die beiden Magier wieder aus der Ruine kamen, entdeckten sie, wie sich ein bernsteinfarbenes Licht aus der Richtung näherte, wo sich einmal der Marktplatz von Rholde befunden hatte.
»Orris?«, fragte Baden leise, denn er hatte die Farbe des Cerylls erkannt.
»Ja«, erwiderte Trahn. »Ich frage mich, was er dort treibt.«
Sie warteten schweigend, während der kräftige Magier auf sie zukam und sich schließlich vor ihnen aufbaute. Er starrte von einem zum anderen, sein Gesicht war bleich, und er zitterte vor Anspannung.
»Ich habe gerade mit Ursel gesprochen«, sagte er heiser. »Sie hat unsere Cerylle benutzt, um mit mir Kontakt aufzunehmen.«
Die Verbindung der Steine, dachte Baden voller Entsetzen. Ceryll-Var hatte Amarid es in der alten Sprache genannt. Etwas muss geschehen sein. Diese Art der Verbindung verlangte mehr von Magier und Vogel als jede andere bekannte Magie. Die Schwierigkeit lag nicht nur in der Errichtung und Aufrechterhaltung der Gedankenverbindung, obwohl das schon erschöpfend genug war. Aber als Erstes hatte Ursel Orris' Ceryll im Geist suchen und ihre Ceryll-Farbe hineinprojizieren müssen, um Orris auf diese Weise zu zeigen, nach wessen Gedanken er seinerseits suchen sollte. Baden nutzte diese Art von Kommunikation nur in den extremsten Notfällen. Er war auf schlechte Nachrichten gefasst. »Es hat einen weiteren Angriff gegeben«, erklärte Orris, und seine barsche, kalte Stimme hallte anklagend in die Nacht hinaus. »Vor zwei Tagen wurde das Dorf Kaera am Nordrand von Tobyns Ebene überfallen.«
Kaera, wiederholte Baden im Stillen. Er war einmal dort gewesen, als jüngerer Mann, als Falkenmagier; und vor nur ein paar Tagen waren sie in etwa zwanzig Meilen Entfernung an dem Dorf vorbeigekommen.
»Ursel konnte nicht genug Leute zusammenbekommen, um die gesamte Ebene zu überwachen«, sagte Orris und bedachte Baden mit einem stechenden Blick. »Dank dir und Odinan standen nicht genug Magier zur Verfügung. Und dank all euch Eulenmeistern haben wir das geistige Netz nicht gespannt. Dieser Angriff ist deine Schuld, Baden.«
»Orris!«, fauchte Trahn. »Das reicht jetzt! Baden trägt keine Schuld an dieser Sache!«
»Zumindest nicht er allein!«, entgegnete Orris und richtete nun seinen Zorn gegen den Falkenmagier. »Dein Kompromiss hat ebenfalls dazu beigetragen!«
Es muss noch mehr geben,
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