Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
davon, meine Liebe!«, rief Sartol. »Ich würde dich wirklich ungern umbringen.«
Alayna wappnete sich und versuchte, ihr hektisch klopfendes Herz zu beruhigen. Sie drehte sich um und sah ihrem Mentor entgegen. »Ich bin nicht sicher, ob ich das glauben kann«, sagte sie, als er näher kam. »Vor nicht allzu langer Zeit schienst du nur zu erpicht darauf, mich zu töten.«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht dich, meine Liebe. Vielleicht den Jungen. Aber nicht dich. Tatsächlich warst du diejenige, die versuchte, mich zu töten, wenn ich mich recht an diese kleine Begegnung erinnere.«
»Du wolltest Jaryd umbringen!«, entgegnete sie. »Was hätte ich denn tun sollen?«
»Genau darum geht es ja: Die Sache hatte mit mir und dem Jungen zu tun, nicht mit dir.« Der hoch gewachsene Magier machte einen weiteren Schritt auf sie zu. »Wie könnte ich dir jemals wehtun?«
»Komm nicht näher!«, warnte sie ihn. Fylimar, die auf ihre Schulter zurückgekehrt war, zischte leise.
Sartol lachte. »Oder was? Du wirst mich umbringen? Ich glaube nicht. Selbst wenn du dich dazu überwinden könntest, es zu versuchen - was ich nicht glauben kann -, bist du einfach nicht stark genug.«
»Dann werde ich bei dem Versuch sterben!«, sagte sie, und sie war froh zu hören, wie fest ihre Stimme klang. »Das wäre mir gar nicht recht«, meinte er mit einem entwaffnenden Lächeln. »Aber du solltest wissen, dass ich über Tobyn-Ser herrschen werde, ganz gleich, was hier geschieht. Meine Hoffnung ist - und es war immer meine Hoffnung -, dass wir das gemeinsam tun könnten. Aber ganz gleich, dieses Land wird mir gehören.«
»Ich glaube dir nicht!«, antwortete sie. »Baden und die anderen werden dich aufhalten!«
»Baden und die anderen sind tot. Nur ihr beide, du und Jaryd, seid noch übrig. Verstehst du denn nicht, meine Liebe? Für meinen Erfolg ist gesorgt. Wenn du dich weigerst, werde ich dich ebenso töten wie die anderen und die Schuld dafür Theron zuschieben. Dann werde ich nach Amarid zurückkehren und Oberhaupt des Ordens werden. Niemand wird je erfahren, was wirklich geschehen ist.« Alayna weinte wieder. Baden und die anderen sind tot. Der Mann, dem sie mehr als allen anderen auf der Welt vertraut hatte, war ein Mörder und Verräter. Und es gab nichts, um ihn aufzuhalten.
»Bitte weine nicht, Alayna«, sagte er sanft. »Du hättest nichts tun können, um sie zu retten. Aber du kannst dich selbst retten. Ich liebe dich; ich habe dich schon immer geliebt. Und ich möchte, dass du meine Erste wirst. Ich möchte, dass wir zusammen über den Orden herrschen. Wenn du nur wüsstest, wie stark ich bin und wie viel stärker ich noch werden kann! Und du auch! Ich werde dich unterrichten, genau so, wie ich dir beigebracht habe, eine Magierin zu sein!«
»Warum tust du das?«, schluchzte sie. »Warum hast du Jessamyn und Peredur umgebracht?«
»Jessamyn und Peredur waren mir im Weg!«, fauchte Sartol. »Sie waren schwach, und sie haben den Orden geschwächt! Unter mir wird die Magie mächtiger sein als je zuvor!«
Alayna richtete sich auf. »Nein! Das werde ich nicht zulassen!«
»Das ist nicht deine Entscheidung«, erwiderte Sartol kalt. »Entweder schließt du dich mir an und lebst, oder du weigerst dich und stirbst. Eine andere Wahl hast du nicht.«
Alayna richtete den Stab auf den Eulenmeister. »Dann werde ich sterben!«
Sartol hob ebenfalls den Stab. »Ich warne dich, meine Liebe. Lass dich von meiner Zuneigung zu dir nicht täuschen. Ich werde dich töten, wenn es sein muss.«
»Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, Sartol! Denn wenn du es nicht tust, werden ich jeden Tag meines Lebens damit verbringen, dich aufzuhalten!«
»Sei nicht dumm, Alayna! Ich biete dir dein Leben und eine Möglichkeit, mehr Macht zu haben, als du dir jemals hättest träumen lassen!«
Alayna grinste finster. »Ich bin mit meiner derzeitigen Macht ganz zufrieden!«
»Das ist deine letzte Chance!«, knurrte Sartol und fletschte die Zähne.
Alayna wappnete sich gegen Sartols magisches Feuer, denn sie wusste, dass sie nicht gegen ihn würde bestehen können. In diesem Augenblick hörte sie allerdings, wie jemand ihren Namen rief.
»Jaryd!«, schrie sie zurück. Und dann: »Lauf, Jaryd! Sartol ist hier! Lauf!« Sie hielt inne. Plötzlich war es nicht mehr notwendig zu schreien. Sie war allein. Sartol war verschwunden, falls er überhaupt jemals da gewesen war. Einen Augenblick später hatte Jaryd sie erreicht und schlang die Arme um
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