Coe, Jonathan
auszuscheiden, und natürlich dem Grundbedürfnis,
alles Mögliche käuflich zu erwerben: CDs, Kuscheltiere, Schokolade, DVDs,
Weingummi, Bücher, Apparate aller Art. Und da es auf der anderen Seite des
Parkplatzes noch einen Days Inn gab, der preiswert Betten für die Nacht zur
Verfügung stellte, hätte man theoretisch diese Raststätte anfahren können, um
sie nie wieder zu verlassen. Wer wollte, konnte hier sein Leben verbringen.
Selbst das Design ließ kaum Wünsche offen. Ich bin alt genug, um mich noch an
die Raststätten der Siebziger- und frühen Achtziger Jahre zu erinnern. Billige
Plastiktische und Essensausgaben, an denen unsägliche Gerichte wie flüssiges
Rührei und in Fett getränkte Frikadellen feilgeboten wurden. Hier hatten wir
große Panoramafenster mit Ausblick auf einen gepflasterten Platz, auf dem ein
kleiner Springbrunnen vor sich hin plätscherte; die Tische waren sauber,
modern, einige hatten sogar eigene Tischlampen auf elegant geschwungenen
Konsolen. Hinter alldem steckte viel Überlegung. Und erst die Auswahl an Gerichten!
Natürlich gab es einen Burger King und ein Kentucky Fried Chicken, aber den
Gesundheitsbewussteren lockte das Schild »Hier esse ich gesund« und leitete ihn
gleich weiter an einen Tresen, an dem man aus einem breiten Angebot von Salaten
und frisch zubereiteten Gemüse-Sandwiches wählen konnte. Ganz zu schweigen von
einem Laden namens Cafe Primo, der Milchkaffee, Cappuccino, Mokka, heiße
Schokolade, Espresso, Americano, Vanille-Frappes, Karamell-Frappes, Twining
Tees und ungefähr ein Dutzend weiterer koffeinhaltiger Optionen anbot - und
dazu natürlich die unvermeidlichen Paninis.
Trotz dieser mehr als
reichhaltigen Auswahl - die eine Generation früher, bevor Thatcher und Blair
den Umbau unserer Gesellschaft in die Hand nahmen, noch völlig undenkbar gewesen
wäre - entschied ich mich für einen Hamburger. Manchmal ist so ein Burger genau
das, was man braucht. Keine Extras, kein Schnickschnack. Und das Tollste an
diesem Platz: Man musste mit niemandem ein Wort sprechen, um seinen Hamburger
zu bekommen. Man erledigte das alles mit seiner Bankkarte, traf seine Auswahl
an einer Maschine, steckte die Karte in einen Schlitz und brachte den Kassenbon
zu einer Abholstelle. Es funktionierte perfekt. Mein Burger war nach dreißig
Sekunden fertig. Als ich ihn sah, bekam ich Gewissensbisse, weil ich mich nicht
für etwas Gesünderes entschieden hatte, also stellte ich mich noch in die
Schlange vor der Sandwichtheke und kaufte mir für 2,75 Pfund eine Flasche
Mineralwasser mit Granatapfel- und Lycheearoma. Dann trug ich mein Mittagessen
zu einem der Tische vor dem großen Panoramafenster.
Ich hatte ausreichend
Lesestoff dabei. Zuerst waren da die Bedienungsanleitungen für den Prius - eine
für das Auto, die andere ausschließlich für das eingebaute Navigationssystem.
Dann gab es noch Anleitungen für den Bluetooth-Kopfhörer, den ich bekommen
hatte, der sich irgendwie mit dem Auto kurzschloss und über eine Tastatur am
Lenkrad zu bedienen war. Trevor und Lindsay hatten mir eindringlich nahegelegt,
ihn möglichst bald aufzusetzen und in Betrieb zu nehmen, damit sie ständigen
Kontakt mit dem Auto hatten. Ich dagegen dachte darüber nach, ob es nicht zu
früh war, Lindsay anzurufen. Eigentlich schon. Es bestand eigentlich keinerlei
Notwendigkeit, ihr mitzuteilen, dass ich nach eineinviertel Stunde Fahrzeit die
Raststätte Oxford wohlbehalten erreicht hatte. Außerdem musste ich die
Betriebsanleitung der Videokamera studieren, die mir auch ganz schön
kompliziert vorkam. Wahrscheinlich würde ich mir das für später aufsparen und
mich jetzt erst einmal auf das Navi konzentrieren. Zehn Minuten lang saß ich da
und las in dem Handbuch, bis ich einigermaßen zuversichtlich war, es so weit
begriffen zu haben, dass ich das Gerät auf der nächsten Etappe nach Birmingham
zum Einsatz bringen konnte.
Als ich wieder im Wagen saß,
schaltete ich die Zündung ein und drückte auf den OK-Button, sobald er auf dem
Display aufleuchtete. Dann drückte ich den Zieleingabe-Knopf und gab mühselig
Mr und Mrs Byrnes Adresse über die Touchscreen-Tastatur ein. Innerhalb weniger
Sekunden hatte der Computer ihr Haus geortet und bot mir von meinem derzeitigen
Standort aus drei verschiedene Strecken an. Ich wählte die meiner Meinung nach
schnellste, direkt über die M40 und dann von Norden her die Bristol Road
entlang nach Birmingham hinein. Kaum hatte ich meine Wahl eingegeben, sprach
eine
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