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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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Walküren, Chris, Vahalla und alles andere unwichtig.
    Er war ein Darsteller im
>Heiligen Theater<. Beim Ritual, das die Rituale umstürzt.
    »Gefangene«, sagte Vahalla zu der jungen Frau. »Du hast deine Ehre und dein
Heer nicht verteidigen können. Wenn du tot bist, werden die Walküren vom Himmel
kommen und deinen Körper holen. Doch bis dahin wirst du die Strafe erhalten,
die Verlierer verdienen.«
    Unvermittelt zerriss sie die Bluse
der jungen Frau.
    »Das Stück beginnt! Hier ist deine
Trophäe, Krieger!«
    Sie stieß die junge Frau gewaltsam
zu Paulo hin. Sie stürzte dabei unglücklich und verletzte sich am Kinn. Es
blutete.
    Paulo kniete sich neben Rötha
nieder. Seine Hände umklammerten Vahallas Reitgerte,
die eine eigene Kraft zu besitzen schien. Er erschrak, und für wenige
Augenblicke verließ er seine imaginäre Burg und kehrte in die Schlucht zurück.
    »Sie ist wirklich verletzt«, sagte
er. »Sie muss versorgt werden.«
    »Krieger, dies ist deine
Trophäe!«, wiederholte Vahalla . »Diese Frau kennt das
Geheimnis, das du suchst. Entreiße ihr das Geheimnis, oder gib die Suche für
immer auf.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »>Non nobis , Domine , non nobis . Sed nomini Tuo da Gloriam < - nicht uns, o Herr, nicht uns,
sondern Deinem Namen sei Ehre.« Paulo sprach leise den Wahlspruch der
Tempelritter. Er musste schnell eine Entscheidung treffen. Er erinnerte sich an
die Zeit, in der er an nichts geglaubt, sondern gemeint hatte, alles sei nur
Inszenierung - und dennoch hatte sich alles als wahr herausgestellt.
    Ihn erwartete das >Ritual, das
die Rituale umstürzt<. Ein heiliger Augenblick im Leben eines Magiers.
    Und zu seinen Füßen lag eine
verletzte junge Frau.
    » Sed nomini Tuo da Gloriam «,
wiederholte er. Unmittelbar darauf schlüpfte er in die Rolle, die Vahalla ihm zugedacht hatte. In diesem Augenblick gab es
für ihn nur noch diesen unbekannten Weg, diese verstörte junge Frau zu seinen
Füßen und ein Geheimnis, das er ihr entreißen musste. Er umkreiste sein Opfer,
erinnerte sich an die Zeiten, in denen andere moralische Gesetze geherrscht
hatten - der Sieger der Schlacht hatte das Recht, die Frauen der Besiegten zu
besitzen. Das war der Grund, weshalb Männer in Kriegen ihr Leben riskierten:
Gold und Frauen.
    »Ich habe gesiegt«, rief er der
jungen Frau zu. »Und du hast verloren.«
    Er kniete nieder und packte sie an
den Haaren. Ihr Blick war fest auf seine Augen gerichtet.
    »Am Ende werden wir siegen«,
sagte die junge Frau. »Wir wissen, wie man siegt.«
    Er warf sie heftig zurück auf den
Boden.
    »Man siegt, wenn man die Gesetze
kennt, die einen zum Sieg führen.«
    »Ihr glaubt, dass Ihr gewonnen
habt«, fuhr die Gefangene fort. »Ihr habt nur eine Schlacht gewonnen. Siegen
werden letztlich wir.«
    Was nahm sich diese Frau heraus?
Ihr Körper war schön - aber das war jetzt zweitrangig. Er musste unbedingt an
das Geheimnis kommen, nach dem er schon so lange gesucht hatte.
    »Lehr mich, den Engel zu sehen«,
sagte Paulo und bemühte sich, ruhig zu klingen. »Und du wirst freigelassen.«
    »Ich bin frei.«
    »Nein, du kennst die Gesetze des
Sieges nicht«, sagte er. »Deshalb haben wir euch geschlagen.«
    Die junge Frau schaute ihn
verwirrt an. Was meinte der Mann mit den Gesetzen des Sieges?
    »Sag mir etwas über diese
Gesetze«, verlangte sie. »Und ich werde dir das Geheimnis des Engels verraten.«
    Die Gefangene lag dort zu seinen
Füßen. Er hätte sie quälen, zerstören können, und dennoch bot sie ihm einen
Tauschhandel an.
    >Seltsame Frau<, dachte
Paulo, der Krieger. Möglicherweise würde sie unter Folter nichts sagen. Es war
besser, auf ihr Angebot einzugehen. Er würde ihr die fünf Gesetze des Sieges
verraten, ohnehin würde sie den Ort nicht lebend verlassen.
    »Das Gesetz der Moral: Man muss
auf der richtigen Seite kämpfen, und weil wir dies tun, werden wir siegen. Das
Gesetz der Zeit: Ein Krieg im Regen ist anders als ein Krieg im Sonnenschein, eine
Schlacht im Winter anders als eine Schlacht im Sommer.«
    Er könnte sie jetzt belügen. Aber
es würde ihm nicht gelingen, in so kurzer Zeit falsche Gesetze zu erfinden.
Die junge Frau würde sein Zögern bemerken.
    »Das Gesetz des Raumes«, fuhr er
fort. »Ein Krieg in einer Schlucht ist anders als ein Krieg auf offenem Feld.
Das Gesetz der Wahl: Der Krieger weiß auszuwählen, wer ihm Ratschläge erteilen
darf und wer im Kampf an seiner Seite stehen wird. Ein Anführer darf sich nicht
mit Feiglingen oder Verrätern

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