Coffee, Love & Sugar - Roman
fragte ich Delia: »Was hat dich von Alaska nach San Francisco verschlagen?« Ich glaube, eigentlich interessiert es mich nicht unbedingt, wie oder warum Delia hierhergekommen ist, ich finde es nur cool, aus so einer weit entfernten Wildnis mit so einem coolen Namen wie A-la-ska zu stammen. Außerdem macht es Spaß, Delia zuzuhören, weil sie diese tiefe, raue Stimme hat, die überhaupt nicht zu ihrem Aussehen passt – zum kleinen Miss Unterröckchen, das sich nur in Ballett-Pliés und Jetés fortbewegt.
»Es gab für mich keine Tanzlehrer mehr in Alaska«, sagte Delia. »Und wer möchte nicht in San Francisco wohnen?«
Ich möchte nicht in San Francisco wohnen. Es macht mir nichts aus, hier zu wohnen, denn es ist wahnsinnig schön, aber bei der ersten Gelegenheit würde ich in meine Kommune aussteigen oder nach New York ziehen und ganz in Schwarz rumlaufen.
»Hast du in Alaska in einem Iglu gewohnt?«, fragte ich.
Delia lachte, als ob das zum Brüllen komisch wäre. »Wohl kaum, Cyd Charisse«, sagte sie. »Ich bin in einem hübschen Haus mit fließendem Wasser und Kabelfernsehen am Stadtrand von Anchorage aufgewachsen. Die Winter waren kalt, die Sommer großartig und immer habe ich getanzt.«
»Oh«, sagte ich. Ich muss zugeben, dass ich enttäuscht war.
Nicht enttäuscht war ich dagegen, dass ich es geschafft hatte, Fernando loszuwerden. Ich hatte ihm gesagt, er solle mich nach der Arbeit in Sugars Pflegeheim abholen. Und bis Fernando mitbekam, dass ich nicht bei Sugar war, hätte das Java-Hutt-Café längst geschlossen und wir würden bereits Veggie-Burger grillen und Fernando würde sich total in Sugar verliebt haben. Alles erfolgreich erledigt.
Als das Telefon klingelte, während ich Shrimp und Wallace durch das Fernglas beobachtete, war ich mir ziemlich sicher, dass Fernando inzwischen alles begriffen hatte.
» Hola «, sagte ich ins Telefon.
»Sehr lustig«, antwortete Fernando.
»Hast du dich total in Sugar verliebt?«, fragte ich.
Fernando tat, als ob er meine Frage nicht gehört hätte. »Willst du das deiner Mutter erzählen oder soll ich?«
Ich war mir nicht sicher. Ich war davon ausgegangen, dass Fernando es ihr sagen würde, wenn sie ihm überhaupt zuhört.
Sugar ging ran und sagte: »Cyd Charisse, du ungezogenes Mädchen. Willst du, dass Fernando Schwierigkeiten bekommt?«
»Fernando wird keine Schwierigkeiten bekommen, Sugar. Nur ich.«
Sugars Seufzer war ellenlang. »Nein, Schätzchen. Fernando ist dafür verantwortlich, dass du jeden Abend nach der Arbeit nach Hause kommst. Das war so ausgemacht mit deinen Eltern. Wenn er nicht mit dir nach Hause kommt, gibt’s Ärger.«
»Aber das ist total unfair!«, sagte ich.
»Genau«, sagte Sugar und gab das Telefon zurück an Fernando.
» Chiquita bonita? «, fragte er.
»Ich rufe jetzt Nancy an«, sagte ich. »Ich erzähl ihr, ich habe dich sitzen gelassen.«
» Adios« , sagte Fernando. Klick-ito.
Jetzt kommt, woran klar wird, dass ich nun eine totale Freak-Zone betrat. Als ich Nancy anrief, sagte sie, in Ordnung, dass ich bei Shrimp esse, ich solle nur nicht so spät nach Hause kommen. Sie gab gerade eine große Abendgesellschaft für ihre vornehmen Freunde. Ich vermute, sie war erleichtert, dass ich nicht durch die Tür gelatscht kam und sie diesen ganzen Schachteln erklären musste, warum ihre Tochter ... o nein! ... einen J–O–B ... oh nein! ... am Ocean Beach hatte. Ocean was?, hätten sie gefragt, als ob das Ocean-Beach-Viertel nicht nur sechs Kilometer von ihren Villen an den Pacific Heights entfernt wäre.
»Ich bin frei!«, rief ich, als Shrimp auf die Dachterrasse trat und mich von hinten umarmte. Es machte mir nichts aus, dass sein Taucheranzug noch feucht war oder dass von seinem Kopf, den er an meinen Hals schmiegte, kaltes Wasser auf meine Brust tropfte. Er fühlte sich genau richtig an.
La vie en Cyd Charisse wird unheimlich angenehm, dachte ich. Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr in Schwierigkeiten gesteckt, ich habe einen superfantastischen Freund, einen verantwortungsvollen Ferienjob, und Nancy verteilt sogar nach und nach Erlaubnisscheinchen, mit diesem Jungen auszugehen. Das könnte glatt langweilig werden, stellte ich fest, während ich mich umdrehte, um Shrimp einen aufzuknutschen, dabei aber über die Schulter hinweg Wallace beäugte und merkte, dass er mich auch total beäugte.
Vorsicht!
Kapitel 13
Du bist cool«, murmelte Wallace mir im Mondlicht zu. Delia und Shrimp waren in ihren Schlafsäcken
Weitere Kostenlose Bücher