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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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mit Wachen rechnen. Warum möglicherweise? Weil nachts die Bewachung außerhalb des Schiffs auf dem landwärts gerichteten Molenabschnitt erfolgt, tagsüber dagegen an Bord oberhalb der beiden Treppenaufgänge. Die Wachmannschaften bestehen jeweils aus zwei Mann. Davon konnten wir uns inzwischen überzeugen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Tagwache sich auch des Nachts zumindest stundenweise in diesem Bereich aufhält. Das wäre ein kritischer Punkt.“ 
    Sein Blick glitt abwägend von einem zum andern. Die Versammlung schien kein Problem mit seinem Vortrag zu haben. Knappes Nicken, dann fuhr er fort: „Natürlich könnten die Gitter an den Treppenköpfen verschlossen sein. Tagsüber war das bisher jedoch nicht der Fall. Aber nachts wäre das nicht auszuschließen. Allerdings gehe ich nicht davon aus. Grund: Die Wachen sind offensichtlich samt und sonders Crewmitglieder; das gilt auch für die Außenwachen. Ein Schiff dieser Größe hat in der Regel eine mindestens fünfköpfige Crew, den Kapitän eingeschlossen. Im Alarmfall müssten die Kameraden umgehend ihre Stationen besetzen. Da würden verschlossene Gittertüren hinderlich sein. Dass nachts ungebetene Gäste an Bord gelangen, kann praktisch ausgeschlossen werden, da das Schiff aufgrund der Außenwachen nur übers Wasser erreichbar wäre. Das würde auffallen. Insofern stellten offene Zugänge aus Sicht der Schiffsbesatzung kein ernsthaftes Risiko dar. Sieht das jemand anders?“
    Sie schüttelten den Kopf. „Na prima!“ Steiner wies auf die nächste Zeichnung. „Wir befinden uns jetzt auf dem Zwischendeck, dem Hauptdeck der Henrietta . Von hier aus führt nur ein einziger Treppenaufgang aufs Oberdeck. Er befindet sich auf der Steuerbordseite. Unsere vorrangige Aufgabe besteht zunächst darin, die Henrietta am Verlassen des Hafens zu hindern. Es ist nicht davon auszugehen, dass nachts der Steuerstand auf dem Oberdeck besetzt ist. Insofern gilt es, diesen Treppenaufgang als erstes zu sichern. Dazu sollte am Treppenkopf ein Mann ausreichen. Ist doch klar, oder?“
    Allgemein zustimmendes Gemurmel. „Kommen wir zum eigentlichen Ziel der Aktion: die Befreiung der Mädchen! Eines steht fest: Wenn sich das Ergebnis des Lauschangriffs verallgemeinern lässt – hiervon ist nach dem Stand der Dinge auszugehen –, wird prinzipiell im Unterdeck geschlafen. Die Owners Suite im Zwischendeck wird zur Zeit offensichtlich von niemandem benutzt. Das käme uns entgegen, da das für alle an Bord gilt, also den Kapitän, die Wachen, die beiden Mädchen und Tante Helena …“ Er schaute den Bundespolizisten an. „Sagt Ihnen nichts. Tante Helena ist eine Frau an Bord, deren Rolle wir nicht einschätzen können. Es hat den Anschein, als sei sie eine Vertraute der Kinder. Dennoch dürfen wir sie bei der Aktion nicht außer Acht lassen. Gibt es soweit Fragen?“
    „Sind es zwei oder drei Wachschichten?“
    Steiner nickte Schöller zu. „Darauf wäre ich noch zu sprechen gekommen. Es sind zwei Schichten, wobei deren Besetzung, so hat es zumindest den Anschein, nicht stoisch eingehalten wird. Auf der Mole war heute früh die letzten beiden Stunden nur ein Mann zu sehen. Das muss aber nichts bedeuten; eine Nacht reicht nicht, diesbezüglich eine verlässliche Aussage treffen zu können. Und auf noch etwas muss geachtet werden: Als Kapitän bezeichnen wir einen Knaben, der durchs Glas betrachtet so um die fünfzig sein dürfte. Er hat während der Liegezeit scheinbar nichts zu tun, sitzt tagsüber auf dem Oberdeck am Ruder. Was er dort tut, war nicht zu erkennen. Vielleicht liest er Zeitung, hört Radio oder löst Kreuzworträtsel. Ich vermute, er muss jederzeit zum Ablegen bereit sein. Aber er ist nicht allein an Bord! Gestern Nachmittag tauchte auf der Flybridge …“
    „Kaleu, was – zum Teufel – ist die Flybridge?“
    Schöller sah den Kapitänleutnant ratlos an. Der grinste. „Sorry, hätte ich vorher erklären sollen. Das ist der Außensteuerstand auf dem Oberdeck. Alles klar?“ Schöller nickte. Steiner grinste. Diese Landratten! „Machen wir weiter! Nachmittags tauchte ein bis dahin nicht in Erscheinung getretener Knabe auf der Flybridge auf. Mittelgroß, dunkelhaarig, Brillenträger. Alter?“ Der Kaleu zuckte die Schultern. „War auf die Entfernung schwer einschätzbar. Irgendetwas so um die dreißig, würde ich sagen. Da niemand von Land her das Schiff ungesehen erreichen konnte, muss der Typ an Bord gewesen sein, dort offensichtlich auch

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