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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Kopf schoss. Er sah noch, wie sich Juris aufrichtete, ihn überrascht anstarrte. Er hatte den Kerl in seinem Rücken noch immer nicht bemerkt. 
    Andris schloss vor Schmerz die Augen, als in seinem Rücken der rechte Arm mit brachialer Gewalt hoch zur Schulter gedrückt wurde, weiter und weiter, gnadenlos. Dann wurde er herumgerissen, brutal zu Fall gebracht. Der Schmerz in der Schulter raubte ihm beinahe die Sinne. Den dumpfen Aufprall auf dem Beton der Molenkrone vernahm er nur noch unterbewusst. Kein Schmerz, nur dieses widerliche Geräusch, als sein Gesicht aufschlug! Er empfand das alles aus merkwürdiger Distanz, als hätte er seinen Körper verlassen. Wenigstens die Qual in der Schulter ließ einen Moment nach, während ihm im Rücken die Hände gefesselt wurden. Er hörte noch das Schleifen des Körpers, als man Juris neben ihn zerrte. Ihn hatte es also auch erwischt. Jemand riss seinen Kopf an den Haaren in die Höhe, er spürte eklig klebriges Panzertape im Gesicht. Sollten sie ihn doch knebeln! Doch das Atmen durch die Nase fiel schwer. Sie blutete heftig, versperrte dem Atem den Weg. Er röchelte, kämpfte verzweifelt um Luft, fühlte nur einen kurzen Augenblick aufkommende Panik, dann wurde es still um ihn. Einen kurzen Moment wehrte er sich gegen die drängende Bewusstlosigkeit, dann gab er nach. Alles um ihn herum hatte seinen Sinn verloren, wurde ihm vollkommen gleichgültig. Er fühlte sich federleicht, als er ins Nichts eintauchte. 
    „Die Außenwache ist ausgeschaltet. Ihr könnt loslegen.“ Kapitänleutnant Steiner nahm das Funkgerät vom Ohr; der verfluchte Sturm erschwerte die Verständigung. Unmittelbar nach den letzten Worten hatten fünf Männer schweigend das Schlauchboot bestiegen. „Ihr wisst Bescheid. Kürzester Weg zur Mole, Annäherung in ihrem Schatten. Mast- und Schotbruch!“
    Steiner und Heintges verfolgten mit ihren Blicken das Boot, bis sich die dunklen Konturen in der Finsternis verloren. Steiner hob das Funkgerät an den Mund. „Kevin, hörst du mich?“
    „Ich höre, Kaleu!“
    „Augen auf! Sie sind unterwegs!“
    „Verstanden. Auf der Henrietta ist alles ruhig.“
    „Hoffen wir, dass es so bleibt! Ende.“ Er nahm das Gerät vom Mund, sah Heintges an. „Sie haben alles mitbekommen?“
    „Leidlich … der Wind. Auf der Henrietta sei alles ruhig. Richtig?“
    „Richtig.“
    Nun war Heintges an der Reihe. Er drehte sich mit dem Rücken zum Wind, hob das Funkgerät. „Heiner, bitte melden.“
    „Ja, Chef?“
    „Ab sofort volle Konzentration! Prisenkommando legt in circa vier Minuten an.“
    „Verstanden, Chef.“
    „Bleibt auf Empfang! Ende.“
    Steiner grinste, in der Dunkelheit nicht erkennbar, vor sich hin. „Wie viel Mann haben Sie eingeweiht?“
    „Die Freiwache.“
    „Können Sie sich auf die Männer verlassen? Sie sind Ihnen, wenn ich das richtig sehe, disziplinarisch nicht unterstellt.“ Während er mit dem Bundespolizisten sprach, beobachtete er fortgesetzt mit dem Nachtglas das Annäherungsmanöver des Prisenkommandos.
    „Da geht’s mir vermutlich nicht anders, als Ihnen. Wir bewegen uns auf verdammt dünnem Eis. Aber gehen Sie davon aus, dass die Jungs das Richtige tun. Sie sind hochmotiviert. Immerhin geht es um die Befreiung zweier entführter Mädchen! Sobald die nicht mehr gefährdet sind, wird das Unternehmen eine offizielle Polizeiaktion, wobei ich Sie vorsorglich um logistische Unterstützung bitte.“
    „Unterstützung wird gewährt. Ich hab‘ in Hohe Düne bei einem Lehrgangskollegen angeklopft. Er ist Kommandeur des 7. Schnellbootgeschwaders. Wenn’s brennt, schickt er uns im Rahmen einer Übung ein Schnellboot zu Hilfe. Wunder können wir bei dem Seegang allerdings nicht erwarten. Da wir gerade beim Thema sind: Was macht Ihre Arkona?“
    „Die müsste inzwischen ostwärts von Göhren ihren Verfügungsraum erreicht haben. Von dort aus kann sie gleichermaßen ostwärts von Bornholm wie im Bodden operieren, ohne aufgrund ihrer unterlegenen Geschwindigkeit gegenüber der Henrietta von vornherein chancenlos zu sein. Die Marschgeschwindigkeit der Henrietta dürfte bei diesem Seegang nicht viel größer sein. Ich gehe davon …“
    „Sie sind da!“ Steiner hatte, ohne das Glas von den Augen zu nehmen, mit der Rechten Heintges‘ Oberarm umgriffen. „Sie entern das Schwimmdeck.“
    Er reichte Heintges das Glas, bemerkte erst jetzt, dass der Polizeihauptkommissar längst sein eigenes vor den Augen hatte, mit einem Male seine Beobachtung

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