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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nachdenklich zu Heintges hinüber. „Das hätte nicht passieren dürfen.“ Er blickte auf die Uhr. „Zehn vor zwei. Egal, ich ruf‘ Hohe Düne an. Der Kollege wird nicht amüsiert sein. Vielleicht gelingt es, die Henrietta auf offener See zu stellen, wenn wir ein Schnellboot nach Bornholm in Marsch setzen. Außerhalb des Hafens müssen die auf der Henrietta die Geschwindigkeit zurücknehmen. Es könnte also gelingen. Sie informieren bitte die Arkona. Die sollen die Augen offen halten, falls die Henrietta den Bodden ansteuert.“
    Heintges nickte. „Tut mir leid, aber mehr kann ich momentan nicht beisteuern. Vor allem wissen wir noch immer nicht, ob die Mädchen tatsächlich an Bord sind.“
    „Herr Heintges, die sind abgehauen! Nennen Sie mir einen anderen Grund, warum die Henrietta sich bei diesem Scheißwetter abgedunkelt mitten in der Nacht aus dem Staub macht! Die Aktion an Bord ist offensichtlich fehlgeschlagen, die wissen nun, wonach wir suchen. Wenn die nichts zu verbergen hätten, wären die doch im Hafen geblieben, und der gute Mister Dolittle hätte uns die Hammelbeine langgezogen!“
    „Ich geb‘ Ihnen ja recht. Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass meine Möglichkeiten begrenzt sind. Mich kotzt das doch selber an! Hoffentlich gelingt es trotzdem, die Yacht an der Flucht zu hindern.“
    „Wir haben sie auf dem Monitor! Egal, wohin sie sich verpisst, wir wissen, wo sie ist! Der Rest ist eine Frage des Wetters.“ Er blickte durch die offenstehende Tür hinaus auf das Hafenbecken. Die Außenmole war hinter wirbelnden Regenschleiern kaum noch erkennbar. „Das kann ja nicht immer so bleiben. Das darf einfach nicht so bleiben!“
     
    Sie hatten mit wachsender Verbissenheit versucht, die Kabelbinder an den Handgelenken zu durchtrennen, trotz größtmöglicher Kraftanstrengung ein vergebliches Bemühen. Hinzu kam, dass der zunehmend heftigere Seegang eine stabile Körperlage vereitelte, gegenseitige Hilfe somit kolossal erschwerte. Pohl fühlte, wie vereinzelte Bluttropfen sich den Weg entlang der Fesseln bahnten. Er biss die Zähne zusammen, wagte trotz des Schmerzes einen weiteren Versuch. Plötzlich stieß ihm Schöller den Ellbogen in den Rücken. „Psst! Da kommt einer!“
    Sie hielten den Atem an. Tatsächlich, jemand schlich den Treppenabgang hinunter, nur daran erkennbar, dass sich die schwach phosphoreszierenden Kanten des Treppenabgangs Stufe um Stufe nach unten hin verdunkelten. Plötzlich stoppte die in der Finsternis nur erahnbare Bewegung. Kein  Zweifel, dort, am Fuße der Treppe, stand jemand! Sie hörten, wie ein Reißverschluss behutsam geöffnet wurde. Was hatte das zu bedeuten? In banger Erwartung hielten sie die Luft an.
    Der grelle Lichtschein traf Pohl wie ein Keulenschlag. Er schloss geblendet die Augen, wagte erst nach einer Weile zu blinzeln. Das erste, was er im hin und her irrenden Widerschein der Taschenlampe erkannte, waren hellbraune Cowboystiefel. Cowboystiefel in der sturmgepeitschten Baltischen See! Trotz seiner misslichen Lage empfand er einen Moment lang Spott. Die Taschenlampe wurde auf einer der Treppenstufen abgelegt, ihr Schein füllte den Kabineneingang aus, tauchte das Innere in diffuses Halbdunkel. Erstmals erkannte Pohl Konturen der Einrichtung.
    Eine Gestalt trat in den Lichtkegel, näherte sich geräuschlos, bis sie, den Türdurchgang fast ausfüllend, das Kabineninnere erneut verdunkelte. Pohls Blick rasterte im Panikmodus ihren hünenhaften Umriss ab. ‚Knapp zwei Meter, athletisch, nasser Neoprenanzug, Kopfhaube‘ skandierten seine Sinne. Die Gestalt trat einen Schritt zur Seite, offensichtlich konnte sie in ihrem Schlagschatten nichts erkennen. Bisher war kein Laut gefallen.
    Pohls Blick glitt hinauf zum ovalen Gesichtsausschnitt. Ihm stockte der Atem. Zwar waren Details des Gesichts nicht erkennbar, doch ein wesentliches Merkmal hob sich trotz ungünstiger Ausleuchtung ab: ein gewaltiger schwarzer Schnauzbart! Dieses Gesicht kannte er! Niemals würde er es vergessen! Es war das Gesicht des Fremden auf der Terrasse, des Typen, der ihn auf dem Friedhof beobachtet, ihn bis vor sein Haus verfolgt, dort in unverfroren auffälliger Weise fotografiert hatte. Das finster-schwarze Monstrum im Gesicht des Fremden war unverkennbares Markenzeichen seines Verfolgers. Erst jetzt bemerkte Pohl das Nachtsichtglas vor der Brust des Fremden, zugleich den mächtigen Revolver in seiner Linken. Kein Zweifel: In der Tür stand ein Killer! Beeindruckend, mit

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