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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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welcher Lässigkeit er das wilde Schlingern, Heben und Senken der Yacht ausbalancierte, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von ihnen zu nehmen. War er gekommen, sie, lästige Zeugen, zu liquidieren, anschließend über Bord zu werfen? Bei der tobenden See würde es Wochen dauern, bis man ihre Leichen fände. Falls man sie überhaupt fände! Pohl spürte den eiskalten Schauer, der ihm über den Rücken kroch.
    Etwas Unerwartetes geschah. Ohne ein Wort gesprochen zu haben machte der Fremde kehrt, zwei, drei rasche Schritte, dann hatte er den Treppenaufgang erreicht. Ein Klicken, schon herrschte wieder tiefe Finsternis. Sie hörten den Reißverschluss, kein Geräusch sonst, das das gedämpfte Fauchen des draußen tobenden Sturms übertönt hätte. Nur die zunehmende Anzahl grünlich schimmernder Stufenkanten verriet, dass er zurück ins Zwischendeck stieg. Im Unterdeck blieben Finsternis und Ratlosigkeit. Es schien ihn nicht zu interessieren.
    „Haben Sie ihn auch erkannt, Professor?“ Schöller zischelte es in Pohls Rücken.
    „Na klar! Dass war der Typ mit dem Amischlitten …“
    „… der mir in Heisterkamps Villa die Hüfte zerschmettert hat und mich vor meiner Hütte über den Haufen fahren wollte! Ich hatte bei dem Kerl von Anbeginn an ein mieses Gefühl! Jetzt wissen wir, warum. Schätze, das wird noch eine verdammt unerfreuliche Begegnung.“
    „Was meinen Sie? Was hat er vor?“
    „Das fragen Sie noch? Haben Sie nicht den 45er gesehen?“
    Hinter Schöllers Rücken regte sich Hellenkämper: „Mir ist ziemlich egal, wie gut ihr den Typen kennt. Was ich in der Kürze erkennen konnte, fand ich wenig vertrauenerweckend. Der machte einen verdammt gestressten Eindruck! Stress macht diese Sorte Leute unberechenbar! Kameraden, wenn wir vermeiden wollen, von dem Knaben verfrühstückt zu werden, sollten wir uns schleunigst weiter bemühen, diese verdammten Kabelbinder zu durchtrennen!“
    „Tolle Idee! Wie stellst du dir das vor?“ Schöllers Zynismus war unüberhörbar.
    „Indem ich versuche, mit dem Mund an deine Handfesseln zu gelangen, um diese durchzubeißen. Vielleicht klappt das wenigstens. Sollte dir trotz dieser Aktion genug Bewegungsfreiheit bleiben, könntest du dasselbe beim Professor versuchen. Mir ist lieber, wir unternehmen was, statt tatenlos auf diesen Burschen zu warten.“
    „Überzeugt! Versuchen wir’s! Was soll ich tun?“ Schöller schien nun doch angetan vom spontanen Vorschlag seines Vetters.
    „Zunächst mal stillhalten. Und heb‘ die Hände im Rücken so hoch wie möglich. Ich muss sehen, ob ich mit dem Mund bis dorthin komme. Zwischen meinen Armen befindet sich dämlicherweise ein Pfosten, musst du wissen! Die Burschen haben an alles gedacht.“
    „Gut. Fang‘ an!“ Schöller war hörbar beeindruckt. Woher nahm sein Vetter in dieser Situation nur diese Gelassenheit? Er spürte in seinem Rücken, wie der sich abmühte, eine günstigere Position einzunehmen.
    „Deine Hände! Geht das nicht höher?“
    „Ich versuch’s die ganze Zeit!“ Schöller kämpfte gegen den Schmerz an, quälte sich hörbar, die gefesselten Hände hinauf zu den Schulterblättern zu drücken. „Höher geht’s nicht.“
    „Still!“
    Pohls gezischelte Aufforderung! Im selben Moment erstarrten Schöller und Hellenkämper. Pohl hatte etwas bemerkt, das ihn alarmierte. Sie lauschten in die Finsternis, versuchten, dem gedämpft durch die Schiffswand dringenden akustischen Inferno die eine Information zu entringen, die Pohl in helle Aufregung versetzt hatte. Diese verdammte Finsternis! Doch Pohl hatte sich nicht getäuscht: Wieder verdunkelten sich die Stufenkanten. Jemand kam den Treppenabgang herunter. War es dieses Cowboystiefel tragende Kraftpaket? Schlug nun ihre letzte Stunde?
    „Mister Pohl?“
    Pohl erstarrte. Der Unsichtbare kannte seinen Namen! Was hatte das zu bedeuten?
    „Mister Pohl! Sind Sie hier?“
    Das war kein Deutscher! Dieses ‚Mister‘, besonders aber die Aussprache des ‚hier‘ verrieten den Angelsachsen, vermutlich Amerikaner. Warum machte der Kerl kein Licht? Was wollte der von ihm? Sollte er sein erstes Opfer sein? Pohl zitterte vor Anspannung, registrierte dies nur unterbewusst. An Händen und Füßen gefesselt, verknüpft mit den beiden anderen, hatte er nicht die geringste Chance. Er war dem Hünen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Keine fünf Meter trennten ihn von seinen Töchtern, und nun das!
    „Mister Pohl, geben Sie sich zu erkennen! Wir haben keine

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