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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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unschlüssig den Plastikbeutel, warf ihn ärgerlich aufs Bett. ‚So eine verdammte Scheiße! Ausgerechnet jetzt!‘ Die Kontaktlinsen! Er brauchte die Kontaktlinsen! Hastig verschwand er im Bad. Plötzlich hatte er es verdammt eilig.
     
    Steiner stand mit dem Nachtglas in der Tür des Kofferaufbaus. Er schüttelte den Kopf. „So ein Scheißwetter! Ausgerechnet jetzt!“ Er wandte sich nach Heintges um. „Es schüttet aus Kübeln. Man erkennt nichts mehr. Absolut nichts! Es ist draußen richtig warm geworden. Südwestwind, Stärke fünf bis sechs, würde ich sagen, Böen bis acht. Ich glaub‘, das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Ein Boarding können wir uns abschminken.“
    „Hinter Bornholm oder im Bodden wären wir windgeschützt.“
    „Das sind wir hier auch.“
    „Schon klar. Warten wir, was die anderen tun! Die haben dieselben Bedingungen. Wenigstens etwas, das mich beruhigt. Warum rufen Sie nicht Ihre Jungs auf der Mole an?“
    „Was versprechen Sie sich davon? Einen anderen Wetterbericht? Denen säuft doch das Funkgerät ab, bevor sie‘s am Ohr haben!“ Steiner schüttelte missmutig den Kopf. „Machen wir uns einen Kaffee! Wird eine lange Nacht.“
    „Gute Idee.“
     
    Pohl spürte quälend pochenden Schmerz im Schädel. Seit Jahren hatte er keine Kopfschmerzen gehabt, wieso jetzt? Und warum lag er so unbequem? Wo lag er überhaupt? Er wollte sich aufstützen, sich einen Eindruck seiner Situation verschaffen, doch im selben Augenblick wurde ihm bewusst – er war an Händen und Füßen gefesselt! Was war geschehen? Verzweifelt versuchte er sich zu erinnern, doch so sehr er auch sein Hirn zermarterte, da war keine brauchbare Erinnerung. Er hatte auf einer Treppe gestanden, das Letzte, woran er sich entsann. Welche Treppe? Erst jetzt begann er zu begreifen, dass er sich an Bord der Henrietta befand. Was, zum Teufel, suchte er hier? Alena und Alexa! Plötzlich sah er die Mädchen vor sich. Natürlich, er war hier, um die Kinder zu befreien! Seine Kinder! Er hatte die Aufgänge zu den Ruderständen gesichert. Schöller sollte im Unterdeck die Freiwache überwältigen. Schöller allein auf sich gestellt? Nein, da war noch jemand! Verflucht, wer war der Dritte? Er kam nicht drauf. Wenn nur die verdammten Kopfschmerzen nicht wären!
    Wieder versuchte er, sich aufzurichten, doch irgendetwas hielt ihn zurück, etwas, das seine Kräfte überforderte. Warum nur fühlte er sich so schwach? Es kostete ihn kolossale Mühe, sich umzuschauen, um sogleich zu erkennen, dass dies eine vollkommen überflüssige Übung war. Es war stockfinster, absolut nichts zu erkennen. Nur eines wurde ihm bewusst: Er war nicht allein in diesem Raum! In seinem Rücken befand sich ein Körper, der widerstrebend all seinen Bewegungen folgte. Endlich begriff Pohl – er war an diesen Körper gefesselt! Oder war es umgekehrt? Spielte das überhaupt eine Rolle? War es Schöller? Er musste es herausbekommen. Vielleicht wusste der, was passiert war, vor allem aber, wie sie aus ihrer fatalen Situation entkommen könnten.
    „Schöller! Hören Sie?“
    Stille, nur das gedämpfte Glucksen zwischen Mole und Bordwand. Pohl wehrte sich gegen die aufkommende Verzweiflung, bemüht, klaren Kopf zu bewahren. Wenn der nur nicht so schmerzen würde! Wieso war er bei Bewusstsein, Schöller nicht? War der Hauptkommissar etwa tot? Nun überwältigte ihn doch die Panik. Die Aktion war gescheitert, er hatte es verbockt. Er hätte den Posten neben den Treppen nicht verlassen dürfen! Was hatte ihn nur getrieben? Es muss einen Anlass gegeben haben! Ein paarmal glaubte er, den Grund in Erinnerung gerufen zu haben, doch jedes Mal, wenn sich ein Bild zu formen begann, verschwand es in weiter Ferne, irgendwo hinter dem Horizont seines Bewusstseins. Doch plötzlich sah er vor sich den zitternden Vorhang direkt neben der rückseitigen Fensterfront des Salons; überdeutlich hob er sich aus der Flut wirrer Gedanken ab. Der geheimnisvolle Eindringling! Mit der Erinnerung kam das Gefühl, versagt zu haben. Gleichermaßen quälend wie deprimierend legte es sich über Pohls Gemüt. Was war er doch für ein Arschloch! Er wollte Schöller und dem anderen zu Hilfe eilen, stattdessen ließ er sich von dem Fremden übertölpeln! Wer, zum Teufel, war Schöllers Mitstreiter? Diese Kopfschmerzen, diese Dunkelheit! Und dieser Durst! Sollte das das Ende sein?
    „Hauptkommissar Schöller! Sagen Sie doch was! Verdammte Scheiße, ihr könnt mich doch nicht allein lassen

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