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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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…“
    „Pohl?“
    Er hielt den Atem an. Dieses eine Wort, in seinem Rücken mehr geröchelt als gesprochen, hatte auf ihn die Wirkung einer frühchristlichen Heilsbotschaft. Schöller lebte! Er war nicht allein! Gemeinsam hatten sie vielleicht eine Chance! „Mann! Sie leben!“ Er versuchte, sich Schöller zuzuwenden, doch dieses Bemühen misslang.
    „Was ist passiert, Professor? Ich versteh nicht …“ Schöller schien es wie Pohl zu ergehen.
    „Wir wurden aneinander gefesselt.“
    Pohl spürte in seinem Rücken Schöllers Anstrengungen, sich aufzurichten, doch schon bald schien der Hauptkommissar zu resignieren. Mit einem entkräfteten Schnaufen ließ er sich zurückfallen. „Haben Sie eine Erklärung, Professor? Sagen Sie, was machen Sie hier? Sie sollten doch die Aufgänge zu den Ruderständen bewachen!“
    „Es ist jemand in den Salon eingedrungen. Ich konnte ihn in der Dunkelheit nicht erkennen. Er muss irgendwie hier ‘runter gekommen sein. Ich hörte Lärm, wollte Ihnen zu Hilfe eilen …“ Er hielt inne. Wieso konnte Schöller sich erinnern? Und wieso schien der keine Kopfschmerzen zu haben?
    „Zu Hilfe eilen? Hier soll jemand gewesen sein?“
    „Ja. Ich hörte Geräusche. Bin die Treppe ‘runter. Mehr weiß ich nicht.“
    „Geräusche?“ Schöller schien mit Pohls Wahrnehmung nichts anfangen zu können. Doch plötzlich kam Bewegung in das Bündel. „Na klar! Ich erinnere mich! Der Typ auf dem Lokus. Der griff plötzlich an! Wir mussten ihn überwältigen, in der Finsternis alles andere als lustig. Mir war die Nachtsichtbrille verrutscht. Schitte, wo ist die überhaupt?“
    Pohl überhörte die Frage, er hätte sie sowieso nicht beantworten können. „Sagten Sie ‚wir‘? Wen meinen Sie damit?“
    „Na, mich und Hellenkämper. Wieso fragen Sie?“
    „Ach, nichts.“ Hellenkämper war der Dritte, der ihm partout nicht einfallen wollte! Vielleicht war er dem Angriff entkommen! „Wo ist Hellenkämper jetzt?“
    „Weiß ich nicht, aber in meinem Rücken spüre ich jemanden. Schätze, das wird er sein.“
    „Ist er ansprechbar?“
    „Er hätte sich sicherlich zu Wort gemeldet. Eh! Peter!“ Schöllers Ächzen verriet die Anstrengung, trotz der Fesselung durch Körperkontakt eine Reaktion auszulösen. Vergeblich. „Der sagt nichts. Aber er atmet. Ich kann es hören.“
    „Kann das nicht der Typ sein, den Sie überwältigt haben?“
    „Professor, wenn ich unsere Lage richtig einschätze, dann wurden wir überwältigt. Kaum anzunehmen, dass der Typ noch hier ist. Wir sollten uns eher Gedanken machen, wie wir aus dieser Schitte herauskommen!“
    „Was schlagen Sie vor?“
    „Ich? Ich hatte an Sie gedacht! Mir brummt der Schädel! Haben Sie auch so ‘nen Durst, so ‘nen trockenen Mund?“
    „Hab‘ ich. Sagen Sie, bewegt sich Hellenkämper?“
    „Bisher nicht.“
    „Hoffentlich ist ihm nichts passiert. Was glauben Sie? Wie haben die uns auf einen Streich ausschalten können? Ich kann mich an keinen Angriff erinnern. Ich weiß nur, dass ich auf der Treppe stand. Danach ist alles wie abgerissen …“
    „Ich vermute, es war ein Gasangriff.“
    „Gas? Ein Betäubungsgas? Wie soll das hier unten unbemerkt freigesetzt worden sein?“
    „Durch eine Gasgranate, analog zu einer Nebelkerze, nur eben unsichtbares Gas freisetzend.“
    „Unmöglich! Wir hätten den Aufschlag der Granate doch gehört! Außerdem stand ich auf der Treppe im Weg, hätte das bestimmt bemerkt. Da war niemand. Sie hätten das doch gesehen! Wenn schon nicht den Werfer, dann doch zumindest den Wurfkörper. Und? Haben Sie was gesehen?“
    „Nein. Ich nannte das ja nur als Beispiel, weil Sie so ungläubig schienen. In dem von Tschetschenen besetzten Moskauer Theater haben sie Gas über die Klimaanlage eingebracht …“
    „Dann wären wir jetzt vermutlich tot! Da sind doch zig Leute umgekommen!“
    „Über hundert. Das ist halt eine Frage der Dosierung. Und der chemischen Zusammensetzung des Narkotikums. Das hat man heute im Griff. Auf dem Schwarzmarkt kannst du das Zeug in Druckbehältern kaufen. Wird zunehmend ein Thema bei Raubdelikten. Fernfahrer werden während des Schlafes in ihren Kajüten betäubt, um sie auszurauben. Unsere Situation stellt de facto nichts anderes dar: Ich vermisse nämlich meine Pistole. Ich müsste sie bei dieser Körperlage im Halfter spüren, doch da ist nichts! Und die Nachtsichtbrille scheint auch weg zu sein. Ich bleib‘ dabei, Professor: Alles spricht für einen Gasangriff. Aber

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