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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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nicht, nur diese beiden Worte schrie er in das tobende Inferno. Abrupt unterbrach der Lette die Bewegung. Den Kopf weit zurückgelehnt versuchte er dem Druck der Waffe zu entgehen, doch Fortman gab ihm keine Chance. Der Lette röchelte, hatte Atemnot, spürte sicherlich auch peinigenden Schmerz. Resigniert ließ er die Hände sinken.
    Der Kapitän hatte längst erkannt, dass sich in seinem Rücken Ungeheuerliches abspielte, doch die Yacht forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Fortman hatte mit einem sekundenschnellen Blick erfasst, dass in dieser Situation von dem Kapitän keine Gefahr ausging. Sein Augenmerk galt wieder Andris, eindeutig der Gefährlichste im Ruderhaus. Dessen entwaffneter Kumpan hatte längst aufgegeben. Unbeweglich stand er, angelehnt an das Steuerpult, mit dem Rücken zum Bug, starrte unentwegt auf Hellenkämpers Waffe, die eben noch in seinem Gürtel steckte, ihm dort vermeintliche Überlegenheit vermittelte. Zu schnell änderten sich die Vorzeichen, als dass er dies begreifen konnte.
    Der Bug der Henrietta stürzte in ein Wellental, das sich immer weiter, immer tiefer zu öffnen schien. Er tauchte kurz in die schäumende See, um sogleich das Wasser teilend in die Höhe zu schießen, als sei nun der Orbit das Ziel. Wasserkaskaden prasselten auf die Frontverglasung, nahmen die Sicht. Hektisch verrichteten die Scheibenwischer ihren Dienst, unbeeindruckt vom kläglichen Erfolg: Eine technische Söldnertruppe – mochte kommen, was da wollte, sie würden nicht aufgeben! Hellenkämper, solche Bedingungen auf See durchaus gewohnt, zollte unterschwellig dem Schiff Respekt. Oh ja, die Henrietta konnte was ab! Er wischte den Gedanken unvermittelt beiseite. Nicht dem Schiff, dem Typen dort am Steuerpult hatte seine Aufmerksamkeit zu gelten! Sein Blick glitt kurz nach rechts. Er erkannte trotz des diffusen Lichts, dass Schöller – freistehend, ohne jeglichen Halt – verzweifelt um sein Gleichgewicht kämpfte. Scheiße! Schöller musste Fortman bei Andris‘ Entwaffnung helfen! In diesem Augenblick holte die Henrietta nach Steuerbord über.
    Fortman hatte Mühe, Ausrichtung und Druck der Waffe aufrecht zu erhalten. „Schöller!“ Sein Schrei drang schrill durch das akustische Inferno. Er kam einen winzigen Augenblick zu spät, der Hauptkommissar hatte sich, den wankenden Boden mehr mit Mühe als Geschick ausbalancierend, in diesem Moment bereits auf die riskantesten zwei Meter seines Lebens begeben, exakt die Entfernung bis zu Andris, dessen weit geöffnete Augen das bläuliche Zwielicht der Nachtbeleuchtung spiegelten. Sein Blick drückte grenzenlose Überraschung aus, war jedoch Warnung zugleich. Kein Zweifel – der Lette wartete auf seine Chance!
    Die 45er glitt ohne Fortmans Zutun Andris‘ Hals hinunter, als sich die Henrietta ungestüm aufrichtete, um sogleich einen schräg auf sie zurollenden Wellenkamm zu unterschneiden. Wieder nahm dumpf trommelndes Spritzwasser die Sicht. Schöller hatte den Letten mit zwei unsicheren Schritten erreicht, Fortman angesichts der bevorstehenden Entwaffnung den Druck der Waffe erhöht. Der Lette begriff. Wütend ergab er sich in sein Schicksal. Zwei Tage noch, dann wäre er reich gewesen! Nie mehr hätte er sich Sorgen um seine Zukunft machen müssen. Er erstarrte, zornig, sich nicht verteidigen zu können, fühlte, wie Schöller ihm die Waffe aus dem Gürtel zog.
    Fortman nickte erleichtert, als er die Walther in Schöllers Hand erkannte. Phase 1 ihrer Aktion war erfolgreich beendet, der Kapitän wäre reine Routine, Phase 2 ein Kinderspiel. Den Sieg würden sie sich nicht mehr nehmen lassen. Ein fataler Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte …
     
    Heintges blickte Steiner einen Augenblick entgeistert an, dann starrte er stumm auf das Handy, als sei es verantwortlich für die Nachricht. Steiners Neugier ließ sich nicht länger zügeln.
    „Was ist los?“
    „Das war Schwerin! Staatssekretär Aukamm vom Innenministerium.“ Heintges blickte auf die Uhr, schüttelte den Kopf. „Der Staatssekretär! Um diese Uhrzeit!“
    „Worum geht’s?“
    „Es gibt Ärger, Kaleu! Aukamm wollte wissen, aus welchem Grund wir in Sassnitz die Henrietta unter Beobachtung gestellt hätten und ob wir für deren nächtliches Auslaufen verantwortlich seien. Und ob wir wüssten, ob ein Hauptkommissar Schöller sich an Bord der Henrietta aufhielte. Man habe auf ministerieller Ebene eine entsprechende Anfrage aus Düsseldorf erhalten. Sollten sich die Mutmaßungen Düsseldorfs

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