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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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dann kamen sie halt in dessen Auftrag an Bord. Schöller nickte Fortman zu. „Sorry, ich hab‘ Sie unterbrochen.“
    Metin horchte auf. ‚Mal duzen sie sich, mal siezen sie sich. Entweder sind die nicht ganz dicht im Kopf oder hier läuft eine Schau ab!‘ Er resignierte bei der Erkenntnis, dass ihn diese Feststellung im Augenblick nicht weiterbrachte, hoffte wie ein Ertrinkender darauf, sie irgendwann nutzen zu können. Er zuckte zusammen, als Fortman ihn unvermittelt ansprach: „Hör‘ zu, Seppel! Ich sag‘ dir jetzt, was du nachher zu tun hast. Präg‘ dir das in deinem Schädel Punkt für Punkt ein! Du wirst, sobald die Schiffe längsseits gehen, mit uns auf der Flybridge stehen, wirst von dort die Baltic Vis anrufen und mitteilen, dass vor der Übergabe der Mädchen zwei Beauftragte der deutschen Geschäftspartner an Bord kämen, um im Auftrag Samir Charifs die Modalitäten der Übergabe zu besprechen. Hast du das kapiert?“
    „Hab‘ ich.“
    Fortman sah ihn argwöhnisch an. Die plötzliche Kooperationsbereitschaft des Maschinisten irritierte ihn. Was führte der Kerl im Schilde? Was wusste er, von dem sie keine Ahnung hatten? „Damit wir uns richtig verstehen, Seppel – wenn den beiden Leuten an Bord der Baltic Vis Unvorhergesehenes widerfährt, wird es dir verdammt dreckig ergehen! Der Schuss, der dich in diesem Fall trifft, wird nicht tödlich sein, aber du wirst dir den Rest deines Lebens wünschen, er wäre es gewesen. Von dem Prachtkerl in deiner Hose wirst du dich in diesem Fall verabschieden müssen. Schau dir die 45er an! Da bleibt nicht viel! Ich würde sagen: Da bleibt gar nichts! Nun, wie findest du das?“
    „Scheiße, Mann!“ Der Maschinist blickte erschrocken drein. Offensichtlich verfügte er über hinreichende Phantasie, sich die Wirkung eines 45er-Geschosses an dieser empfindlichen Stelle vorzustellen. Er schien jedenfalls zutiefst beeindruckt. So sah es Fortman zumindest, sicherlich auch Schöller. Sie ahnten nicht, dass das Gehirn des Maschinisten im Höchstleistungsmodus nach einem Ausweg aus dessen fataler Situation suchte. Ihm war bewusst, dass er nur während des Rendezvous eine Chance hatte. Er würde sie nutzen!
     
    „Ich schau nach dem Captain. Nicht, dass der uns wegen Kreislaufschwäche abknipst.“ Fortman und Schöller hatten sich nach dem Verhör auf die Eckbank des Wheelhouse zurückgezogen. Der Maschinist sollte nicht hören, was es zu besprechen gab. Das Boarding der Baltic Vis stellte für beide eine gewaltige Herausforderung dar. Jeder Schritt wollte akribisch geplant sein. Sie hatten sich ihre jeweiligen Rollen zugewiesen, jeder wusste, was er zu tun hatte. Nichts durfte schiefgehen.
    „Nehmen Sie die mit!“ Schöller reichte Fortman die Nachsichtbrille des Maschinisten.
    „Danke!“
    Fortman eilte die Stufen hinunter, wandte sich nach rechts in den Salon, setzte dort die Brille auf. Alles erschien verschwommen, nirgends eine klare Kontur. ‚Mein Gott! Wie kurzsichtig ist der Typ?‘ Es bedurfte erheblicher Nachjustierung, bis die Bildschärfe endlich ihr Maximum erreichte. Er klappte die Brille hoch, trat zurück an den Aufgang zum Wheelhouse. „Mister Schöller?“
    Es dauerte einen Moment, bis Schöller im Treppenauge erschien. „Was gibt’s?“
    „Sagten Sie nicht, der Unbekannte, den Ihre Kollegen auf der Flybridge gesehen haben, sei Brillenträger gewesen?“
    „So ist es.“
    „Das war der Maschinist. Da hätten wir vorhin schon draufkommen können. Es gibt keinen Unbekannten an Bord! Ich sag‘ Ihnen das, weil der Mistkerl behauptet, nicht in der Kabine der Toten gewesen zu sein. Wir haben ihn! Da kommt er nicht raus. Bis gleich.“ Sagte es, machte kehrt … und erschrak zu Tode. Hinter ihm stand ein Rieseninsekt, starrte ihn aus kürzester Entfernung an. Bevor Fortman reagieren konnte, hatte Pohl sich das Tragegestell vom Kopf gerissen.
    „Professor! Mann, haben Sie mich erschreckt!“
    „Entschuldigung! War nicht meine Absicht. Ich hörte jemanden auf dem Gang …“
    „Das war ich. Wie geht’s den Mädchen?“
    „Erstaunlich gut. Sie schlafen. Ich wollte ihre Sachen aus ihrer Kabine holen. Ich kann sie unmöglich wieder dort unten unterbringen. Dieses Dreckschwein hat ihnen mit den Sprengstoffgürteln Todesängste eingejagt! Das waren übrigens Attrappen, 24V-Akkus.“
    „24V-Akkus? Mir kamen sie gleich zu voluminös vor, aber ich war mir nicht sicher. Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Erst später …“
    „Dann können Sie

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