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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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wie geplant, zum Treffen mit ihrem Boss kam. Ohne Boris Kustow waren sie kopflos, geradezu ängstlich, denn nichts fürchteten sie mehr, als einen Fehler zu begehen, hierdurch Kustows wütende Bestrafung auszulösen. Der Russe war ein übler Sadist!
     
    Schöller beschloss, dort weiterzumachen, wo er bei Kustow vergangene Nacht aufgehört hatte. Er musste grinsen, als in seiner Erinnerung das erst verdutzte, dann wutverzerrte Gesicht des Russen erschien, nachdem er diesem eröffnet hatte, im Kommissariat das Verhör nicht fortsetzen zu wollen, da er zu müde sei. Dann könne er doch in Kreuzers Eck zurückkehren, hatte Kustow erwidert, mit der Taxe auf Staatskosten, wie er provozierend anmerkte. Er kenne seine Rechte. Ja, ganz gewiss, hatte er dem Russen geantwortet, natürlich kenne er seine Rechte. Dann wüsste er auch, warum er nicht zu Kreuzer zurückkönne, vielmehr wegen Verdunklungsgefahr die Nacht über Gast des Zellentraktes sei. Kustow hatte geschäumt, ihm den Tod gewünscht. Geholfen hatte es ihm freilich nicht. Umso gereizter dürfte der Russe gleich sein, und darauf baute Schöller. 
    Er wartete, bis Schrage Platz genommen hatte, blickte anschließend zur Tür, nickte dem dort postierten Polizisten zu. „Sie können gehen. Behalten Sie den Gang im Auge!“ Dann nahm auch er gegenüber den Bandenmitgliedern Platz. Sein Blick glitt über die wenig beeindruckende Versammlung. „Na? Zu kurz geschlafen? War wohl ‘ne Scheißnacht, Kollegen! Oder?“
    Kevin, Mecit und Anatol starrten ihn an; aggressiver Trotz glomm in ihren Augen. Von ihnen erführe er nichts, war die Botschaft. Damit rechnete Schöller auch nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht. Stress, Zwietracht waren die Devise, die Zermürbung der Bande, um ihr vermeintliches Schweigegelübde früher oder später zu brechen. Wenn sie in dieses Verbrechen involviert war, er erführe es in allernächster Zeit, dessen war er sich sicher. Er zog die Schachtel hervor, schüttelte sie. „Hört ihr es klimpern?“ Keine Reaktion. „So hören sich Todesurteile an!“ Wieder schüttelte er die Schachtel. „Vier Stück sind es schon. Bleiben noch vier.“
    Schöller musterte hämisch grinsend die jungen Burschen. Obwohl keiner antwortete, blieb ihm die zunehmende Gereiztheit nicht verborgen. „Ich würde die Hosen ‘runter zu lassen, bevor das mir gewidmete Fünfmarkstück ebenfalls in dieser Schachtel landet!“ Keine Reaktion, Schweiß glänzte auf Anatols Stirn. Schöller hatte es längst bemerkt. Natürlich auch Schrage. Der lächelte still in sich hinein. Ganz klar, der Chef würde sie weich kochen. „Seid ihr wirklich so blöd? Ihr zieht es vor, einer nach dem anderen von einem durchgeknallten Mörder massakriert zu werden, während euer Boss im Ausland rumvögelt?“
    Nun begann auch Kevin zu schwitzen. Schöller bemerkte es mit Genugtuung. Zeit für den Frontalangriff! Er öffnete die Schachtel, ließ die Geldstücke über den Tisch rollen, bis sie, eines nach dem anderen immer wilder um die eigene Achse kreiselnd, silbrig klirrend zur Ruhe kamen. „Ihr könnt sie gerne mal anfassen.“
     
    Sie starrten wie gebannt auf die Geldstücke, doch keiner wagte, eines zu berühren. Sie schienen geradezu panische Angst davor zu haben. „Will keiner?“ Schöllers Blick glitt von einem zum andern. „Was ist los mit euch? Ihr seid doch sonst nicht so zimperlich!“ Er ergriff eines der Geldstücke, blickte es eingehend an. „Das ist Iljas! Er hatte es vor seinem Tod verschluckt.“ Wieder musterte er die Burschen. Nun schwitzten sie alle! Schöller ergriff das nächste Geldstück, hielt es in die Höhe. „Das hier ist Abdullahs. Es steckte in seiner Hemdtasche. Wir mussten verkrustetes Gehirn von ihm wischen.“ 
    Anatol begann – anfangs kaum erkennbar – zu zittern. Schöller war es nicht entgangen. „Na, Anna? Hast du die Hosen voll?“ Er wusste, dass Anatol wütend reagieren würde, niemand außerhalb der Bande durfte ihn so nennen. Die Wut siegte bei diesen Typen erst über die Selbstbeherrschung, dann über den Verstand. Darauf hatte Schöller es angelegt. Scheinbar teilnahmslos ruhte sein Blick auf dem sichtlich nervöser, zugleich wütender werdenden Russlanddeutschen. Endlich kam die erwartete Reaktion: „Was willst du von mir, Bulle? Was glotzt du mich so an?“
    Schöller schien ganz und gar unbeeindruckt, musterte ihn aufreizend spöttisch. „Ich könnte dich wegen Beamtenbeleidigung einbuchten, aber da wärest du vor dem Killer
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